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Konzert Magdeburgs Getec-Arena wird zum Ballsaal

André Rieu nennt Magdeburg das "Zentrum des Universums" und strahlt dabei. Sein Publikum lacht zurück.

Von Grit Warnat 15.01.2018, 00:01

Magdeburg l Die Getec-Arena ist nicht gerade bekannt für ihren romantischen Charme. Doch an diesem Abend wird der Handball-Tempel fast zum glamourösen Ballsaal. Plisseeverzierte Bühne, Kronleuchter auf der Leinwand, vor den Musikern goldene, geschwungene Notenständer. Die Männer sitzen stilvoll im Frack, die Damen in ihrem prachtvollen Outfit. Hell- und dunkelblau, mintfarben, pink, rot. Das Johann-Strauss-Orchester lädt auch zum Fest der farbenfrohen Kleider.

André Rieu ist der Gute-Laune-Mann auf der Bühne. Zweieinhalb Stunden ist der Niederländer nicht nur Geiger und Dirigent, er ist auch Entertainer, charmanter Plauderer, netter Begrüßer seiner Gastsänger. Sopranistinnen hat er sich geladen und die Platin Tenors. Seine Solisten kommen wie auch seine Orchestermusiker aus aller Welt zusammen. Die bekämen immer Standing Ovations. Jeden Tag. Überall auf der Welt, sagt Rieu und schaut mit erwartungsvollem Blick in sein Publikum. Selbstverständlich ist das in Magdeburg, dem neuernannten „Zentrum des Universums“, nicht anders. Als die drei Gasttenöre mit „Nessun dorma“ aus „Turandot“ eine der schönsten Arien der Opernwelt singen, steht der Saal.

Melodien aus Opern, Musicals, Operetten, selbst Gassenhauer gehören zum Programm. Das zeigt sich auch auf dieser Welttournee beständig. Rieu ist bereits zum 22. Mal in Magdeburg. Hier gab es von ihm schon „Nessun dorma“, auch die Platin Tenors und regnende Luftballons.

Schon beim Schlittschuhläufer-Walzer, als die Musik und Bilder einer Winterlandschaft das schmuddelige Wetter draußen vor der Tür vergessen lassen, wird geschunkelt. Eingehakt wogen Männer und Frauen in den Reihen. Hin und her, hin und her. Später am Abend wird der Saal immer mehr zur bewegten Menge. Dann tanzen Paare in den Gängen im Dreivierteltakt. Walzerseeligkeit. Wann wird sonst schon „An der schönen blauen Donau“ live gespielt?

Tanzen, schunkeln, klatschen. 3800 Leute haben jede Menge Freude an großen, bekannten Melodien der Musikwelt. Das Orchester lebt den Spaß vor mit strahlenden Gesichtern und einem Schlückchen Sekt für die Damen und einer Pulle Kräuter für die Blasmusiker. In diesem Ensemble tanzt die Pianistin schon mal mit Steppschuhen auf ihrem Instrument.

„Wir haben immer Spaß“, ruft André Rieu den Magdeburgern zu. Er nennt es ein Erfolgsgeheimnis und beschwört sogleich die „Zauberkraft der Musik“. Rieu wird nicht müde zu betonen, wie wichtig die Musik in seinem, in unser aller Leben ist. Und dann setzt er sogleich wieder an zum Spiel auf seiner Stradivari.

Es gibt große Momente an diesem Abend. „E estrano“ aus „La Traviata“ gehört dazu, und „Halleluja“ aus Händels „Messias“, ebenso das zart gesungene „Memory“, das wohl bekannteste Lied aus dem Musical „Cats“. Auf der großen LED-Wand erscheint das nächtliche New York, die Sterne funkeln und der Vollmond erhellt die Skyline. Fast zum Schluss das wuchtige „O Fortuna“ aus „Carmina Burana“, zu dem sich alle Solisten, der Damen-Chor und das Orchester vereinen.

Dass dann mit Blasmusik und dem „Anton aus Tirol“ Bierzeltatmosphäre einzieht und „An der Nordseeküste“ die Fische im Wasser sind, nun ja, man darf geteilter Meinung sein über diese gewagte Zusammenstellung. Aber das ist André Rieu, und das Publikum ist sehr bei ihm, feiert in bester Stimmung und singt den Ohrwurm „Hab mich lieb“.

Kunterbunte Luftballons schweben von der Hallendecke in die Menge. Da sitzt kaum noch jemand. Und wenn Rieu meint: „Ihr seid müde“, schallt ihm ein donnerndes Nein entgegen. Rieu strahlt. Er hat seine Fans wieder verzückt.