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Gunther Emmerlich kommt am 27. Februar nach Magdeburg. Er singt, liest aus seinen beiden Büchern und erzählt heitere und wehmütige Anekdoten. "Ich bin ein Geschichten-Erzähler"

27.01.2011, 15:30

Gunther Emmerlich singt und liest am Sonntag, dem 27. Februar, ab 18 Uhr in der Festung Mark in Magdeburg. Neben bekannten und beliebten Melodien mit seiner markanten Bassstimme darf das Publikum sich auf heitere Geschichten und Anekdoten aus seinen Büchern " Ich wollte mich mal ausreden lassen " und " ZUGABE – Anekdoten, Ansichten und anderes " freuen. Im Biber-Interview gibt Gunther Emmerlich schon einen kleinen Vorgeschmack.

Biber : Herr Emmerlich, vor vier Jahren sagten Sie : " Mein Beruf gehört bei mir auch zu den schönen Dingen des Lebens, mittlerweile auch das Schreiben. Darüber bin ich sehr glücklich. Das ist eine Drohung !" Inzwischen haben Sie Ihre " Drohung " also wahrgemacht und ein zweites Buch geschrieben : Worum geht es darin ?

Gunther Emmerlich : Das Schreiben macht mir großen Spaß. Das erste Buch " Ich wollte mich mal ausreden lassen " beinhaltet 29 Geschichten, über die Zeit, in der ich lebe und gelebt habe, über Menschen, die mir nahestanden und Menschen, die mir weniger nahestanden, Geschichten über komische und weniger komische Situationen. Wie man sich vorstellen kann, beschränkt sich mein Leben nicht auf diese 29 Geschichten : Also habe ich nun weitergeschrieben – eine erste Zugabe sozusagen. Ich bin ein Geschichten-Erzähler und habe einfach noch einige Geschichten auf der Pfanne ...

Biber : Ihr Terminkalender ist beängstigend voll, Sie sind mit Ihren Engagements fast jeden Tag unterwegs. Wann kommen Sie zum Schreiben ?

Gunther Emmerlich : Ich schreibe tatsächlich überall, wo ich eine Idee habe und Papier und Stift zur Hand ist.

Biber : Sie haben in Ihrem Leben und Ihrer Karriere schon so viel erlebt und sind mit so vielen Menschen in Kontakt gekommen, und trotzdem erinnern Sie sich so detailliert, wie geht das ?

Gunther Emmerlich : Die erfreulichste Erkenntnis beim Schreiben war, dass die Erinnerung ziemlich genau wiederkehrt und auch weit zurück geht. Wenn ich mich erinnere, dann sehe ich Farben, höre Melodien, rieche Düfte und sehe Menschen. Ich unterliege dabei nicht der weit verbreiteten Versuchung, in der Erinnerung alles zu beschönigen. Aber Schönes gab es auch.

Biber : Ihr Buch ist voller Anspielungen auf Geschichte, Politik, Kunst und Kultur – wie haben Sie sich dieses ganze Wissen angeeignet ?

Gunther Emmerlich : Neugier und Interesse treiben mich an – und die frühe Einsicht, dass Faulheit falsch ist. Der gelegentliche Überblick ist horizonterweiternd und wohltuend, gerade weil ich ihn manchmal nicht habe. Als Künstler ist man ja ein Leben lang Schüler und lässt sich von Dirigenten, Regisseuren und auch Redakteuren belehren. Das geht mir zwar manchmal auf den Keks, aber es ist unerlässlich und hilft einem wach zu bleiben.

Biber : Ein Kapitel Ihres Buch heißt " Schauderhafte Heimat " – das hatten Sie dem MDR, der die Sendung " Zauberhafte Heimat " produzierte, vorgeschlagen. Welche Idee steckt dahinter und wie war die Reaktion ?

Gunther Emmerlich : Die Idee war, mit hübschen Melodien aufs durchaus vorhandene Hässliche in unserer Heimat zu verweisen. Der Sender fand schon die Idee abartig – ich nicht. Für mich wäre es sehr reizvoll gewesen, hätten beispielsweise die " Kastelruther Spatzen " gemeinsam mit den " Fantastischen Hartz IV " das Echo der Berge um das Echo vom Schuldenberg bereichern können. " Üb immer treu und Redlichkeit " vom Chor der Banker wäre nicht nur als Lied passend gewesen.

Biber : Ihr Buch ist sehr humorvoll geschrieben und mit einem Augenzwinkern, auch wenn es in der Welt manchmal traurig und ungerecht zugeht – inwieweit spiegelt das Ihre Lebenseinstellung wieder ?

Gunther Emmerlich : Mein Lebensmotto heißt : Um ernst zu sein, genügt einem Dummheit – zur Heiterkeit ist ein klarer Verstand unerlässlich.

Biber : Sie kommen gern und oft zu Lesungen. Was haben Sie für Erfahrungen dabei gemacht ?

Gunther Emmerlich : Das Publikum erkennt sich selbst oder die beschriebenen Situationen wieder und ist entweder erheitert oder betroffen. Meine Geschichten sind authentisch und durchaus nachvollziehbar. Auch versuche ich mich vor Eitelkeit und Selbstbeweihräucherung zu hüten. Die Lesungen sind für mich die erfreulichsten beruflichen Zugewinne der letzten Jahre. Musik gibt es dabei natürlich auch.