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Musikfest In der Tradition von Franz Liszt

Der Tonkünstlerverband Sachsen-Anhalt gibt mit seinem Festival für Neue Musik Komponisten ein Podium - und folgt damit einer Tradition.

Von Grit Warnat 08.11.2017, 00:01

Magdeburg l Der Klaviervirtuose und Komponist Franz Liszt war es, der Mitte des 19. Jahrhunderts die Tonkünstler in Vereinen zusammenführte, um ihre nicht immer einfache Position zu stärken. Er wurde 1847 von der ersten Deutschen Tonkünstlerversammlung auch zu deren Vorsitzenden gewählt. Überall in Deutschland entstanden zu jener Zeit diese Zusammenschlüsse.

In Magdeburg wurde 1849 solch ein Verein gegründet, dem es nicht nur um die Förderung und Pflege zeitgenössischer Musik ging, sondern auch um eine Verbesserung des Musikunterrichts und eine soziale Unterstützung von bedürftigen Komponisten und Musikern. „Obenan stand immer die Förderung des Nachwuchses“, sagt Sigrid Hansen, die Vorsitzende des Tonkünstlerverbandes Sachsen-Anhalt. „Das war auch der Wille von Franz Liszt.“ Ihm lag das Bekanntmachen neuer Komponisten und ihrer musikalischen Werke am Herzen. Das fand landauf, landab auf Tonkünstlerfesten statt – auch in Magdeburg.

Jahrzehntelang aber gab es keine Verbandsarbeit – erst verbot die Reichsmusikkammer 1937 den Zusammenschluss, dann förderte die DDR ihren Nachwuchs lieber selbst.

Während im Westen die Tonkünstler organisiert blieben, fanden sie im Osten erst nach der Wende wieder zusammen. In Sachsen-Anhalt wurde 1991 der Landesverband gegründet. „Wir waren die ersten in den neuen Ländern, sagt Sigrid Hansen und schließt an: „Darauf sind wir stolz.“ Jetzt rührt sie für das 25. Tonkünstlerfest die Werbetrommel. Sie spricht von einem „schönen Jubiläum“.

Die 25. Auflage beginnt am 17. November, dauert eine Woche, und lädt zu Konzerten mit Kammermusik verschiedener Besetzungen und Genres, vieles komponiert von „schreibenden Musikern“ aus Sachsen-Anhalt. Dieter Nathow, der 2004 verstorbene Komponist aus Magdeburg, wird im Eröffnungskonzert geehrt. Zu seinen Lebzeiten wurde er oft gespielt auf den Tonkünstlerfesten. In diesem Jahr wäre er 80 Jahre alt geworden – Anlass für die Organitaroren zu einer Hommage. Sigrid Hansen ist die Freude anzuhören, dass Nathows Violinkonzert vom Münchner Geiger Nicolas Koeckert gespielt wird. „Wenn er das nur hören könnte“, sagt sie. Posthum wird zur Eröffnung auch ein Werk des Münchner Komponisten und Verlegers Klaus Obermayer uraufgeführt. Obermayer war 1991 Mitbegründer des Verbandes und Initiator des Jugend-Kompositions-Wettbewerbes.

Den Wettbewerb gibt es seit 1994, er wird in Zusammenarbeit mit dem Telemann-Konservatorium durchgeführt und findet zum 23. Mal statt. Dass sich die Teilnehmer mit dem gebürtigen Magdeburger Barockkomponisten Georg Philipp Telemann musikalisch auseinandersetzen müssen, ist für Sigrid Hansen kein Widerspruch. Schließlich sei die kompositorische Aufgabe sehr in der Gegenwart angesiedelt: „Wie würde der Europäer Telemann heute komponieren?“

Das Festival gibt dem Nachwuchs ein Podium. 90 Uraufführungen junger Komponisten hat es in all den Jahren in den Preisträgerkonzerten gegeben. „Wir setzen in der Tradition von Franz Liszt auf den Nachwuchs“, unterstreicht die Verbandschefin. Preisgekrönte Werke des Wettbewerbs erklingen im Preisträgerkonzert am 18. November.

Bis zum 25. November sind sieben Konzerte in Magdeburg und Salzwedel geplant, Werke von elf Komponisten aus Sachsen-Anhalt, darunter von Johannes Grosz und Peter Petkow, werden vorgestellt. Neben Dieter Nathow wird auch Olivier Messiaen anlässlich seines 25. Todestages gewürdigt.