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Tame Impala: Auf den Spuren von Daft Punk

22.07.2015, 11:31

Berlin - The Bee Gees, Michael Jackson, Daft Punk - alles Referenznamen aus der Disco/Soul/Pop-Ecke, die man bisher nicht unbedingt mit den australischen Psychedelic-Rockern Tame Impala zusammenbrachte. Kommt aber jetzt überraschenderweise hin.

Denn "Currents" (Caroline), das vierte Album des Projekts von Kevin Parker, markiert einen Richtungswechsel, wie man ihn auch in der an stilistischen Wendungen reichen Pop-Historie selten erlebt hat. Parker lässt hier alles Verschwurbelte, Schräge, im Kiffer-Modus Wabernde hinter sich - zugunsten eines Synthie-Soulpop-Albums, dessen Tanzflächen-Appeal in den nächsten Monaten enorm sein dürfte.

Wirkte Parker früher oft wie der jüngere Bruder von Indierock-Hippie Wayne Coyne (Flaming Lips), so orientiert er sich nun eher an den Dance-Hymnen und Bombast-Balladen der 70er (die ja auch Daft Punk dermaßen beeinflussten, dass die Franzosen ihren Sound mit "Random Access Memories" massiv umkrempelten). "Currents" stellt erstmals in der achtjährigen Geschichte von Tame Impala die Stimme ins Zentrum.

Und man muss - bei aller durchaus legitimen Skepsis über die Stil-Metamorphose - anerkennen, dass Parker als Sänger eine sehr gute Figur macht. Vom ausufernden Opener "Let It Happen" über die bittersüße Ballade "Yes I\'m Changing" und den swingenden Disco-Track "The Less I Know" bis zum epischen Abschluss "New Person Same Old Mistakes": Das Multitalent aus Perth (hat wieder alle Instrumente selbst eingespielt!) entpuppt sich als begnadeter Falsett-Performer.

Mancher Tame-Impala-Fan der ersten Jahre wird diese auf Hochglanz polierten, Keyboard-dominierten, wummernden Blue-Eyed-Soul-Songs als zu glatt, zu einförmig oder gar als ungenießbares Zuckerbäckerwerk schmähen. Doch das kann Parker verkraften, weil ihm sein radikal veränderter Sound jede Menge neue Kundschaft zutreiben dürfte.

Erste Anzeichen lassen jedenfalls darauf schließen, dass der Australier mit seinem Kurswechsel richtig liegt. Die wichtigen Pop-Kritiker von "Pitchfork" (9,3 von 10 Punkten), "The Guardian" (5 von 5) oder "Clash" (9 von 10) hoben begeistert den Daumen. Der Hype dürfte Tame Impala Flügel verleihen. Die erste Pop-Liga wartet schon.

Konzerte: 29.8. Zürich Openair; 12.9. Berlin Lollapalooza