1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Musketiere lassen Degen klirren

Musical in Magdeburg Musketiere lassen Degen klirren

Fechtszenen verspricht das Theater Magdeburg im Musical „3 Musketiere“. Der bekannteste deutsche Kampfszenen-Choreograf ist engagiert.

Von Grit Warnat 28.10.2019, 00:01

Magdeburg l Klaus Figge beobachtet hoch angespannt die Probe. Florian Peters und Johannes Wollrab gehen mit den Degen aufeinander los. Klingen aus Metall kreuzen sich. Allen ist die Anspannung anzumerken. Körperlich und geistig ist die Probe eine Herausforderung. Musik und Aktion wird an diesem Abend erstmals zeitlich aufeinander abgestimmt. Figge schaut genau, gibt immer wieder Anweisungen. Er gilt als Meister des Bühnenkampfes im deutschsprachigen Raum. Er hat jahrzehntelang an der Folkwang-Universität Schauspieler unterrichtet, er arbeitete am Burgtheater Wien, bei der Ruhrtriennale, den Nibelungen- und den Salzburger Festpielen, am Schiller-Theater, am Berliner Ensemble. Die Liste der Theater und Opernhäuser ist beeindruckend. Allein die Musketiere hat er schon zehnmal choreografiert. Und doch ist Magdeburg auch für den Altmeister Figge Neuland: Es ist sein erstes „Musketiere“-Musical, das er als Kampfchoreograf leitet. Drei große und drei kleinere Kämpfe müssen einstudiert werden.

Als Außenstehender ist man erstaut und beeindruckt, mit welcher Perfektion die beiden Sänger ihren Kampf ausfechten. Florian Peters ist der draufgängerische D‘Artagnan, Johannes Wollrab spielt im Musical die Rolle von Rochefort, einem Spion des Kardinals Richelieu. „Die sind schon gut, die beiden“, lobt Figge den Stand der Arbeit. Da fließt Schweiß. Mit Sportfechten, so sagt Figge, habe das Ganze nichts zu tun. Er spricht auch nicht vom Training. „Wir erarbeiten die Szenen wie bei einer Tanzchoreografie.“ Bloß: Hier sind die Akteure mit Waffen zugange, die Probe steht unter dem absoluten Sicherheitskriterium. Jeder Schritt, jede Aktion muss ganz genau sitzen.

Ulrich Wiggers weiß um diese notwendige Akribie. Er hat schon mehrfach mit Figge zusammengearbeitet und schätzt dessen große Kompetenz. Wiggers führt Regie. Der Musical-Experte ist Magdeburger Freunden des Genres längst ein Begriff. Er inszenierte am Theater den „Kleinen Horrorladen“, auf dem Domplatz die „Rocky Horror Show“ und „Chicago“. „Die 3 Musketiere“ nach der Romanvorlage von Alexandre Dumas, die jedes Kind kennt, hat er aber zum ersten Mal unter seinen Fittichen. „Dieses Musical ist ein großer Wunsch von mir“, sagt er. „Als Karen Stone anfragte, war ich sofort Feuer und Flamme.“

Jetzt hat Wiggers seinen Arbeitsplatz im großen Probenraum in den Theaterräumlichkeiten am alten Hafen. Dort ist noch nicht viel zu sehen vom späteren Bühnenbild (Leif-Erik Heine). Die Zeichnungen aber hängen an den Wänden. 26 Bilder wird es insgesamt geben, immer wieder neue Sichten auf das Frankreich im 17. Jahrhundert – mit Kirchenräumen und Fachwerkhäusern. Stimmungen sind schon ersichtlich. Wiggers belässt die Handlung bewusst in jener Zeit: „Die Inszenierung wird sehr historisch, sehr aufwendig.“ Auch Kostümentwürfe hängen aus und lassen das Prachtvolle der historischen Kleidung erahnen.

Wiggers schwärmt vom Team: „Es ist ein großartiger Cast.“ Der Aufwand sei wie beim Domplatz-Open-Air riesig. Die Hauptrollen sind mit Musicaldarstellern besetzt: D‘Artagnan ist Gast, ebenso die drei Musketiere Athos (Lucius Wolter), Aramis (Dániel Rákász – spielte bei Chicago den durchtriebenen Anwalt Billy Flinn) und Porthos (Benjamin Eberling). Komplettiert wird das Team von Patrick Stanke, Katja Berg und Katia Bischoff und Solisten des eigenen Hauses wie Wollrab, aber auch Schauspieler, das Ballett, der Opernchor, die Magdeburgische Philharmonie gehören dazu. Die Musikalische Leitung hat mit Damian Omansen nicht nur ein künstlerischer Weggefährte von Wiggers, sondern ein ebenfalls mit dem Theaterhaus Vertrauter. In diesem Sommer erst brachten Omansen und Wiggers „Chicago“ auf den bestens besuchten Domplatz.

Wiggers, man sieht es ihm an, muss Freude an der Arbeit haben. Er lächelt und spricht von der wunderbaren Musik (die Bolland-Brüder haben auch für Falco und Status Quo komponiert), der schönen Geschichte, der Opulenz der Bilder – und den actionreichen Fechtszenen. „Was will man mehr?“, sagt er und meint es als Feststellung.