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Pop-Musik Die Welt des IC Falkenberg

Er war zu DDR-Zeiten Exot, bunter Vogel und sehr erfolgreich: Ralf Schmidt, Künstlername IC Falkenberg.

Von Grit Warnat 26.01.2021, 14:25

Halle l Mit Fotoapparat ist der Musiker in seiner Heimatstadt Halle unterwegs. IC Falkenberg steht in der Pfännerhöhe, zeigt am Wohnhaus auf die oberen Fenster, wo seine Eltern und er 20 Jahre lang gewohnt haben. Er zeigt die Straße entlang, sein einstiger Schulweg sei das gewesen. Und dort, auf der anderen Seite hat er vom schönsten Mädchen seinen ersten Kuss bekommen. IC Falkenberg steht dort an der Straßenecke. Er dreht sich um die eigene Achse und kann sein Leben einfangen. So ging es vielen in der DDR.

Ralf Schmidts Welt wurde aber schnell größer. Vom damals brav anzusehenden Stadtsingechor Halle, in dem er bereits solo sang, ging es für ihn in die Hippie- und Bluesszene der DDR. Längst vorbei war die Zeit, dass die Mutter im Direktorenzimmer weinte, weil der Sohn den Schlüsselbund, der vom Lehrer vor ihm landete, einfach zurückgeworfen hatte. Er sei aufmüpfig, hieß es.

1983 dann ein Wendepunkt im Leben. Als sich Stern Meissen verjüngte, der Name Combo über Bord geschmissen und Ralf Schmidt neuer, charismatischer Frontmann wurde, ging es mit neuen Songs und neuer Formation auf die Bühnen der Republik. Nur die Combo-Fans waren irritiert. Uwe Hassbecker (vor der Silly-Zeit bei Stern Meissen) und Falkenberg erinnern sich, wie das Publikum sich abwendete, wie die Band mit Würstchen beworfen wurde.

Mit sich verändernden Hörgewohnheiten, im Westen wurden die Protagonisten der Neuen Deutschen Welle in Funk und Fernsehen gefeiert, fand der Sänger mit Stern Meissen junges Publikum und auf die Erfolgswelle zurück. Wenig später war er zugleich als Solokünstler unterwegs und mit seinem Rock-Pop unglaublich populär. Musikerkollegin Inka Bause sagt, es habe nichts vergleichbares in der DDR gegeben. Sie meinte nicht nur den bunten Vogel mit der stylischen Frisur, sondern auch dessen „coole Songs“.

„Mann im Mond“ und „Wunderland“ wurden Hits, IC, wie er sich damals in Anlehnung an Integrierter Schaltkreis nannte, mit seinem Synthiepop zum Star der DDR. Westlich und tanzbar waren die von ihm geschriebenen Songs. Im Dezember 1985 ist er auf dem Cover des Musikmagazins „Melodie und Rhythmus“ abgebildet, drei Jahre später erneut. Abgeschnittene Handschuhe. Rockerpose.

Im MDR-Film werden Bilder gezeigt von ihn feiernden Fans und Autogrammjägern. Im DDR-Fernsehen, man staunt bei den Bildern, lief eine Homestory aus der Neubauwohnung der jungen Familie.

Heute, mit 60, Ralf Schmidt hat Berlin nach drei Jahrzehnten den Rücken gekehrt und wohnt längst wieder in Halle, sind die Bühnen immer noch sein Leben. Sie sind kleiner geworden. Die Wende brachte für so viele Künstler neue Möglichkeiten, aber auch ein Wegbrechen von Glanzzeiten. IC Falkenberg nannte sich nur noch Falkenberg.

Der Film erzählt davon, dass Ralf Schmidt künstlerisch unabhängig bleiben wollte. Er habe sich nicht auf seine Plattenfirma verlassen, sondern sei seinen Weg gegangen, den er immer gehen wollte. Mit dem was er mache, wolle er Menschen erreichen, sagt der Bart-Ergraute, der von Kindheit an Musiker werden wollte in die Kamera. „Das macht glücklich.“

Er setzt auf seine künsterlerische Unabhängigkeit und hofft wie so viele andere Kollegen, dass das Bühnenleben vor Publikum bald wieder beginnen kann.

„Mann im Mond – Die IC Falkenberg-Geschichte“ wird am 28. Januar ab 23.10 Uhr im MDR ausgestrahlt.