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Anhaltisches Theater Dessau nimmt im Mai Tradition der Elbmusikfeste wieder auf "Zusammengewürfelter" Orff und weitere drei Produktionen

Von Helmut Rohm 12.03.2010, 04:52

Um 9. 30 Uhr treffen sich wildfremde Menschen, um gemeinsam zu proben und am Abend ein Konzert zu geben. Das ist, stark vereinfacht, die Idee von Antony Hermus, Generalmusikdirektor am Anhaltischen Theater Dessau, für ein sogenanntes Scratch-Konzert. Am 15. Mai wird so im Anhaltischen Theater Dessau " Carmina Burana " von Carl Orff zu erleben sein – innerhalb des Elbmusikfestes 2010.

Dessau-Roßlau. Das Anhaltische Theater Dessau nimmt die Tradition der Elbmusikfeste, einem Vorläufer der Anhaltischen Musikfeste, in seiner derzeitigen 215. Spielzeit wieder auf. Nach einer Unterbrechung von 175 Jahren findet vom 13. bis 16. Mai das zweite Elbmusikfest in Dessau statt.

Insgesamt wurden im Elbraum zwischen 1825 bis 1836 neun Elbmusikfeste durchgeführt. Die Aufführungsorte waren Magdeburg, Zerbst, Halberstadt, Nordhausen, Halle, Dessau und Bernburg. Das erste Anhaltische Musikfest fand 1840 in Köthen statt.

Die wohl spektakulärste Veranstaltung bei der Dessauer " Neuauflage " des Elbmusikfestes wird das Scratch-Konzert am 15. Mai ab 19 Uhr im Großen Haus des Anhaltischen Theaters sein. Das Anliegen : Innerhalb von 24 Stunden wird mit einem großen Chor aus Hobbysängern " Carmina Burana " einstudiert und in einer Aufführung öffentlich präsentiert.

" Es wird vor allem ein Tag der Teilnehmer sein, bei dem die Aufführung nicht unbedingt in erster Linie das Wesentlichste ist ", erläutert Antony Hermus. Er hat in seiner holländischen Heimat und auch schon in Deutschland solche aus England stammenden " Massenchorkonzerte " dirigiert. " Zusammengewürfelt, rasch hergestellt " bedeutet hier das " Scratch ".

Laiensängerinnen und -sänger, auch Kinder und Jugendliche, aus Dessau und Umgebung sind aufgerufen, aktiv mitzumachen und die Solisten und Chormitglieder aus dem Theater zu unterstützen. Freude am gemeinsamen Singen steht im Mittelpunkt.

Interessenten können sich an der Theaterkasse oder über die Homepage des Anhaltischen Theaters (" Elbmusikfest 2010 ") anmelden. Die " Mitmachgebühr " beträgt zehn, ermäßigt fünf Euro.

Die individuelle Vorbereitung der jeweiligen Stimme, so der GMD, sei natürlich von Vorteil. Dazu wäre es günstig, sich die jeweiligen Noten zu besorgen. Am Sonnabendvormittag werde mit den Kapellmeistern und Korrepetitoren sowie mit Dessauer Solisten intensiv bei Klavierbegleitung geprobt. Bereits am Freitagabend werden von 19 bis 21 Uhr freiwillige Stimmproben im Theater angeboten.

" Nach einem gemeinsamen Mittagessen findet ab 14 Uhr die Generalprobe gemeinsam mit der Anhaltischen Philharmonie statt ", erklärt Antony Hermus den weiteren Ablauf. Und am Abend – das große Konzert.

Zu dem Vier-Tages-Programm des Elbmusikfestes 2010 gehört zu Himmelfahrt, am 13. Mai, die Wiederaufführung der seit dem Spielzeitauftakt Aufsehen erregenden Produktion der Oper " Lohengrin " von Richard Wagner in der Regie von Andrea Moses. Einen Tag später ist die ebenfalls begeistert aufgenommene Ballettproduktion " Lulu " in der Inszenierung und Choreografie des Dessauer Ballettchefs Tomas Kajdanski im Programm.

Abgeschlossen wird das Elbmusikfest am Sonntag, 16. Mai, mit der Oper " La Muette de Portici " (" Die Stumme von Portici ") von Daniel François Esprit Auber. Diese große Oper mit hoher Chordominanz thematisiert das Aufbegehren des " einfachen Volkes " gegen eine restaurative Gesellschaftsordnung. Die Uraufführung 1830 war unmittelbarer Ausgangspunkt für die belgische Revolution um die Unabhängigkiet des Landes.

Diese Oper ist die erste gemeinsame Produktion des Generalintendanten André Bücker und des Generalmusikdirektors Antony Hermus. Beide, wie Andrea Moses und Tomas Kajdanski, haben mit Beginn der diesjährigen Spielzeit am Anhaltischen Theater in Dessau ihre Tätigkeit aufgenommen.