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Konzert Der große Abschied

Am Sonnabend trafen sich Unheilig und Fans auf dem Magdeburger Domplatz ein letztes Mal zum Konzert.

Von Birgit Ahlert 28.08.2016, 23:01

Magdeburg l Der ganze Abend war auf Abschied getrimmt, von der ersten Band an. Das war „Be one“, die mit Elektrosound eingestimmt und mit „Goodbye“ ihren Auftritt beendet hat. So mancher Fan befand sich zu dieser Zeit noch auf dem Weg zur Bühne oder wartete auf Einlass. Obwohl gut organisiert (Sicherheitsleute informierten bereits im Vorfeld über die Sicherheitsvorkehrungen), ließ sich ein Stau nicht vermeiden. Doch der positive Sound überschallte den Domplatz und war bestes Mittel gegen schlechte Laune.

Magdeburg gehörte zu den ganz wenigen Städten mit sogar drei Vorbands, darunter zwei, die seit vielen Jahren mit Unheilig verbunden sind: „Staubkind“ und „Schandmaul“ füllen sonst allein die Konzertsäle und ließen es sich nicht nehmen, bei der großen Abschiedsparty dabei zu sein. Es sollte schließlich eine Abschiedsparty mit Freunden werden, auch mit musikalischen. Jeweils eine halbe Stunde gehörte ihnen auf der Bühne und die nutzten sie leidenschaftlich. Wem die Auftritte zu kurz waren, hat eine Chance auf mehr: Schandmaul kommt am 3. Februar wieder nach Magdeburg (Altes Theater), Staubkind am 16. März (Moritzhof).

Der Wechsel auf der Bühne erfolgte erstaunlich schnell. Auch war die Versorgung der Besucher mit zahlreichen Ständen, vor allem Getränken gut organisiert; hatte der Einlass doch bereits um 16.30 Uhr begonnen, bei über 30 Grad Hitze. Mitten in der Landeshauptstadt ergab sich ein Gefühl von Festival. Mit einem Publikum, das vom Kleinkind bis zu Senioren reichte. Generationen, wie sie sonst von keinem Künstler vereint werden.

Um 20.14 Uhr dann der markante Ton vom Schiffshorn, mit dem der Graf seine Konzerte beginnt. Gefolgt vom Countdown. 3 – 2 – 1 – Jubel! Die Fans stiegen sofort ein. Und doch feierten sie nicht, als ob es kein Morgen gibt – eher zeitvergessen waren sie im Jetzt und ganz bei ihm, dem Grafen, der sie mit seinen Liedern berührt, dessen Texte vielen aus der Seele sprechen und andere mit den Rhythmen einfach mitgerissen werden.

Viele davon waren zu hören. „Große Freiheit“, „Lichter der Stadt“, „Unter deiner Flagge“, „Eisenmann“ und „Feuerengel“, die "Weisheiten des Lebens“ und natürlich „Geboren um zu leben“, mit lautstarkem Fangesang begleitet. Der Graf singt, springt, tanzt, hüpft und animiert zum Mitmachen – welch ein Temperament! Dann kniet er nieder, dankt den Fans: „Ihr seid der Hammer! Wahnsinn!“

Vergleicht man die letzten Konzerte, war dieses jedoch bei aller Stimmung insgesamt ruhiger. Trauerstimmung? Vielleicht. Auch für den Mann auf der Bühne, dessen Blicke via Kamera auf die Leinwand gebracht wurden. Es schien, als zeichne auch ihn Wehmut.

Kaum vorstellbar, dass dieser Künstler nicht mehr auf der Bühne stehen will. Obwohl stets in schwarz-weiß gekleidet, brachte er eine unvergleichliche Farbe in die Musiklandschaft. Doch er will sich seiner Familie widmen, hatte er verkündet, zieht sich deshalb aus dem Business zurück. Und er singt auch davon, von den neuen Wegen, die warten, gegangen zu werden.

„Alles hat seine Zeit“, „Zeit zu geh’n“ und „Der Vorhang fällt“. Das letzte Lied. Nach viereinhalb Stunden die letzten Worte des Grafen, umringt vom Lichtermeer der Fans. „Es war ein großes Fest“, erklärte er, „wie immer in dieser Stadt, in den ganzen Jahren. Wir haben uns bei euch immer zuhause gefühlt. Ganz großer Dank dafür.“ Als Künstler sei er das letzte Mal in Magdeburg, als Mensch komme er jederzeit gern zurück.

Doch wer weiß, so mancher Sänger hatte in der Vergangenheit sein Karriereende verkündet und konnte dann doch nicht ohne Bühne leben. Vielleicht kommt auch der Mann zurück, der sich heute noch der Graf nennt. Vielleicht mit einem Revival, vielleicht auch mit einem völlig anderen Projekt. So wie heute wird es allerdings nie wieder. Danke, Graf, danke Unheilig für die vergangenen Jahre und Musik, die in viele Herzen gefunden hat.

Um ihn selbst zu zitieren: „So wie du warst, bleibst du hier.“