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Sammlung Die Südsee in Wörlitz

Mit dem Wörlitzer Gartenreich verbindet man Aufklärung und Reformprogramm, aber nicht unbedingt Südsee.

Von Grit Warnat 02.06.2018, 01:01

Wörlitz l Georg Forster war erst 17, als er 1772 mit seinem Vater Johann Reinhold Forster die Möglichkeit erhielt, den berühmten Entdecker James Cook auf einer Weltreise zu begleiten. Die führte an Küsten, auf Inseln und zu Völkern fern der Heimat. Tahiti, Neuseeland, Tonga, Osterinseln, Antarktis – immer auf der Suche nach der möglichen Terra Inkognita. 40 .000 Seemeilen war das Schiff unterwegs – die Tour um die Welt ist auf einer großen Sitzgelegenheit in der Ausstellung „Georg Forster der Welterkunder in Wörlitz“ nachgezeichnet.

Als der junge Deutsche von diesem großen Abenteuer zurückkam, das Jahr 1775 wurde geschrieben, waren der anhaltische Fürst Franz und seine Gemahlin gemeinsam nach London gereist und besuchten die Forsters. Auf ihrer Rückreise waren sie reicher: Nicht nur um die Begegnung mit der Persönlichkeit Georg Forster, sondern auch um etwa 30 ethnografische Objekte. Die hatten die Forsters auf der Reise geschenkt bekommen oder bei den Völkern, die sie besucht hatten, getauscht. Ein Tänzerinnen-Schurz gehört dazu, ein Brustschmuck mit zahlreichen Haifischzähnen und geflochtenes Menschenhaar, mit dem sich Tänzerinnen verschönerten, zwei Streitkolben aus Tonga und eine Axt aus Neuseeland.

Die ersten beiden Stücke dieser 31 Exponate umfassenden Südseesammlung sind nun in der obersten Etage des Schlosses Wörlitz zu sehen – nicht in den Wandschränken des sogenannten Südseepavillons, den Architekt Erdmannsdorff, der Erschaffer des Wörlitzer Schlosses, einst im Auftrage des Fürsten erbaute. 150 Jahre waren die Objekte dort zu sehen. Feuchtigkeit beförderte Schimmelbildung. Seit den 1980er Jahren lagern sie in den Depots der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz. Dass sie wieder in den Pavillon ziehen, hält die Stiftung für nicht machbar. Die konservatorischen Bedingungen seien dort zu schlecht und es sei zu aufwändig, alles herzurichten, heißt es. So entschied man sich für die Präsentation in einer neuen Dauerausstellung im Schloss Wörlitz. Dort war Forster im Jahr 1779 für zwei Wochen zu Gast.

Kurator Frank Vorpahl geht es nicht nur um die Welterkundung und die Naturforschung, sondern auch um Forster als Aufklärer, der hochaufgeschlossen fremde Kulturen erfahren wollte, dem Vorurteile fremd waren.

Zu sehen sind bereits das Log-Buch von Captain Cook, die detailreiche Zeichnung eines Magellan-Pinguins, das Bordjournal von Georg Forsters Vater, das Grundlage war für die anschaulichen Schilderungen von Georg Forster in dessen Buch „Reise um die Welt“. Eine Erstausgabe ist ausgestellt.

Und man kann hören – polynesische Musik, die Forster vor 250 Jahren auf Tonga hörte – und an einem Röhrchen riechen. Den Duft der Tiaré-Blüten verströmten einst die zum Turban aufgetürmten Haarbänder.

Jetzt sind drei Räume fertig. Im Mai 2019 soll dann die Dauerausstellung umfassend über das Leben und Wirken des großen deutschen Entdeckers berichten.

Die drei Räume sind ein erster Aufschlag, mehr noch nicht, zumal auch erst ein winzig kleiner Teil der originalen Sammlung zu sehen ist. Das Schloss Wörlitz ist immer eine Reise wert, wer Forster aber entdecken will, der sollte sich lieber das nächste Jahr vormerken. Dann sollen auch sämtliche Objekte der Südsee-Sammlung restauriert sein.