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Ballett Ein Traum aus Tüll

Ballett-Schulen in Sachsen-Anhalt bieten eine Ausbildung im klassischen Tanz. Sie sind die Ort, wo Anmut und harte Arbeit gefordert sind.

Von Janette Beck 07.02.2018, 00:01

Magdeburg l „Sechste Position bitte. Körperspannung. Po fest, den Bauch verstecken. Dann Sprung und im Plié wieder landen. Wer es schafft, die Füße in der Luft zu strecken, der ist gut.“

Amina Leich hört aufmerksam zu, was ihre Ballett-Lehrerin Eva Zeidler ansagt. Die Augen der Siebenjährigen leuchten, als die Klaviermusik vom Band einsetzt. Keinesfalls perfekt, aber mit erstaunlicher Anmut und Grazie, die sie trotz ihres zarten Alters bereits ausstrahlt, versucht sie die noch recht neue Übung korrekt auszuführen. „Ist gar nicht so einfach, wenn man an so viele Sachen gleichzeitig denken soll“, erklärt die Biederitzerin keck, warum der eine oder andere Sprung misslingt.

Dass der 7. Februar weltweit als Tag des Balletts gefeiert wird, weiß Amina nicht. Egal. Für sie und ihre neunjährige Schwester Maja ist eh jeder Tag, an dem sie in der Anfängerklasse der Theaterballettschule Magdeburg vor dem Spiegel stehen dürfen, ein Festtag. „Ich liebe es, zu tanzen“, erklärt die Lütte mit Pathos in der Stimme. „Am meisten Spaß machen mir die Übungen an der Stange. Die Stunde ist immer viel zu schnell vorbei.“

Was wohl auch an der einfühlsamen Lehrerin liegt. Die 28-jährige Tanzpädagogin sei „super lieb“ und „gar nicht streng“, beteuert Shanice Kloth. „Ich gehe dreimal in der Woche zum Tanzen und kann jedes Mal kaum erwarten.“ Die achtjährige Magdeburgerin träumt wie alle ihrer Mitstreiterinnen davon, „einmal so schön tanzen zu können wie Lou Beyne“. Das ist die Primaballerina am Theater Magdeburg. Die Französin haben die Anfängerinnen bei ihren Auftritten im Rahmen des Ballett „Le Corsaire“ aus nächster Nähe gesehen. Und bewundert. „Die Lou ist echt toll“, schwärmt Shanice. „Aber wie sie eine Hauptrolle zu tanzen, wäre nicht mein Ding. Ich mag es nicht so dolle, im Rampenlicht zu sein.“

Ganz im Gegensatz zu Maja und Amina. Sie stehen gern in der ersten Reihe und lieben es, sich zur Musik zu bewegen. Wenn sie daheim ihren Lieblings-Hit hört ( „Wenn sie tanzt“ von Max Giesinger), „dann kann mich nichts mehr halten“, sagt Maja, die heimlich auch mal probiere, auf Spitze zu stehen. „Das sollen wir aber noch nicht, weil unsere Füße noch nicht stark genug sind.“ Profi-Ballerina zu werden und ein Solo zu tanzen, das könne sie sich sehr gut vorstellen: „Ich tanze sogar in der Schule manchmal vor. Und da ist es mir auch ganz egal, dass die Jungs lachen. Das macht mir gar nichts aus.“ – Starke Haltung einer kleinen Ballerina.

Aprospos Haltung. Die bekommen die Ballettschülerinnen und auch Schüler (von denen es in den Schulen der Region allerdings nur sehr wenige gibt) durch das Training im doppelten Sinne. „Auch wenn es nur die allerwenigsten nach ganz oben schaffen und Ballett harte Arbeit ist und bleibt, es ist vor allem eine Schule fürs Leben“, ist Anett Herwig, Leiterin der Theaterballettschule Magdeburg, überzeugt. „Neben Anmut, Eleganz und Körpergefühl schult Ballett ja auch Disziplin und Durchhaltevermögen.“

Und das Selbstbewusstsein, wie Lena Reichel betont. „Früher war ich eher zurückhaltend, durch die Erfahrungen auf der Bühne habe ich buchstäblich an Haltung gewonnen.“ Die 16-Jährige aus Burg lebt seit sechs Jahren den Traum von Tanz und Tüll. „Es gibt nichts Schöneres als Ballett. Mich durch Bewegung, Mimik und Gestik auszudrücken und durch den Tanz Emotionen zu wecken, das macht mir unglaublich viel Spaß.“ Auch wenn die Leidenschaft Leiden schafft, ist sie bei der Stange geblieben. „Klar ist es oft eine Tortur für die Füße und der Rücken tut weh. Aber wenn du nach einem Auftritt den Applaus hörst und siehst, wie stolz deine Eltern sind, dann weißt du, dass sich all die Schmerzen und Mühe gelohnt haben.“