1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Auf den Spuren der Bauhaus-Künstler

Residenzprogramm Auf den Spuren der Bauhaus-Künstler

Die Meisterhäuser in Dessau gelten als Inbegriff einer Künstlerkolonie des 20. Jahrhunderts. Nun weht dort wieder ein frischer Wind.

Von Petra Buch 03.07.2016, 23:01

Dessau-Roßlau (dpa) l Die Atmosphäre gilt als einmalig: Die Dessauer Meisterhäuser, der Inbegriff einer Künstlerkolonie des 20. Jahrhunderts, sollen künftig Kreative aus der ganzen Welt direkt als Quelle der Inspiration nutzen können – indem sie dort mehrere Monate leben und arbeiten. „Mit dem Bauhaus-Residenzprogramm wollen wir die Künstler und die Kunst zurück in die Meisterhäuser bringen. Wir wollen einen Ort schaffen, der wieder sehr lebendig ist, wo es um eine kontinuierliche Auseinander-setzung zeitgenössischer Künstler mit dem Bauhaus geht“, sagt die Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau, Claudia Perren.

Das Bauhaus gilt bis heute weltweit als die Ikone der Moderne. 1919 in Weimar gegründet, zählten nach dem Umzug nach Dessau die Jahre 1925 bis 1932 als die Blütezeit der einstigen Hochschule. Auf Druck der Nazis wurde das Bauhaus schließlich 1933 auch an seiner letzten Station in Berlin geschlossen. Heute wird an allen drei Orten das Erbe gepflegt.

Die Künstler, die für das Residenzprogramm nach Dessau-Roßlau eingeladen werden, kommen aus verschiedenen Gebieten. Ob Architektur und Design, Malerei und Fotografie, Musik, Bühne oder Performance. Pro Jahr sollen etwa acht bis zehn Künstler für jeweils zwei bis drei Monate in der Meisterhaussiedlung im Doppelhaus Muche/Schlemmer residieren können. Zum Abschluss sollen ihre Arbeiten im Haus Gropius gezeigt werden. Im Residenzprogramm 2016 sind laut Stiftung alle Plätze vergeben. Für das Jahr 2017 laufen die Planungen.

„Unsere Hoffnung ist, dass in den Meisterhäusern wieder diskutiert wird, uns aber auch Werke und Positionen hinterlassen werden“, sagt Claudia Perren zum Anliegen des Programms.

Von dem besonderen Flair des Bauhauses und der Meisterhäuser – sie gehören seit 1996 zum Unesco-Weltkulturerbe – hat sich Rudy Deceliére mehrere Wochen lang inspirieren lassen. Der französische Sound-Installationskünstler wurde als einer der ersten Programmteilnehmer eingeladen. Laut Stiftung hat er zum Beispiel an der Ausstellung „Europa“ im U-Bahnhof Bundestag in Berlin mitgewirkt. Arbeiten von ihm werden im Herbst in der Schweiz gezeigt, in Lausanne und im Kunstmuseum Olten.

Deceliére arbeitet nach eigenen Angaben sonst meist in abgedunkelten Räumen. In Dessau inspirierte ihn wohl eher das Gegenteil. So entstand die Arbeit „Silent Waters“. Die Installation aus Fotos und Papier sollen seine Erfahrung von Licht, aber auch Wasser und Einsamkeit verbinden, erläutert eine Bauhaus-Sprecherin.

Der Künstler sagt über sich, dass er nie nur an einem Ort bleiben könne. „Für mich ist es schon etwas schräg, so lange hier zu sein“, meint der Mann mit der Rastafrisur. Einer seiner längsten Aufenthaltsorte sei wohl ein Containerschiff gewesen – auf einer Reise nach China.

„Das Bauhaus gibt einem das Gefühl, dass man ankommt“, beschreibt der in Düsseldorf geborene Konzeptkünstler Mischa Kuball seine Eindrücke als Gast des Residenzprogramms. Der Professor für Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien Köln macht seit 1984 weltweit mit Installationen und Aktionen an öffentlichen Orten auf Stimmungen und Probleme in der Gesellschaft aufmerksam, unter anderem in Venedig, Jerusalem und Buenos Aires. 2016 wurde er mit dem Deutschen Lichtkunstpreis ausgezeichnet.