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Magdeburger Galerie Himmelreich zeigt eine Personalausstellung von Marcus Golter Martialisches mit antiken Ursprüngen

Von Klaus-Peter Voigt 15.03.2012, 03:10

Noch bis zum 30. März sind in der Galerie Himmelreich Arbeiten von Marcus Golter zu sehen. Der gebürtige Stuttgarter lebt heute in Potsdam.

Magdeburg l Eher abseits stehen die Figuren aus Eisenguss. Ihr rotbrauner Farbton lässt sie neben den meist grauen oder weißen Plastiken von Marcus Golter scheinbar hervortreten. Die Gruppe der Kuroi in der aktuellen Ausstellung, zu sehen bis zum 30. März dieses Jahres, in der Magdeburger Galerie "Himmelreich" wirkt eher martialisch. Dabei geht der Ursprung dieser plastischen Darstellungen bis ins antike Griechenland zurück, die durch Erhabenheit, Stolz und Symmetrie für sich sprechen.

Golter sieht sie aus heutigem Blickwinkel. Die sieben, fast einen halben Meter hohen Wesen kommen gesichtslos daher. Der Künstler lässt sie im "Ungleichschritt" marschieren. Nur in groben Umrissen und teilweise fast geometrisch sind die Köpfe gestaltet. In den Händen tragen die kriegerisch anmutenden Männer an Werkzeuge erinnernde Gebilde. Ein uraltes Thema wurde in die Gegenwart transformiert.

Der in Potsdam lebende und in Stuttgart geborene Künstler stellt sich in seiner Personalschau in erster Linie mit plastischen Arbeiten vor. Einige Skizzen ergänzen die Präsentation. Nach einer Lehre als Steinbildhauer und anschließender Gesellenzeit ging er 1991 an die Hallische Burg Giebichenstein. Dort studierte er bei Professor Bernd Göbel Bildhauerei und war zudem bis 2000 Meisterschüler. Die rund zehn Jahre währende akademische Ausbildung macht sich unter anderem in der klaren Figürlichkeit bemerkbar. An der Hochschule spielt diese Tradition nach wie vor eine Rolle. Abstraktionen oder Verwandlungen haben eine handfeste Basis.

In unterschiedlichen Projekten wirkt Golter an Kunst im öffentlichen Raum mit. Seine handwerkliche Lehre kommt ihm dabei zugute. Auf dem Stadtgottesacker in Halle schuf er eine Reihe neuer und moderner Bögen für die Grüfte, die im Laufe der Jahrhunderte der Zahn der Zeit zerstört hatte.

Fragen, die an die Zukunft gerichtet sind

In Magdeburg nun eine Werkschau, die durch ihre Qualität überzeugen kann. Bronze, Blei, Eisen, Sandstein und Beton gehören zu den Materialien, die der Künstler verwendet. Die Materialien gehen eine Symbiose ein, stehen aber auch für sich. Ein Teil der vielen Porträts widmet sich einem aktuellen Thema. Mit den Objekten "Amok" beschäftigt sich der Bildhauer mit Nachrichten aus aller Welt, die er verarbeiten will, die für ihn wichtig sind. Er sucht seine Ausdrucksweisen, will aufrütteln, zum Überlegen anregen. Was treibt diejenigen, die in Gewalttaten, im Morden sich artikulieren wollen, womöglich einen Hilfeschrei aussenden.

Die Gesichter mit geschlossenen Augen scheinen ausdruckslos, manchmal ruhig, dann wieder furchteinflößend. Dann stehen da die Klone aus Golters Atelier. Er bündelt Köpfe zu Quadern oder Würfeln, zwängt sie mitunter in ein Gehäuse, aus dem es kein Entrinnen gibt.

Wie von Seilen eingewickelt sind es Porträts in einer gewollten Gleichförmigkeit, die teils in "kleinen Paketen", dann aber auch ohne jegliche Bindung zu Türmen aufgeschichtet, Fragen an die Zukunft stellen. Wird man sich an Klone gewöhnen müssen? Endet das Experimentieren mit dem Leben nicht beim Tier?