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Silvestergala Ein musikalisches „Prosit Neujahr“

Das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode hat zum Silvesterkonzert in die Harzlandhalle eingeladen - mit zwei vorzüglichen Solisten.

Von Hans Walter 01.01.2016, 23:01

Ilsenburg l Das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode gestaltete am Mittwoch in der Ilsenburger Harzlandhalle und am Donnerstag in Wernigerode insgesamt vier stimmungsvolle Konzerte. Die Silvestergala offerierte ein gut gemischtes Programm aus Operette und Oper, mit Charme präsentiert von Musikdirektor Christian Fitzner.

Solisten waren die Wiener Koloratursopranistin Viktoria Car und der Hannoveraner Bariton Dietmar Sander. Sie verzauberten nach ihren Auftritten in der „Fledermaus“ zu den Schlossfestspielen 2011 schon zum dritten Mal als Solisten der Silvestergalas das Publikum. Car & Sander sind ein Liebespaar. Das merkte man besonders an ihren Duetten. An der Harmonie im Sängerischen, an der spielerischen Lust am Verkleiden, am Humor, mit dem sie all ihre Titel ans begeisterte Publikum brachten.

Mit der Ouvertüre zur Operette „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauß Sohn eröffnete Fitzner den Melodienzauber. Er hat ein Dirigier-Händchen fürs Leichte, Beschwingte. Mit Walzern, Polkas und Märschen rollte er den Klangteppich der Gala aus – unter anderem mit der geschwind eilenden Plappermäulchen-Polka und der gar nicht teuflischen Luzifer-Polka von Josef Strauß sowie dem eleganten Lagunenwalzer und dem Zigeunerbaron-Einzugsmarsch von Johann Strauß. Sehr gut gerieten ihm die „Sphärenklänge“ von Josef Strauß – ein Stück, das bedeutungsschwer wie bei Richard Wagner beginnt und sich zu schönster Walzerseligkeit steigert.

Car & Sander müssen Jaques Offenbach sehr mögen – zum dritten Mal bei den Silvestergalas sangen sie aus „Hoffmanns Erzählungen“ das innige Duett „Schöne Nacht, du Liebesnacht“. Man glaubt’s ihnen! Ob hochdramatisch oder lyrisch, ob mit Sentiment oder heiter – es entspringt ihrem Wesen. Ob die Arie des Pagen Oscar „Volta la terrea“ aus Verdis „Maskenball“ (Victoria Car), ob die Schmonzette „Ideale“ von Francesco Tosti oder „Deh, vieni alla finestra“ aus Mozarts „Don Giovanni“ (Dietmar Sander).

Hier setzte Fitzner statt der obligaten Mandoline eine Harfe zum Pizzicato der Streicher ein. Überhaupt leistete er eine kluge Programmdramaturgie – er kombinierte beispielsweise den Verdischen „Maskenball“ mit der Straußschen Quadrille opus 272 nach Verdis Oper. Oder den „Zigeunerbaron“-Einzugsmarsch verband er mit Saffis Lied „So elend und so treu“ (V. Car) aus der Operette. Ganz großes Kino!

Die Sänger waren im Repertoire noch vielfältiger als in den Vorjahren. Sander hatte 2015 eine CD mit Wiener Liedern veröffentlicht – und eines stellte er vor: das „Fiakerlied“ von Gustav Pick. Fantastisch, wie der norddeutsche Sänger den Wiener Dialekt und Witz traf! Bei „Dunkelrote Rosen“ aus „Gasparone“ von Carl Millöcker offerierte er den Zuhörerinnen ein Bukett langstieliger roter Blüten. Die letzte überreichte er der Cellistin Sdrawka Karagaschka.

Ohne Zugaben kamen Car & Sander nicht von der Bühne. Mit „Josef, ach Josef, was bist du so keusch“ aus „Madame Pompadour“ von Leo Fall und mit „Lippen schweigen“ aus Lehárs „Lustiger Witwe“ zogen sie noch einmal alle Register des Komödiantischen und Gefühls.

Zum Abschluss dann wie alle Jahre wieder der Radetzkymarsch mit Gruß des ganzen Orchesters: „Prosit Neujahr 2016“. Das Publikum jubelte!