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Puppentheater Witz, Humor und Frohsinn

Das Puppentheater Magdeburg hat mit seinem Weihnachtsmärchen "Cinderella oder der gläserne Schuh" wieder einen Volltreffer gelandet.

Von Claudia Klupsch 26.11.2017, 23:01

Magdeburg l Das Märchen vom Aschenputtel haben bekanntlich die Brüder Grimm der Nachwelt erhalten. Sie nahmen es aus mündlichen Erzählungen sowie Adaptionen von Charles Perrault in ihre Sammlung auf. Seit Generationen sind Kinder von der Story fasziniert, ob von Grimms, Walt Disney oder im Haselnuss-Film erzählt. Tausendmal gelesen, tausendmal gesehen, tausendmal in Theatern gespielt. Das Märchen wird nie zu oft erzählt sein. Auch kreative Puppenspiel-Macher können sich nach Herzenslust austoben. So geschehen im Stück unter der Regie von Frank Alexander Engel.

In der Inszenierung gefällt, dass relativ einfache Mittel wirkungsvoll eingesetzt werden. Keine aufwendige Bühnenkonstruktion und blendendes Lichtfeuerwerk. Ein schön gestalteter Paravent mit Überraschungsfenstern vor einem Sternenhimmel tut es mitunter auch.

Puppenspiel und Schauspielkunst von Jana Weichelt, Florian Kräuter und Leonhard Schubert wechseln sich fließend ab, Geräusche aus dem Off erzeugen Stimmungen, so etwa Peitschenhiebe, um das Regime, unter dem Cinderella leidet, zu untermalen. Die Erzählweise variiert, was die Dramaturgie äußerst lebendig macht. Neben dem Geschehen auf der Bühne erfahren die Zuschauer von drei gewitzten Dienstpagen, was passiert. Witz, Humor und Frohsinn verbreitet das Stück ohnehin. Angefangen bei den Puppen und Kostümen, für die Frank Alexander Engel, Kerstin Schmidt und Sybille Wredenhagen all ihre Liebe zu ihrem Metier steckten. Ihre Puppen haben Charakter, so etwa zeigt sich die liebliche Cinderella, die all das Garstige um sie herum erträgt und dennoch so duldsam bleibt. Herrlich komisch das Mobber-Trio aus Stiefmutter und bösen Lästerschwestern. Schrill und schrecklich. Die Zwillinge präsentieren gar eine Piesack-Choreographie und fallen aggressiv wahlweise über Cinderella oder übereinander her – sehr zum Vergnügen des Publikums. Im gesamten Stück sind kleine Gags und stimmige Ideen platziert, die auch traurige Passagen vergnüglich machen.

Höhepunkt des Stückes ist natürlich der legendäre Ball im Schloss. Hier setzt sich der feine Humor fort. Kein Vorzeigeprinz, sondern einer mit Halbglatze und Brille sucht die Prinzessin fürs Leben. Nobody is perfect, noch nicht einmal ein Märchenprinz. Gleichgestaltete Pappfiguren symbolisieren den Andrang der Damenwelt, Festgeräusche dringen ins Ohr. Der Ball ersteht vorm geistigen Auge. Das auf den Prinzen scharfe Schreckenstrio hat seinen lachhaften Auftritt. Dann ist sie da, die rührende Tanzszene mit Prinz und Cinderella, keine Puppen, sondern die lebensechten Jana Weichert und Florian Kräuter drehen sich im Liebestanz und kassieren Szenenapplaus.

Hut ab vor der Leistung der drei Puppenspieler, die auch als Schauspieler überzeugen. Blitzschnelle Wechsel von Kostümen, Kunstformen, Rollen und Stimmeinsätzen bewältigen sie souverän, konzentriert und mit Spaß bei dem, was sie tun. Jeder Handgriff sitzt, jeder Übergang verläuft spielend und rasant. Ansteckend und begeisternd.

Das Stück lässt genug Raum für Fantasie. Es hegt keinen Ansatz von überbordendem Kitsch, zu dem „Cinderella“ verführen könnte. Ein funkelndes Glitzerkleid und dazugehörige Glitzerschuhe fehlen dennoch nicht, so viel sei verraten. Kinder ab 4 Jahren und ihre erwachsenen Begleiter sind hier garantiert bestens unterhalten.