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Konzert Das Udo-Jürgens-Gefühl

Beim Konzert „Danke, Udo!“ lässt Alex Parker am 22. Januar in Magdeburg die Lieder des Entertainers Udo Jürgens wieder aufleben.

28.12.2016, 23:01

Magdeburg l Wie Sänger und Pianist Alex Parker den Spagat meistert, sich in das Werk des Künstlers einzufühlen und zugleich eine eigene künstlerische Identität zu bewahren, darüber hat Manuela Bock für die Volksstimme mit Deutschlands bekanntestem Udo-Jürgens-Interpreten gesprochen.

Sie haben sich als Künstler ganz Udo Jürgens verschrieben. Warum gerade ihm?

Alex Parker: Ich war erst fünf Jahre alt, als ich die ersten Lieder von ihm gehört hatte und von ihm als Musiker begeistert war. Damals hatte ich auch selbst damit begonnen, Klavier zu spielen. Udo Jürgens hat mich mein ganzes Leben begleitet. Am Anfang war es schlichtes Interesse an dem Mann, der dort am Flügel sitzt und die Menschen bewegen kann. Seine Musik hat stets einen besonderen Reiz auf mich ausgeübt. Das ist bis heute so.

Das heißt, Sie waren bereits ein Udo-Jürgens-Fan, bevor Sie sein Double wurden?

Ich mag es nicht so sehr, wenn man bei mir von einem Double spricht. Ich double ihn nicht. Das würde bedeuten, dass ich mir die Haare genauso kämme wie er, dass ich versuche Gestik und Mimik nachzuahmen und ein Abbild sein möchte. So ist das nicht.

Wie hat der Tod Ihres künstlerischen Vorbildes Ihre Arbeit verändert?

Ich fühle seitdem mehr Verantwortung für das, was ich tue. Ein Beispiel ist die Geschichte mit dem Bademantel. Früher habe ich ihn angezogen, weil Udo Jürgens das am Ende seiner Konzerte auch immer getan hat. Aber es war eben sein Markenzeichen, es ist nicht meins. Heute ziehe ich den Bademantel nicht mehr an, sondern trage ihn am Ende meines Konzertes unter dem Arm und lege ihn auf den Flügel. Ich suche auch bewusster die Songs für die Konzerte aus. In 50 Jahren seines künstlerischen Wirkens hat Udo Jürgens fast jedes Jahr ein neues Album herausgebracht und über 1000 Lieder erschaffen. Es gibt noch tolle Schätze, die wir heben können, um die Fans und potenzielle neue Liebhaber zu begeistern.

Wie ist es, so oft die Lieder eines anderen Künstlers zu singen?

Ich liebe die Musik von Udo Jürgens über alles. Darin gehe ich auf. Ich möchte bei den Zuschauern das Udo-Jürgens-Gefühl hervorrufen. Wie ich Klavier spiele und singe, das kommt dem Original sehr nah. Ich habe das nie trainiert, weil ich nie eine Kopie sein wollte. Das ist einfach gewachsen. Zuhörer sagen mir oft, dass ich mich täuschend echt wie Udo anhöre. Wenn man die Augen schließt, würde man sich fast in ein Udo-Jürgens-Konzert versetzt fühlen. Udo selbst hat mir einmal gesagt, dass ich die Kontrapunktion beim Klavier genauso spielen würde wie er. Das war eine große Ehre für mich.

Könnten Sie sich so auch in einen anderen Künstler hineinversetzen?

Ich glaube nicht, dass ich das könnte. Ich fühle mich keinem anderen Künstler so verbunden.

Welcher Song von Udo Jürgens ist für Sie der schönste?

Das wechselt bei mir. Wenn man neue Songs in den Tiefen seines Repertoires sucht, entdeckt man immer wieder neue Schätze. Ich habe kein konkretes Lieblingslied. Grundsätzlich sind es nicht die klassischen Hits, sondern eher die ruhigeren und tiefsinnigen Lieder von ihm, die mich berühren.

Träumen Sie manchmal von Udo Jürgens?

Ich träume schon mal komisches Zeug. Ich kann mich aber nicht bewusst erinnern, Udo jemals im Traum begegnet zu sein.

Sind Sie Udo Jürgens im echten Leben jemals nahe gekommen?

Ja, ich durfte ihn erleben und stand im Kontakt mit ihm. Ich habe als 19-Jähriger in dem Braunschweiger Hotel als Barpianist gearbeitet, in dem Udo übernachtet hat, wenn er auf Konzertreise unterwegs war. Das wusste ich – wie viele andere auch. An diesem Abend war es in der Bar brechend voll. Ich saß am Klavier und habe lange gegrübelt, was ich wohl spielen und singen könnte, wenn er hereinkommt. Ich war mir sicher, es konnte nur ein Lied von ihm sein, aber es sollte am besten eins mit Tiefgang sein. Schließlich spielte ich „Mein Gesicht“.

Er war verblüfft über meinen Gesang und meine Gesten, die er von sich kannte. Das fand er klasse und lud mich an die Bar ein. Dort saßen wir schließlich bis halb zwei zusammen, und ich habe ihm Löcher in den Bauch gefragt. Am Ende hat er mir einen kleinen Zettel mit seiner Privatadresse herübergereicht.

Das hätte ich nie für möglich gehalten, weil er ein Star war. Er hatte dank seiner Erfolge in den 60er Jahren viele Fans überall auf der Welt. Aber an der Bar und später, als er mir handschriftliche Briefe schrieb, war er einfach ein ganz normaler Mensch, der auf dem Boden der Tatsachen stand.

Was werden die Zuschauer am 22. Januar in Magdeburg erleben?

Sie dürfen sich auf Erinnerungen freuen. Ich werde viele Anekdoten erzählen, die relativ unbekannt sind. Das Publikum erfährt vielleicht Dinge über Udo Jürgens, die es noch nicht wusste. Ich bin sehr stolz darauf, erstmals mit meinem vergrößerten Ensemble in Magdeburg aufzutreten.

Neben Jazz-Sängerin Shereen Adam und dem Saxofonisten/Klarinettisten Leander Torge habe ich diesmal als Highlight Mona Seebohm dabei, die mit Udo Jürgens auf Tour war. Sie spielte die Solo-Geige auf der „Einfach ich“-Tour 2009. Wir haben auf der Bühne immer jede Menge Spaß und wollen die gute Stimmung und Spielfreude in Magdeburg vom letzten Jahr noch einmal steigern.

Natürlich werden beim Konzert die größten Hits gespielt, aber auch tiefgreifende Lieder gehören zum Programm. Ich werde die Lieder in die Jahre einordnen. Gerade daran erkennt man oft, wie zeitlos die Themen sind. Ich werde auch etwas vom letzten Album „Mitten im Leben“ spielen. Das gehört schon dazu.

Das Konzert „Danke, Udo!“ ist am 22. Januar in der Magdeburger Johanniskirche.