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Sänger Kult-Musiker kennen kein Ende

Auch Rock- und Pop-Giganten werden älter. Doch ans Aufhören denken nur wenige. Jüngstes Beispiel ist Bob Dylan mit seiner Welttour.

08.02.2018, 23:01

Berlin (dpa) l Es heißt in den nächsten Jahren Abschied nehmen von vielen vertrauten Stars aus Rock und Pop. Ein Genre, das einst mit dem Versprechen ewiger Jugend protzte, produziert nun potenzielle Musikrentner. Wie kriegt man als Weltstar ein Karriere-Ende in Würde hin?

Paul Simon (76): Anfang Februar teilte der US-Sänger und Songschreiber mit, er gehe letztmals auf große Tournee – nach weit über 50 Bühnenjahren. Ohnehin melancholische Lieder wie „Still Crazy After All These Years“ dürften dann noch wehmütiger klingen. Es sei für ihn „ein wenig verstörend“, sich zurückzuziehen, räumte Simon ein. Doch das Reisen belaste ihn, und er wolle mehr Zeit für seine Frau und die Familie haben.

Elton John (70): Wegen privater Gründe hatte er Ende Januar schon eine Art Teilruhestand angeführt. „Ich werde nicht mehr auf Tour gehen – abgesehen von einer letzten Tour.“ Nach der Konzert- reise drehe sich dann alles um Ehemann David Furnish und die zwei Söhne. Diese Entscheidung sei ihm nicht schwergefallen – „es war kein Kampf“. Er wolle „zu Hause sein“.

Bob Dylan (76): Er kann über solche Reise-Resistenzen wohl nur lächeln. Der Literatur-Nobelpreisträger 2016 setzt Ende März seine schon Jahrzehnte dauernde „Never Ending Tour“ mit 26 Konzertterminen in fünf Wochen fort. Sie führt den Songwriter-Titan auch in weniger glamouröse Städte wie Oberhausen oder Bielefeld. Bei Plattenaufnahmen schiebt Dylan mit Jazz-Standards zwar schon länger eine ruhige Kugel - aber Fachleute trauen ihm durchaus noch ein spätes Meisterwerk zu. Wann der Vorhang fällt, verrät der große Schweiger natürlich nicht.

Joan Baez (77): Dylans langjährige Freundin, die US-Folk- und Protestsängerin Baez, hat angekündigt, dass „2018 mein letztes Jahr mit einer ausgedehnten Tournee sein wird“. Immerhin können sich ihre Fans Anfang März mit einem neuen Album mit zehn Cover-Versionen trösten. Ihre „Fare Thee Well Tour“ umfasst Dutzende Termine im Frühjahr und Sommer.

Neil Young (72): Der rastloseste aller Altrocker dürfte er sein. Jahr für Jahr haut der Kanadier Alben mit neuen Songs wechselhafter Qualität raus, pflegt und öffnet sein Archiv, engagiert sich politisch mit linksliberalem Furor und gibt ausufernde, höllisch laute Konzerte mit einer gefügigen Band jüngerer Verehrer.

Bruce Spring­steen (68): Der Bühnen-Berserker hat durchblicken lassen, dass er dem Tour-Stress trotz aller Kraftstudio-Fitness nicht ewig standhalten kann. 2018 will er ein Album im klassischen 70er-Jahre-Stil herausbringen. Mit dem Soloprogramm „Springsteen on Broadway“ füllt er seit Wochen das Walter Kerr Theatre in New York – ausverkauft bis Juni.

Paul McCartney (75): Nach dem Tod von John Lennon mit nur 40 Jahren (1980) und George Harrison mit 58 Jahren (2001) verwaltet er quasi allein das große Beatles-Erbe. Zwar heißt es auf seiner Webseite: „Derzeit keine Konzerte bestätigt.“ Doch im Vorjahr besuchte der fleißige „Sir Paul“ Japan, Lateinamerika und Australien mit einem bewährten Greatest-Hits-Programm. Eine neue Platte mit Adele-Produzent Greg Kurstin ist auch in Sicht.

Mick Jagger (74): Einer der am härtesten arbeitenden Männer im Rock-Business war bei der „No Filter“-Tour 2017 zu besichtigen. Jaggers Bühnen-Jogging empfinden manche zwar als zwanghaft jugendlich, doch andererseits gibt es mit Gitarrist Keith Richards (74) ja einen Ruhepol in der ältesten Stadionband der Welt. „Mick und Keith würden sich lieber im Sarg von der Bühne tragen lassen, als ihre große Liebe aufzugeben“, zitierte eine britische Zeitung kürzlich einen „Insider“.

Stevie Wonder (67): Viele würden sich wünschen, dass er in Zeiten von grassierendem Rassismus in den USA ein politisch relevantes Album vorlegt. Auch mit Live-Auftritten hält sich der Soul-Maestro zurück, dafür ist Wonder in Familiendingen aktiver: 2014 kam sein neuntes Kind zur Welt.

Dieter „Maschine“ Birr (73): Abschiedstourneen kennt er gut. Der Frontmann der Puhdys ging mit seiner Band das erste Mal 1989 auf Abschiedstournee, erst 2016 folgte das wirklich letzte Konzert der Ostrocker. Birr geht weiter auf Tour. Zum Beispiel mit seinem dritten Soloalbum, das nach dem Bandende herauskam – passender Titel: Neubeginner.