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Lustiges Taschenbuch Runder Geburtstag in Entenhausen

Vor 50 Jahren kam das "Lustige Taschenbuch" auf den Markt - das Erfolgskonzept stammte aus Italien.

09.10.2017, 23:01

Berlin/Entenhausen (dpa) l Partylaune in Entenhausen, Donald, Micky, Goofy & Co. feiern runden Geburtstag: Vor 50 Jahren erschien das erste „Lustige Taschenbuch“ (LTB), mehrere Generationen sind seitdem mit den Disney-Klassikern aufgewachsen. Fast acht Regalmeter nehmen alle bisherigen Ausgaben ein. Der gedruckte Duck trotzt im Digitalzeitalter der vieldiskutierten Print-Krise.

„Seufz, zong, grübel“ – wann genau die erste LTB-Ausgabe auf den Markt kam, kann Peter Höpfner, Chefredakteur beim Verlag Egmont Ehapa, nicht exakt sagen. Es war jedenfalls Anfang Oktober 1967, als mit dem „Kolumbusfalter und anderen Abenteuern“ das erste LTB an die Kioske kam. Das Heft ist von Sammlern heute hochbegehrt.

Damals waren Donald und die Neffen in Costa Rica auf der Suche nach Schmetterlingen. Auf dem Flügel eines Falters entdecken sie eine Schatzkarte, auf deren Spuren sie sich sofort begaben – dicht gefolgt von den Panzerknackern. In der Jubiläumsausgabe, der Nummer 499, die am 10. Oktober erscheint, wird die Geschichte fortgesetzt. Die Ducks kehren mit viel Gold nach Entenhausen zurück. Doch auch dort erwartet sie neues Ungemach.

Mit dem LTB holte Ehapa eine italienische Erfolgsformel nach Deutschland. Jenseits der Alpen gaben die Disney-Klassiker schon in den sechziger Jahren den Ton an bei Comic-Fans. Für Deutschland entschied der Verlag, die Wochenhefte für den heimischen Markt zu einem Monatsbuch zu bündeln. Die verkaufte Auflage liegt heute bei 180.000 Exemplaren, nach Verlagsauskunft wird sie zu zwei Dritteln von Jungen gelesen.

In den ersten Jahren erschien jedes LTB mit einer Vorgeschichte, an die sich längere Erzählungen anschlossen, getrennt nach Micky-Maus und Donald-Duck-Welten. Die Abenteuer waren durch Zwischenepisoden verbunden. Seit 1982 stehen die Storys nebeneinander, oft werden die Lebenswelten der beiden Hauptfiguren verbunden.

„Schluck, stöhn, knarr, klimper“ – zu den Übersetzern in der LTB-Redaktion gehörte zu Beginn auch Erika Fuchs, die mit ihren Wortgeschöpfen aus der Disney-Welt maßgeblichen Einfluss auf die deutsche Alltagsprache ausübte.

In einem halben Jahrhundert ist die LTB-Welt deutlich gewachsen. Neben dem Monatsklassiker erscheinen inzwischen mehrere Sondereditionen. Ob Fantasy oder History, ein LTB für Ostern, Ausgaben zu Olympia oder der Fußball-Weltmeisterschaft: „Wir arbeiten mit einer Marke, die sehr lange eingeführt ist“, sagt Höpfner. Eine Premium-Reihe richtet sich vor allem an Erwachsene. Mit den „spin offs“ gehe der Verlag auf Zielgruppen jenseits der klassischen LTB-Klientel unter Kindern und Jugendlichen zu. Ingesamt summiert sich die Auflage aller Editionen auf rund fünf Millionen verkaufte Exemplare im Jahr.

Die Erfolgsformel zieht. Die Abenteuer in exotischen Ländern, die Zeitreisen durch die Geschichte, die Ausflüge in die Zukunft gehören für viele Kinder zu den ersten Leseerfahrungen. Die bildungsbürgerliche Abneigung gegen Comics ist längst verflogen. „Wir sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen“, sagt Höpfner.

Ob „Der Herr der Klinge“, „Moby Duck“ oder der „Baron Donald von Münchhausen“ – immer wieder tauchen Micky und die anderen auch als Gestalten der Weltliteratur auf. Inzwischen wird auf LTB-Basis sogar Unterrichtsmaterial für Schulen hergestellt.