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Konzert Ritterschlag für Revolverheld

Es ist für jede Band eine große Ehre, ein MTV-Unplugged-Konzert spielen zu dürfen. Revolverheld begeisterte damit jetzt in Magdeburg.

01.04.2016, 23:01

Magdeburg l Man hat sie wohl schon heftiger beben sehen, die Magdeburger Getec-Arena. Sachsen-Anhalts größte Veranstaltungshalle ist laute Geräuschkulissen gewohnt, ob beim Sport, bei Konzerten oder anderen Großveranstaltungen. Doch am Donnerstagabend, als die Band Revolverheld ihren Auftritt hatte, blieb das große Beben aus, obgleich die Stimmung, und das muss man dazusagen, gut war. Sogar richtig gut. Es wurde gesungen, geklatscht, gejubelt, geschunkelt, gelacht, getanzt und vor allem wurden die Handys gezückt, um Fotos zu machen oder statt eines Feuerzeugs mit der Handytaschenlampe romantisches, wenn auch digitales Licht zu aufflackern zu lassen.

Die vier Hamburger Jungs lieferten mit ihrem Unplugged-Konzert ein ganz besonderes musikalisches Erlebnis. Die Musik: poppig, fetzig, romantisch, traurig, nachdenklich, jazzig, mitreißend. Dazu die starke Stimme von Sänger Johannes Strate und Akustik-Sound der Band-Kollegen Kris­toffer Hünecke, Niels Grötsch und Jakob Sinn. Verstärkung gab es von Background-Sängerinnen, Streichern und Bläsern. Und dazu launige Gastauftritte von Schauspieler Oliver Wnuk (moderierte via Leinwand die Show) und dem österreichischen Sänger Julian Le Play, der nicht nur das Vorprogramm bestritt, sondern bei dem Titel „Worte die bleiben“ den Sänger Mark Forster („Au revoir“) vertrat (übrigens fast stimmgleich – mit geschlossenen Augen hätte man die „Austausch“ kaum wahrgenommen).

Keine Frage: Es lag nicht an Revolverheld, dass die Halle nicht bebte. Es lag schlicht und ergreifend an der Getec-Arena, an der Größe der Halle, die einem jegliche Nähe zum Star und die heimelige Wohnzimmeratmosphäre eines Unplugged-Konzerts nimmt. Dabei ist dieses Konzertformat legendär: Seit 1989 produziert der Fernsehsender MTV Unplugged-Konzerte, bei denen sich etablierte Künstler mit handgemachter Musik und vor allem der Nähe zum Publikum in gemütlicher Atmosphäre – meist in Bars oder kleineren Clubs – kreativ austoben dürfen.

Revolverheld ist eine Band, die das eigentlich sehr gut kann. Aber an diesem Abend will es nicht so richtig klappen.

Es ist schon ein Unterschied, ob ein Kuschelkonzert in einer fast ausverkauften Halle mit mehr als 7000 Plätzen stattfindet oder wie beim Unplugged-Konzert von Udo Lindenberg (2011) in einem fast privaten Rahmen mit knapp 300 Fans.

Aus welchen Gründen auch immer man das geplante Revolverheld-Unplugged-Konzert aus dem schnuckeligen Magdeburger AMO (etwa 700 Sitzplätze) in die Getec-Arena verlegt hat – es waren die falschen. Da half es auch nichts, eine Bühne in die Hallenmitte zu setzen, auf der sich auch die Jungs unwohl fühlten: „Jetzt sitzen wir hier so im Kreis, da muss man von allen Seiten gut aussehen, auch von hinten“, sagte Johannes Strate.

Nochmal: Unplugged-Konzerte sind nichts für große Hallen und schon gar nicht für eine starke Band wie Revolverheld, die sich für ihr Unplugged-Programm richtig ins Zeug gelegt hat.