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Mario Barth Zwischen bekloppt und sexy

Mario Barth schöpfte am Sonnabend in der voll besetzten Magdeburger Getec-Arena wieder aus dem Vollen.

Von Manuela Bock 29.05.2017, 03:23

Magdeburg l Wer zu Mario Barth geht, weiß, was kommen wird. Der Komiker wird die Macken der Frauen aufs Korn nehmen und zugleich beweisen, dass auch Männer bekloppt sind. Und sexy. „Warum sollte ich daran etwas ändern? ACDC spielt ja auch nicht auf einmal Panflöte!“, ruft der Comedian am Ende der Show in die Halle. Der Applaus gibt ihm recht.

Mehr als zwei Stunden lang hat Barth vorher sein Publikum mit dem unterhalten, was es von ihm sehen und hören wollte. Der 44-Jährige steht als Kumpel auf der Bühne, reißt Grimassen, spricht in vielen Stimmlagen, lacht, klopft sich auf die Schenkel und erzählt, was ihm mit seiner Freundin, seinen Freunden und deren Frauen widerfahren ist. Er beschreibt das männliche Technikverständnis und die weibliche Neugier.

Das funktioniert schon lange so. Der Komiker mit der Berliner Kodderschnauze füllt seit mehr als 15 Jahren die großen Hallen und Stadien, stellt 2014 im Berliner Olympiastadion einen Weltrekord auf: Niemand vor ihm hatte binnen 24 Stunden ein größeres Live-Publikum unterhalten, mehr als 116 000 Zuschauer sind es damals.

Als Gegensatz dazu kursieren vor kurzem Nachrichten, dass sich die aktuelle Tour nur schleppend verkauft. Die Hallen bleiben leer? Hat sich der „ewige Barth“ abgenutzt? Kann selbst „Super Mario“ nicht immer nur ein Thema auswalzen? In Magdeburg lauten die Antworten auf solche Fragen: Nein! Die Halle ist voll. Mario Barth unterhält, sein Publikum amüsiert sich prächtig. Ein Zusatztermin am 22. November in Magdeburg wird bereits angeboten.

Es ist nicht Schluss mit lustig bei Mario Barth. Er rennt über die Bühne, er schildert scheinbar banale Alltagssituationen mit seiner unverwechselbaren Mimik und parodiert seine Freundin. „Ich liebe meine Freundin, es gibt keine geilere“, leitet er gern ein und erzählt dann davon, wie es war, als er ohne die Milch nach Hause kam, die sie bestellt hatte.

Dabei steht der Comedian in einem futuristisch anmutenden Bühnenbild – Mario hat sich seinen eigenen Flughafen geschaffen, noch bevor der Berliner „BER“ eröffnet wird, im Jahre 2215, in einer Zeit in der es keine Handtaschen und Schuhläden mehr gibt. Und Frauen und Männer sich nichts mehr zu sagen haben. So weit ist es glücklicherweise aber noch nicht, und so kann Mario Barth sich genüsslich über seine Freundin, „the brain“ (deutsch: das Gehirn), auslassen, die studiert hat (während er nur Realschulabschluss hat), aber beim Zoobesuch Nashorn und Nilpferd verwechselt.

Es gehört zur Mario-Barth-Masche, das Thema breit zu machen, hinüberzugleiten in die nächste Schilderung des ewigen „Mann-Frau-Konfliktes“: „Es gibt einfach Tage, da wachen die Frauen auf und sagen: Heute vernichte ich ihn. Da kannst du Rosenblätter streuen und die fragen: Wer fegt das weg?“ Männer und Frauen amüsieren sich dabei gleichermaßen. „Genauso ist es“, der Ausruf ist während der Show häufig zu hören.

Die Frauenrunden im Publikum wischen sich die Lachtränen von den Wangen, manche Männer ergänzen die Textzeilen in eigenen Versionen, um dann schallend zu lachen, wenn die wirkliche Barth-Pointe kommt. Auch dieses Programm des Komikers ist zeitlos, viele Witze hätten auch schon vor vielen Jahren funktioniert und tun es vielleicht auch später noch.

Wer ein Programm gesehen hat, sieht nicht zwingend viel Neues. Die Kunst von Mario Barth besteht darin, seine Einlagen so zu übertreiben, dass man als Zuschauer irgendwann einfach darüber lachen muss. „Anschiss kriegst du so oder so“, brüllt Barth ins Mikrofon und posiert lachend. Er schafft es tatsächlich den Zuschauern das Gefühl zu vermitteln, „Hey, ich bin einer wie ihr“ und trotzdem mit seiner Berühmtheit zu kokettieren – wenn er vom Taxifahrer berichtet, der ihn erkannt haben will oder vom Flughafenmitarbeiter, der auf ihn zustürmt.

Dass diese Mischung aufgeht, ist auch vor dem Merchandise-Stand der Halle zu sehen. In der Pause holen sich Männer und Frauen gemischten Alters T-Shirts, auf denen steht „Du hast Recht. Ich habe meine Ruhe“ (Männer-Shirt) oder „Sorry, Dein Fehler“ (Frauenshirt). „Janz wichtig – Fresse halten angesagt“ steht auf den Kaffeetassen. Aber daran denkt er gar nicht. Der Mann, der schon etliche Comedypreise eingefahren hat, versteht es zwerchfellerschütternd darüber zu lamentieren, dass sich Frauengruppen in seiner Wohnung treffen und wie er an scheinbar normalen Fernsehabenden ins Fettnäpfchen schlittert.

In der zweiten Programmhälfte widmet er sich verstärkt den Anstrengungen der Geschlechter beim Sex und schaut dabei mit einem Seitenblick auf den elfjährigen Jonas, den er im Publikum ausgemacht hat. „Das wirst du später noch alles verstehen“, sagt Barth und die Zuschauer biegen sich vor Lachen. Der letzte Satz im Programm führt ihn zur titelgebenden These zurück: „Männer sind bekloppt, aber sexy.“

Das letzte Wort des Abends ist das jedoch nicht. Mario Barth nimmt noch eine andere wichtige Frau in seinem Leben aufs Korn: seine Mutter. Er witzelt über deren Wunsch, „auch einen Hashtag“ haben zu wollen und darüber, dass sie die Fernbedienungen verwechselt. Mit seinem unverkennbaren Mario-Augenaufschlag, der auf den großen Leinwänden neben der Bühne besonders gut zu sehen ist, blickt er auf das Publikum und sagt: „Es gibt Menschen, die verstehen das alles nicht.“ Das stimmt, diesen Humor verstehen nicht alle. Und wollen es auch nicht. Aber das ist „Super Mario“ egal. Denn die, die ihn verstehen, sind heute hier und feiern auch die Abschlussgags („Frauen haben manchmal Aussetzer, dann erhalten sie ein Update.“, „Männer sind ja immer noch auf dem Stand von Windows 3.0.“) und die Aussicht auf das finale Feuerwerk.

Mario Barth lädt zu seinem Tourfinale im Juni nach Berlin ein, verspricht, wiederzukommen. Er erklärt noch, warum er nicht aufhören will und kann: „Ich bin auf Tour, denke, ich habe alles gesagt – und dann komme ich zu meiner Freundin nach Hause ...“ und beschließt den Comedy-Abend mit einem Satz, den er in seinen ersten Shows gesagt hat. Der unbestreitbar wahr ist und allen hier ein gutes Gefühl beim Nachhause-Gehen vermittelt: „So’n Abend wie hier heute, ohne Publikum, wär echt Scheiße.“