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Die Ideen kamen doch noch: Zweites Album von Boy

21.08.2015, 10:57
Sonja Glass (l) und Valeska Steiner haben ihre Schreibhemmungen überwunden. Foto: Britta Pedersen
Sonja Glass (l) und Valeska Steiner haben ihre Schreibhemmungen überwunden. Foto: Britta Pedersen dpa-Zentralbild

Berlin - Aus Hamburg wird New York. Die beiden Musikerinnen von Boy saßen wochenlang zu Hause, aber eine gute Songidee kam ihnen nicht. "Dann wird man so ein bisschen panisch und hysterisch", erzählt Sängerin Valeska Steiner im Nachhinein.

"Und wir haben plötzlich gedacht: Wir müssen weg von hier. Wir müssen nach New York." Sie schauten nach Flügen, entschieden sich dann aber doch um. Stattdessen nahmen sie sich etwas anderes vor.

In der eigenen Stadt etwas erleben. Rausgehen. Konzerte besuchen. "Und ich habe plötzlich auf diesem Konzert gemerkt: Ja, es könnte jetzt auch New York sein", sagt Steiner. "Es spielt überhaupt keine Rolle, wo man ist. Sondern, wie man guckt, oder vielleicht auch, mit wem man da ist." Die 30-Jährige und ihre Bandkollegin Sonja Glass haben aus dieser Erfahrung ein Lied gemacht - für ihr neues Album "We Were Here".

Ihren ersten Song "Little Numbers" aus dem Jahr 2011 spielten die Radios hoch und runter, er tauchte in einer Werbung auf und blieb in vielen Köpfen. Für das Debütalbum gab es eine Goldene Schallplatte. Trotzdem ist das Popduo noch vergleichsweise unbekannt. Die beiden Frauen gingen mehr als zwei Jahre lang auf Tour, in Europa, Lateinamerika und Japan. Für das neue Album brauchten sie Zeit. Die Ideen, sie ließen manchmal auf sich warten.

Sie seien froh, dass sie sich bei solchen Durststrecken gegenseitig hätten, sagt Glass. "Man kann sich anrufen, vollheulen. Und vielleicht fällt der anderen in der Zwischenzeit was ein." Die 39-Jährige hat lange klassisch musiziert, kann zum Beispiel Cello. Glass spielt heute die Instrumente bei Boy, die gebürtige Züricherin Steiner schreibt die Texte. "So fügt sich das zusammen. Wie ein Ping-Pong-Spiel", sagt Steiner.

Als sich die beiden vor einigen Jahren bei dem mehrwöchigen "Popkurs Hamburg" kennenlernten, stellten sie fest, dass sie die gleiche Musik mögen. Ihre Plattensammlungen seien ähnlich, erzählen beide in Berlin. Sie mögen die Band Phoenix und das Projekt Bon Iver. Wie sie auf den Namen Boy kamen? "Wir finden den kurz und knackig", sagt Glass.

Die Musik der beiden klingt oft nach Abenteuer. Wenn man auf dem neuen Album etwa "Rivers Or Oceans" hört, sieht man innerlich Menschen über Felder springen, im Sonnenlicht und in Zeitlupe. Die Songs fließen ineinander über, klingen manchmal etwas elektronischer als das Debüt (Ohrwurmgefahr zum Beispiel: "Hit My Heart"). "Flames" klingt etwas schwerer, trauriger, "Into The Wild" auch. Insgesamt hört sich das neue Boy-Album sehr ähnlich an wie das alte. Aber das ist ja auch nicht schlecht.

Die Lieder erzählen von persönlichen Erfahrungen, auch der Song "New York". Die Textidee kam Steiner, als sie nach dem Konzertbesuch in Hamburg mit dem Fahrrad nach Hause gefahren ist. Es ist ein Lied über Freundschaft und darüber, mit offenen Augen durch das Leben zu gehen. Sie singt darin: "The truth is: I was wrong when I said I was bored. Any street that I\'m walking on with you, anywhere with you could be New York." Egal, wo ich mit dir bin, es fühlt sich an wie New York.