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Max Giesinger Ein Lied für Mutti

Max Giesinger ("80 Millionen") am Dienstag ein Konzert in Magdeburg bei Radio SAW gespielt. Vorab sprach er mit der Volksstimme.

Von Elisa Sowieja 08.12.2016, 00:01

Sie scheinen eine Vorliebe für kleine Konzerte zu haben. Erst im Oktober haben Sie im Bauhaus Dessau gespielt.

Max Giesinger: Es war eine besondere Erfahrung, in solch einem krassen Konstrukt zu spielen. Ich verfolge diese Konzertreihe des ZDF seit Jahren, da war man schon stolz, ein Teil davon sein zu dürfen. Außerdem herrschte eine schnucklige, coole Atmosphäre.

Sie waren Kandidat bei „The Voice of Germany“. Geht man nicht in eine Castingshow, weil man nur noch auf großen Bühnen stehen will?

Ich hab mir damals gar nicht so viele Gedanken darüber gemacht, warum ich dorthin gehe. Ich fand das Konzept witzig und dachte mir, ich gucke mal, was passiert. Ich habe das als Plattform genutzt, um einfach Hallo zu sagen und ein paar Leute kennenzulernen.

Früher verdienten Sie Ihr Geld auf sehr unterschiedliche Weise: als Straßenmusiker und in einer Bank. Wären Sie nicht zum Casting gegangen und hätten nicht den Durchbruch geschafft, wo wären Sie eher wieder gelandet?

Nach der Bank-Erfahrung wusste ich, dass es nur Musik für mich geben kann. Selbst wenn der Durchbruch nicht gekommen wäre, hätte ich nichts anderes gemacht. Der Riesen-Sicherheitstyp war ich eh nie. Außerdem hatte ich so viel Glauben an meine Musik, dass ich wusste, dass ich immer irgendwie davon leben kann. Hätte es nicht mit der eigenen Musik geklappt, hätte ich eben auf Schiffen musiziert oder Songs für andere geschrieben.

Was war das Wichtigste, das Sie als Straßenmusiker gelernt haben?

Ich habe gelernt, Menschen mit der puren Musik abzuholen. Man muss vor allem das Handwerkszeug beherrschen, also Gitarre spielen und ordentlich singen können, damit Leute, die gerade einkaufen oder vom Club kommen, einen Grund haben, stehenzubleiben. Das war eine gute Schule, um jetzt auch auf größeren Bühnen bestehen zu können.

Zurück zu „The Voice“: Haben Sie noch Kontakt zu den Coaches?

Mit Rae Garvey habe ich ein paar Konzerte gespielt. Inzwischen begegnen wir uns auf Augenhöhe, da bin ich nicht mehr der kleine Pupsmusiker von „The Voice“. Auch Xavier Naidoo habe ich gesehen: bei Konzerten, bei denen wir beide Gäste waren. Aber davor hatten wir vier Jahre lang keinen Kontakt. Mir war‘s damals wichtig, dass ich mich schnell autark aufstelle. Die Show war eine tolle Chance, aber danach wollte ich mir mein eigenes Umfeld schaffen, das weit weg war von „The Voice“, um als eigenständiger Künstler wahrgenommen zu werden.

Sie hätten die Show nutzen können, um Ihr erstes Album mit einer Plattenfirma herauszubringen. Sie sind aber abgesprungen und haben per Crowdfunding Geld gesammelt, um es in Eigenregie zu veröffentlichen. Ein unbequemer Weg.

Ja, das war nicht so bequem. Aber die Zusammenarbeit hätte nicht funktioniert, weil die Geschmäcker verschieden waren. Hätte ich Mucke gemacht, die ich selbst nicht abfeiere, wäre ich damit nicht glücklich geworden. Übers Internet bin ich später auf das Thema Crowdfunding gestoßen. Klar ist das im ersten Moment ein bisschen komisch, nach Geld zu fragen, aber die Leute bekommen ja auch etwas zurück. Es war der perfekte Schritt, denn ich wäre noch nicht bereit gewesen, mit einer großen Plattenfirma zu arbeiten, weil ich noch nicht wusste, welche Musik genau ich machen will.

Beim jetzigen zweiten Album waren Sie offenbar bereit.

Wir haben eine Plattenfirma gefunden, die versteht, was ich machen will. Kollegen regen sich manchmal über ihr Label auf. Nur da ist es auch oft so, dass die Künstler noch nicht mit einer fertigen Vision dahingehen. Aber wenn du die hast und sagst: Ich will diese Musik machen, ich bin der Typ und lass mich auch nicht in ein Batman-Kostüm stecken – dann ist das etwas anderes.

In Ihrer aktuellen Single „Wenn sie tanzt“ geht‘s um alleinerziehende Mütter. Das Thema hätte man eher von Sarah Connor erwartet. Wie kommt man als Mann darauf?

Ich habe das in der passiven Rolle mitbekommen als Sohn, der mit einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen ist. Meine Eltern haben sich getrennt, als ich drei oder vier Jahre alt war. Meine Mutti hat immer sehr viel gearbeitet und trotzdem versucht, den Haushalt und meine Erziehung so gut wie möglich in den Griff zu bekommen. Gerade als Teenie weiß man so etwas nicht zu schätzen. Mir ist erst Jahre später bewusst geworden, was die Frau geleistet hat. Für sie ist es natürlich abgefahren, dass dieses Lied zum Hit geworden ist.

Apropos Hit: In letzter Zeit haben sich deutsche Sänger oft erfolgreich mit anderen Künstlern zusammengetan – Andreas Bourani mit Rapper Sido, Mark Forster mit DJ Felix Jaehn. Wer wäre Ihr Wunschpartner?

Ich fänd‘s gut, etwas zusammen mit einem anderen Sänger zu machen, mit Mark Forster zum Beispiel oder mit Joris.