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Oscar-Verleihung Die jungen Wilden von Hollywood

„La La Land“-Macher Damien Chazelle könnte am Sonntag als jüngster Gewinner in die Oscar-Geschichte eingehen.

21.02.2017, 23:01

Los Angeles (dpa) l Richtig wohl fühlt er sich im Rampenlicht nicht. „La La Land“-Regisseur Damien Chazelle wirkt schüchtern und verlegen, wenn die Kameras auf ihn gerichtet sind. Für die Oscar-Nacht am Sonntag sollte sich der 32-jährige Filmemacher wappnen – dort könnte er Geschichte schreiben und als jüngster Regisseur aller Zeiten mit einem Oscar gefeiert werden.

Sein Mitstreiter Barry Jenkins ist nur fünf Jahre älter. Mit dem Drama „Moonlight“ inszenierte er ein bewegendes Porträt über die harte Kindheit und das Erwachsenwerden eines schwulen Jungen im Drogenmilieu von Florida. Auch der 37-jährige Afroamerikaner könnte einen historischen Oscar-Sieg erringen und als erster schwarzer Regisseur Gold gewinnen.

Jenkins und Chazelle zählen zu der neuen, jungen Hollywoodgarde, die Veteranen wie Martin Scorsese (74, „Silence“), Clint Eastwood (86, „Sully“), Oliver Stone (70, „Snowden“) und Steven Spielberg (70, „BFG – Big Friendly Giant“) aus dem Rennen geworfen hat. Von den fünf Kandidaten in der Sparte „Beste Regie“ sind in diesem Jahr vier zum allerersten Mal für den höchsten Regiepreis nominiert. Mit Mel Gibson (61, „Hacksaw Ridge“) ist nur ein Hollywood-Oldtimer dabei. Insider räumen Gibson in diesem Jahr aber kaum eine Chance ein.

Chazelle dagegen sollte eine Dankesrede für die Oscar-Bühne parat haben. Schließlich räumt er seit Monaten Preise ab: die begehrte Trophäe der US-Regisseursvereinigung DGA, den Regie-Preis bei den Baftas in London, den Golden Globe in Hollywood. „Das ist alles so surreal“, stammelte der Harvard-Absolvent Backstage bei der Globe-Verleihung Anfang Januar.

Regieüberraschung Barry Jenkins drehte sein Sozialdrama „Moonlight“ mit weniger bekannten Schauspielern und einem extrem kleinen Budget. Er selbst wuchs in einem ärmlichen Viertel in Miami auf. Seinen Erfolg beschreibt er als „bittersüß“. Nun höre er von Leuten, die ihn als Vorbild und Inspiration für Veränderung ansähen, erzählte Jenkins dem Branchenblatt „Variety“. Doch es ist 2017, betont er. Erfolge schwarzer Filmemacher sollten längst selbstverständlich sein. Auch ist es immer noch die Ausnahme, dass Frauen in der Regie-Sparte nominiert werden. Kathryn Bigelow ist Hollywoods einzige Oscar-prämierte Regisseurin. 2010 triumphierte sie mit dem Low-Budget-Film „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“. Vor ihr wurden drei Frauen für die Regie-Trophäe nominiert: Sofia Coppola („Lost in Translation“, 2003), Jane Campion („Das Piano“, 1993) und Lina Wertmüller mit „Sieben Schönheiten“ (1975).