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Preisträger Irans Oscar-Held

Asghar Faradi hat seinen zweiten Oscar gewonnen. Im Iran wird der Regisseur wie ein Nationalheld gefeiert.

27.02.2017, 23:01

Teheran/Istanbul (dpa) l Der zweite Oscar für den iranischen Regisseur Asghar Farhadi hat im Iran eine Begeisterungswelle ausgelöst. In den sozialen Netzwerken wurde Farhadi am Montag wie ein Nationalheld gefeiert. Auch von Regierungsseite gab es Glückwünsche und Lobeshymnen. Auf Twitter gratulierten der Außen- und der Jugendminister. Das Land sei nicht nur stolz wegen des Oscars für den Film "The Salesman", sondern auch wegen der Reaktion des gesamten Ensembles auf das Einreiseverbot der US-Regierung, schrieb Außenminister Mohammed Dschawad Sarif.

Farhadi gewann mit "The Salesman" den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Der Film handelt von einem Ehepaar, das einen Überfall nicht anzeigt, sondern Selbstjustiz übt. Farhadi blieb aus Protest gegen die Einwanderungspolitik von US-Präsident Donald Trump der Preisverleihung in der Nacht zu Montag in Hollywood jedoch fern. Trumps Einreisestopp für sieben vorwiegend muslimische Länder wurde von einem US-Gericht vorerst gestoppt, der US-Präsident will aber daran festhalten.

Farhadi hätte nach der Aussetzung des Verbots zwar an der Zeremonie teilnehmen können, aber er entschied sich dagegen. Er tue es für sein Volk, sagte er vor der Veranstaltung und auch nach dem Oscar-Gewinn. Wenn Iraner nicht in die USA reisen dürfen, wolle er es auch nicht. "Wer die Welt in Kategorien von "Wir" und "unsere Feinde" einteilt, schafft Angst", hieß es in einer Erklärung, die er verlesen ließ.

Er stellte aber in seinen Botschaften auch klar, dass er nicht nur die Politik des neuen US-Präsidenten kritisiere, sondern auch die der iranischen Regierung. Extremismus, egal von welcher Seite, schüre nur unnötig Hass, so Farhadi. Der 44-Jährige gilt als Regimekritiker, der aber, auch wegen seiner zahlreichen internationalen Erfolge, vom System geduldet wird.  Bereits 2012 hatte Farhadi in derselben Kategorie den Oscar für das Gesellschaftsdrama "Nader und Simin – eine Trennung" gewonnen. 

Die ISNA Nachrichtenagentur schrieb, er stehe er mit seinem zweiten Oscar nun auf einer Stufe mit legendären Filmemachern wie Akira Kurosawa, Federico Fellini und Ingmar Bergman. Der Chef der iranischen Cinema-Abteilung, Hodschatollah Ajubi, nannte Farhadi "Licht und Wein" der iranischen Filmindustrie.

Mit Freude reagierte auch die syrische Rettungsorganisation Weißhelme auf den Oscar für einen Film über ihre Arbeit im Bürgerkrieg. "The White Helmets" von Orlando von Einsiedel und Joanna Natasegara ist in diesem Jahr die beste Kurz-Dokumentation. "Wir sind glücklich, dass unsere Opfer gezeigt werden und das Leiden unseres Volkes viele Menschen erreicht hat", sagte der Weißhelme-Sprecher Abdel Rahman Hassan am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Weißhelme-Kameramann Khaled Khatib, der für einen Großteil der Aufnahmen der Dokumentation verantwortlich war, dankte über Twitter und schrieb: "Ich bin stolz, Teil dieses Teams zu sein, das einen tollen Film gemacht hat."

Die Dokumentation erzählt von den freiwilligen Helfern der Weißhelme, die nach Bombenangriffen Opfer aus den Trümmern retten. Die Organisation ist nur in Gebieten der Opposition tätig. Sie hatte im vergangenen Jahr den Alternativen Nobelpreis gewonnen. Mehrere Hollywood-Stars und andere Prominente unterstützten auch einen Aufruf, den Weißhelmen den Friedensnobelpreis zu verleihen.