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Flo Morrissey liefert Talentprobe ab

21.06.2015, 18:20

Berlin - Im Zusammenhang mit dem Debüt von Flo Morrissey (weder verwandt noch verschwägert mit dem berüchtigten Grantler aus Manchester) fallen berühmte Namen. Nicht alle Vergleiche sind indes stimmig.

Kate Bush beispielsweise oder Joanna Newsom sind noch eine Nummer zu groß für die 20-jährige gebürtige Londonerin. Ihr strahlender, bisweilen theatralisch juchzender Sopran und das teils wagemutige Songwriting (z.B. "Wildflower", "Woman Of Secret Gold") laden zwar zu solchen Parallelen ein. Aber das wirklich exzentrische Charisma dieser Ausnahmekünstlerinnen fehlt Flo Morrisey noch.

Auch männliche "Gegenstücke" wie Tim Buckley und sein Sohn Jeff, Antony Hegarty oder Rufus Wainwright werden nicht erreicht. Eher schon steht der orchestrale Pathos-Pop einer Lana Del Rey Pate bei "Tomorrow Will Be Beautiful" (Glassnote/Caroline), mit dem die Folk-Fee nun nach einigem Vorab-Hype die große Bühne betritt: Speziell "Pages Of Gold" oder "Sleeplessly Dreaming" sind echte Tränenzieher im Großformat der amerikanischen Kollegin.

Was gar nicht heißen soll, dass Flo Morrissey völlig überschätzt und ihr erstes Album lediglich epigonal wäre. Das Mädchen kann wirklich singen, vielleicht sogar zu gut - etwas weniger stimmliches Drama, etwas weniger Angestrengtheit in ihrem Vortrag hätten manchen Liedern gut getan.

Studio-Sessions mit Noah Georgeson in Los Angeles sowie Philippe Zdar in Paris sind eines (zumindest kommenden) Superstars durchaus würdig, die sinfonischen Arrangements der zehn Lieder sind es auch. Was noch fehlt, ist eine gewisse Reife in den Kompositionen - und Abgeklärtheit in der Performance dieser fulminanten Sängerin. Warten wir also ab, ob Album Nummer zwei die Aufregung um Flo Morrissey wirklich rechtfertigt. Bis dahin bleibt "Tomorrow Will Be Beautiful" eine beachtliche Talentprobe - nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.