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Musiker Carpendale startet Open-Air-Saison

Howard Carpendale hat im Elbauenpark Magdeburg sein erstes Open-Air-Konzert der Saison gegeben und zeigt: 72 Jahre sind kein Alter.

Von Klaus-Peter Voigt 25.06.2018, 23:01

Magdeburg l Seine Fans ließen sich vom nasskalten Wetter nicht abschrecken. Ihren Howie wollen sie hören und sehen. Doch der hält den freundlich gemeinten Spitznamen für eine fast so schlimme Beleidigung wie den optischen Vergleich mit Donald Trump und dessen Frisur. Nein, Howard Carpendale spult keineswegs Erfolgstitel hintereinander ab. Ganz im Gegenteil sucht er im Plauderton den Kontakt zu seinem Publikum. Er hat Botschaften, die er vermitteln will. Dass er dem aktuellen US-Präsidenten sehr skeptisch gegenübersteht, ist eine davon.

Musikalisch präsentiert sich der inzwischen 72-Jährige, der seit 50 Jahren auf der Bühne steht, vital, wechselt im Repertoire des Abends von den klassischen Songs wie „Samstag Nacht“ und „Hello again“ zu den eher balladenhaften Liedern. Allein Schlagersänger will er keinesfalls sein. Gleich mehreren Generationen gehört seine treue Zuhörerschaft an. Das muss ihm erst einmal einer nachmachen, denn da bewegen sich 70-Jährige ebenso im Takt der Musik wie junge Leute Anfang 20.

Mitgesungen werden die bekanntesten Hits, Textsicherheit zumindest im Refrain gehört dazu. Euphorie kommt vor allem bei den Uralttiteln wie „Ti amo“ und „Tür an Tür mit Alice“ auf. An dem in Südafrika geborenen Künstler kommt man schließlich kaum vorbei. 50 Millionen verkaufte Tonträger und 17 Top-10-Alben sprechen für sich.

2003 hatte sich Carpendale von der Bühne verabschiedet und kam kurz darauf wieder, Publikum muss eben sein, das hat er gespürt. Eben ein klassischer Rücktritt vom Rücktritt.

Manchmal scheint es, der Altstar sucht immer noch seinen Weg, mal klingt es bei ihm nach einem Sänger, der seine sozial- und gesellschaftskritische Haltung herüberbringen möchte. Auf der anderen Seite der Schlager, den man von ihm erwartet. Das Programm wechselt, will die vielen musikalischen Farben aufzeigen.

Manchmal scheint es, als ob der rote Faden fehlt, das Herz übervoll ist von den eingangs erwähnten Botschaften. So greift Carpendale unerwartet zur Mundharmonika, spielt auf dem Instrument „I Should Have Known Better“ von den Beatles, die für ihn nach wie vor ein Vorbild sind. Er berichtet von einem Besuch in deren Londoner Studio 1968, wo ihn bis auf John Lennon die Pilzköpfe begrüßten.

Überzeugend kommen die eher rockigen Titel herüber, bei denen Begleitband und Hintergrundsänger wie beim Titelsong des jüngsten Albums „Wenn nicht wir“ spürbar eingebunden sind.

Ansonsten erscheint die Bühnenshow eher getragen, kein wirklich aufregendes Konzert, denn irgendwie fehlt es an Begeisterung auf der Bühne. Die setzt auf nüchternes Schwarz, ein paar farbige Scheinwerfer und einen weißen Barhocker für den Meister. Doch die Fans lassen sich ihre gute Laune nicht nehmen, wollen doch nur ihren Howie erleben, in Erinnerungen schwelgen, sich an Ohrwürmern erfreuen. Da spielen solche Dinge eine untergeordnete Rolle.