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Schauspieler Umstrittenes Coming-Out von Spacey

Eigentlich ist ein Coming-Out ein Befreiungsschlag. Aber als Schauspieler Kevin Spacey sich outete, schlug ihm Kritik entgegen.

31.10.2017, 23:01

New York (dpa) l Angefangen hatte alles mit Vorwürfen von Schauspielerkollege Anthony Rapp, bekannt etwa aus „A Beautiful Mind“ und „Star Trek: Discovery“. Der hatte den „House of Cards“-Darsteller beschuldigt, ihn 1986 nach einer Party in seinem Apartment in New York auf sein Bett gelegt zu haben und auf ihn gestiegen zu sein. Es war der Vorwurf eines sexuellen Übergriffs, wie ihnen derzeit auch Filmproduzent Harvey Weinstein ausgesetzt ist, dazu aber noch auf einen Minderjährigen. Er sei damals erst 14, Spacey dagegen 26 Jahre alt gewesen, sagte Rapp der Website „Buzzfeed“.

Dass Spacey den mutmaßlichen Übergriff zwar als „zutiefst unangemessenes“, aber auch als „betrunkenes Verhalten“ einstufte, machte die Sache nicht besser – ebenso die Tatsache, dass er sich an den Vorfall eigener Aussage zufolge überhaupt nicht mehr erinnern kann. Aber dass der 58-jährige Oscarpreisträger ausgerechnet diesen Moment nutzte, um sich als schwul zu outen, brachte das Fass für einige zum Überlaufen. Kritikern zufolge wirkte es wie eine gezielte Taktik, um vom eigentlichen Thema abzulenken.

War es also ein Akt der Verzweiflung oder gar die desaströse Entscheidung von Spaceys Management? Wollte Spacey die Deutungshoheit über die Geschichte an sich ziehen und davon ablenken, dass er mutmaßlich Sex mit einem 14-Jährigen haben wollte? Oder „ermutigte“ ihn der Vorwurf schlicht dazu, auch „andere Dinge über sein Leben anzusprechen“, wie er selbst schrieb?

Was auch immer Spacey antrieb: Nur rund zwölf Stunden nach seinem Statement folgte ein Paukenschlag aus Los Gatos, Firmensitz des Streaming-Anbieters Netflix. Dessen preisgekrönte Dramaserie „House of Cards“, in der Spacey den skrupellosen Präsidenten Frank Underwood spielt, werde 2018 auslaufen, berichteten US-Medien unter Berufung auf eine Netflix-Sprecherin. Zwar hieß es, der Entschluss sei vor Monaten gefallen. Dennoch entstand der Eindruck, Netflix habe auf die Übergriffsvorwürfe reagiert.