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Puppentheater Säidow: "Es geht um das große Böse"

Roscha A. Säidow inszeniert „M - eine Stadt sucht einen Mörder" am Magdeburger Puppentheater. Uraufführung ist am 2. April.

Von Grit Warnat 23.03.2016, 00:01

Frau Säidow, das Bühnenbild ist außergewöhnlich für ein Puppentheater-Stück am Magdeburger Haus. Warum diese Größe?

Roscha A. Säidow: Es ist ein ziemlich opulentes Haus, weil wir viele verschiedene Spielorte haben wollten. Zimmer, Dachterrasse, Steg. All diese kleinen Bühnen brauchen wir für unsere unglaublich große Formenvielfalt an Puppen. Die Genres fließen ineinander. Ich arbeite gern an der Grenze zwischen Schauspiel und Puppenspiel.

Ausgangspunkt für Ihr Stück ist der gleichnamige Filmklassiker von Fritz Lang. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, diesen Film auf die Bühne zu bringen?

Ich habe nach einem Stoff gesucht, der in seinen Fragen und in seinen Grundthemen eine hohe Aktualität hat. Lang zaubert wunderbare Bilder, aber vor allem haben die Themen des Films mich sehr interessiert. Das sind die Fragen nach Moral, nach Gut und Böse, nach Allgemeingültigkeit, nach Hysterie, nach Massenaufhetzung. Es geht um das große unbekannte Böse, das nicht zu fassen ist und die Leute in Angst und Schrecken versetzt. Da sind wir beim Heute.

Sie holen den Klassiker in die Gegenwart?

Zum Teil. Fritz Langs Drehbuch war Grundlage für meinen Text. Ich erzähle diese Geschichte aber anders, auch neu. Es gibt verschiedene Ebenen, die in der Inszenierung dazukommen, wie beispielsweise die Musik.

Fritz Langs Film war eine der ersten Tonfilmproduktionen. Sie untermalen Ihre Inszenierung auch mit Musik?

Untermalen klingt wie ein Beiwerk, das ist es nicht. Die Musik spielt eine wichtige Rolle. Es ist ein Singspiel, die Musik hat teilweise Ariencharakter, teilweise rezitative Momente, bringt die Handlung voran oder bringt eine andere Emotionalität ein. Wir haben auf der Bühne eine Band.

Das Ensemble spielt?

Ja. Es ist hochbegabt, jeder spielt ein Instrument, alle singen fantastisch.

Warum haben Sie sich für das Puppentheater entschieden und nicht für eine Schauspielhaus-Bühne?

Weil ich eine sehr große Leidenschaft für diese Schrägheit habe, die diese Form mitbringt. Man kann anders erzählen. Figuren und Puppen haben für sich schon einen Abstand, sie tappen nicht in die Naturalismusfalle. Das gibt einem am Theater viel Freiheit zum Erzählen und zur Überhöhung. Puppen schaffen einen Abstand, so dass man anders, vor allem direkter und bösartiger über Dinge reden kann.

Wie viele Puppen haben Sie auf der Bühne?

Ungefähr 30 in vielen verschiedenen Formen. Es gibt Masken, Halbmasken, Handpuppen, Objekte, Marionetten, sprechende Bilder.

Im Stück geht es um einen pädophilen Serienmörder. Das ist schwerer Stoff. Wird es ein düsteres Stück?

Wir bewegen und zwischen verschiedenen Genres. Es ist auf der einen Seite eine völlig abgedrehte Komödie, auf der anderen ein wirklich düsterer Thriller. Vor allem aber gibt es viele Fragen. Was ist richtig? Was ist falsch? Was ist gut und was ist böse? Der Zuschauer wird immer wieder in seiner Position unsicher sein.

Es gibt im Film eine Unterwelt, die bei der Verbrecherjagd selbst aktiv wird. Bürgerwehren sind heute wieder ein Thema, weil sich Menschen nicht ausreichend sicher fühlen. Wird das eine Rolle spielen?

An diesen Themen kommen wir nicht vorbei. Aber wir spiegeln keine Wirklichkeit nach, sondern gehen in einen Diskurs und wollen genau über solche Dinge Fragen stellen. Ich hoffe, uns gelingt das auf eine leichte Weise, so dass der Zuschauer auch interessiert und offen bleibt, über solche Fragen nachzudenken.

Wissen Sie, wofür die Abkürzung M steht?

Das M kann für vieles stehen, für Mörder, für Mütter, für Meucheln, und Metropolis steckt sicher auch darin. M ist ein Rätsel.