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Puppentheater Eine Reise durch Grimms Märchen

Märchenzeit im Puppentheater Magdeburg: Die Figurenspielsammlung des Hauses lädt zu einer Sonderschau - natürlich über Märchen.

Von Grit Warnat 07.12.2017, 00:01

Magdeburg l Die Begrüßung durch die mannsgroße Frau Holle im Treppenhaus ist nicht besonders nett. Da thront sie mit dem Kissen und schaut knorrig drein. Die Alte hat recht große Zähne. Sie will, dass die Betten geschüttelt werden, damit Schnee auf die Erde fällt. Ihr zur Seite stehen das hässliche, faule Mädchen und das wohlgeformte Gesicht der schönen und fleißigen Schwester. Es sind jene drei Puppen von Frank A. Engel, die für die „Frau Holle“-Inszenierung 2010 am Puppentheater entstanden waren.

Die neue Ausstellung ist ein Blick in die Hausgeschichte. Märchen standen hier schon immer oben an, allen voran natürlich die der Gebrüder Grimm: Froschkönig, Sterntaler, Scheewittchen, Dornröschen, Die sieben Geißlein. Sie waren Helden auf der Puppenbühne. Alle Figuren stammen aus dem eigenen Fundus.

Jetzt nun sind sie in einer neu erschaffenen Kulisse zu sehen. Der Bühnenmaler Oleg Klubkov und das Team des Ateliers haben für das Rotkäppchen einen Wald erstehen lassen, ebenso die trist-graue Küche von Aschenputtel, den Ballraum mit Kronleuchter für das Aschenbrödel. Das Märchen vom Wolf und den sieben Geißlein, 1978 inszeniert, ist liebevoll dargestellt mit großem Uhrenkasten, Ofen und Bett. Überall sind die Geißlein versteckt, selbst unter dem Teppich. Allen Figuren kommt der Besucher sehr nahe, sieht das Feine und das Grobe und die vielen liebevollen Details wie das Krönchen auf dem Froschkönig-Kopf, die unterschiedlichen Charaktere der sieben Zwerge, oder die ausdrucksstarken Gesichter beim Rumpelstilzchen und dem Sterntaler. Immer wieder blickt man in Augen voller Erstaunen, Freude oder Angst.

„Märchenzeit“ ist aber nicht nur ein Blick auf die Szenerien der Grimm’schen Märchen und Magdeburger Puppenbaukunst. Die Sonderschau erklärt an kleinen Tafeln, wann Theater für Kinder entstand, wer die Gebrüder Grimm waren, was Märchen sind und wie sie den Weg ins Puppentheater fanden.

Und während bei den beiden Forschern Jacob und Wilhelm schon mal eine Frau in den Backofen geschoben und ein Bauch mit Wackersteinen gefüllt und zugenäht wird, setzt die Ausstellung nicht auf das immer wieder diskutierte Böse und Grausame in manchen Geschichten, sondern bleibt ganz beim Zauberhaften der Märchenwelt. Da stört auch nicht die eisige Begrüßung durch Frau Holle.