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Steven Spielberg wird 65 / Mit dem "Weißen Hai" läutete er die Ära der Blockbuster-Filme ein, und ein Ende ist nicht abzusehen "Ich bin kein Workaholic, eher ein Filmemacher außer Kontrolle"

16.12.2011, 04:26

Los Angeles (dpa) l Steven Spielberg kann an seinem Geburtstag gleich auf zwei neue Filme anstoßen. Am Sonntag wird der dreifache Oscar-Preisträger 65 Jahre alt, drei Tage später läuft seine 3D-Comic-Verfilmung "Tim und Struppi" in den US-Kinos an. Zu Weihnachten beschert er seinen Fans dann das Drama "Gefährten".

Danach geht es für Hollywoods angegrautes Multitalent nonstop weiter. Für den Historienfilm "Lincoln" holt er Daniel Day-Lewis vor die Kamera. 2012 will er auch noch das futuristische Epos "Robopocalypse" drehen. Wenn George Lucas ruft, würde er sofort einen fünften "Indiana Jones"-Streifen inszenieren, verkündete Spielberg kürzlich. Und als Produzent will er im geplanten "Jurassic Park 4" noch einmal Dinosaurier zum Leben erwecken.

Doch er sehe sich nicht als Workaholic, sagte Spielberg der Nachrichtenagentur dpa. "Nein. Ich bin eher ein Filmemacher außer Kontrolle", sinnierte der Regisseur. "Ich liebe es einfach, Seemannsgarn zu spinnen. Egal ob ernste historische Stoffe oder große Unterhaltungsstreifen wie jetzt "Tim und Struppi". Seit ich zwölf Jahre alt war, habe ich Filme gedreht."

Der im US-Staat Ohio geborene Sohn einer jüdischen Familie ließ sich auch nach zwei Absagen an kalifornischen Filmhochschulen nicht von seinen Hollywood-Ambitionen abbringen. Als Regieassistent bei TV-Serien fand er den Einstieg und drehte 1974 seinen ersten Spielfilm, "The Sugarland Express", ein Roadmovie mit Goldie Hawn. Gerade 28 Jahre alt schreckte er mit dem Horror-Streifen "Der weiße Hai" Hollywood auf, ließ die Kinokassen klingeln und läutete damit die Ära der "Blockbuster"-Filme ein.

Mit dem Science-Fiction-Thriller "Unheimliche Begegnung der dritten Art" und der Abenteuer-Saga "Indiana Jones" setzte Spielberg seinen Siegeszug fort. Sein Außerirdischer "E.T." (1982) war der bis dahin kommerziell erfolgreichste Film überhaupt und wurde erst von Spielbergs Dinosaurier-Spektakel "Jurassic Park" und später von der "Titanic" überholt.

Mit "Schindlers Liste" kam die große Wende

Spielberg brachte Milliarden in die Kinokassen, wurde aber als "ewiges Kind" Hollywoods nie ganz ernst genommen. Das änderte sich erst mit dem Drama "Die Farbe Lila" über das Schicksal einer schwarzen Frau in den US-Südstaaten, das mit elf Oscar-Nominierungen bedacht wurde.

Die große Wende kam mit dem Holocaust-Drama "Schindlers Liste". "Ich bin nicht mehr der Mensch, der ich war, bevor ich nach Polen ging", sagte Spielberg, als er 1994 den Golden Globe und dann zwei Oscars - für Regie und Produktion - erhielt.

Seinen zweiten Regie-Oscar nahm er 1999 für "Der Soldat James Ryan" entgegen, den die "New York Times" zum "besten Kriegsfilm unserer Zeit" ernannte. Mit "Amistad" verfilmte er eine Sklaven-Revolte, mit "Minority Report" und "Krieg der Welten" wagte er sich in die Zukunft, mit "Terminal" und "Catch Me If You Can" probierte er Slapstick und Comedy, mit dem Thriller "München" setzte er ein politisch-brisantes Drama spannend um. Seit zwanzig Jahren ist der siebenfache Vater in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Kate Capshaw verheiratet. 1984 hatte er ihr die Hauptrolle in "Indiana Jones und der Tempel des Todes" gegeben.