1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Musik
  6. >
  7. Wo die Operette lebt

Operettensommer Wo die Operette lebt

Auf dem Bierer Berg wird seit 20 Jahren Operette gespielt. Sehr erfolgreich. Bisher kamen 250.000 Besucher.

Von Grit Warnat 16.06.2016, 01:01

Schönebeck l Als sich 1997 erstmals für die Künnecke-Operette „Der Vetter aus Dingsda“ der imaginäre Vorhang auf der Freilichtbühne hob, gab es nicht wenige, die das Vorhaben von Stefanos Tsialis und Thomas Enzinger belächelten. Ein Operettensommer auf dem Berg, gestemmt von einem kleinen Orchester und einem sehr überschaubaren Orchesterbüro? Und das alljährlich? Tsialis, damaliger Chefdirigent der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie, und der österreichische Regisseur Enzinger aber wurden nicht müde, ihre Vision kundzutun von einer Operettenstadt Schönebeck.

Fünf Vorstellungen wurden zum Einstand gezeigt, 1564 Besucher gezählt. Zum 10. Geburtstag des Operettensommers im Jahr 2006 waren es 20.000, als auch sagenhafte 27 Vorstellungen über die Bühne gingen. Da waren die Skeptiker schon längst verstummt. Und Stadt und Landkreis hatten das Potenzial erkannt, die Freilichtbühne ausgebaut.

In den vergangenen Jahren kamen zwischen 15.000 und 17.000 Besucher. Mal mehr, mal weniger. Der Erfolg hängt auch ein bisschen vom Wetter ab.

Dass der Operettensommer so viel Zuspruch erfährt, liegt an der Konstanz der Macher. Obwohl die Chefdirigenten wechselten, nach 18 Jahren Regisseur Enzinger wegen Meinungsverschiedenheiten nicht mehr dabei ist, blieb doch immer das Witzige, Freche, Unterhaltsame Aushängeschild der Inszenierungen. Und ganz wichtig: Von Anbeginn war musikalische Qualität das A und O. Die Sänger kamen aus ganz Deutschland, aus Österreich und arbeiten an bekannten Häusern wie der Wiener Volksoper, der Komischen Oper Berlin, der Oper Dortmund. Sie erfuhren erstmals, wo Schönebeck liegt. Und viele kamen wieder.

Diese Leistung schätzt das Publikum, das längst auch aus anderen Landkreisen und Bundesländern anreist. Bis heute rollen Busse mit Zuschauern auf den Berg.

Am 25. Juni ist mit der Premiere der „Fledermaus“ von Johann Strauss 20. Geburtstag. Katharina Kutil, die neun Jahre lang Regieassistentin war, führt zum zweiten Mal Regie. Dass die Königin der Operette, wie sie „Die Fledermaus“ nennt, vor zehn Jahren schon einmal aufgeführt wurde, störe nicht. „Es gibt viele neue Facetten“, sagt sie und denkt wohl auch an ihr Kostüm. Damals stand sie in silberner Hose und Zylinder mit Fledermaus-Ohren auf der Bühne. In diesem Jahr ist sie Gefängniswärter Frosch. „Ich sehe noch schöner aus als mit Lederhose“, sagt der Publikumsliebling in Anspielung auf den Auftritt im letzten Jahr, als sie der Brüller war mit Krachlederner und Gamsbart.

Toto schneidert ihr wieder das Kostüm auf den Leib. Der Magdeburger Bühnenbildner ist von Anbeginn dabei und wird seiner Ideen nicht müde. Auch so eine Erfolgskonstante.