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Sinopale Abgesetzte Gouverneurin, kein Festival

Kunsthochschule Bad Giebichenstein aus Halle will Veranstaltung in der Türkei nächstes Jahr nachholen.

Von Uta Baier 29.07.2016, 23:01

Halle l Die Flüge waren gebucht, die Kunst und die Koffer gepackt für die Reise nach Sinop in der Türkei. Denn Nike Bätzner, Professorin für Kunstgeschichte an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und Kuratorin, plante, auf der 6. Sinop Biennale im August eine Version der Ausstellung „Assoziationsraum Wunderkammer“ zu zeigen. Diese Ausstellung mit zeitgenössischer Kunst zum Thema Wunderkammer wurde von ihr im vergangenen Jahr zusammen mit den Franckeschen Stiftungen entwickelt. Nach der Erstpräsentation in den Franckeschen Stiftungen war sie in Paris zu sehen. Nun wollte Bätzner eine kleinere Version – plangemäß – ins türkische Sinop bringen. Elf Hallenser Kunsthochschul-Absolventen waren eingeladen, ihre Wunderkammern in der Türkei noch einmal aufzubauen.

Doch daraus wird nichts. Nachdem die Gouverneurin von Sinop, die das Projekt aktiv unterstützte, schon am Tag nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei abgesetzt wurde, entschieden Bätzner und ihre Kuratoren-Kollegen, der türkische Kunstgeschichtsprofessor Melih Görgün und der schwedische Ausstellungsmacher Habib Engqvist, dass die Biennale nicht stattfinden kann. „Die jüngsten Ereignisse in der Türkei veranlassen uns, die Biennale zu verschieben, aber zugleich auch Prozesse der Transposition und Transformation in Gang zu setzen: Wir werden begonnene Gespräche weiterführen, Ideen weiter entwickeln und uns in unterschiedlichen Konstellationen treffen, um 2017 die Sinopale umzusetzen“, erklärte Bätzner.

Wenn Richter und Intellektuelle verhaftet werden und kritische Journalisten ihren Beruf nicht mehr ausüben dürfen, klingt das bedrohlich und doch meist wie die schwer fassbare Nachricht aus einem fernen Land. Mit der Absage der Sinop-Biennale wirkt die türkische Politik nun bis zu den Künstlern aus Sachsen-Anhalt und ihren Projekten.

Daniel Herrmann, Künstlerischer Leiter der Werkleitz-Gesellschaft, wollte die Biennale mit Technik unterstützen. Außerdem waren zwei Vorträge geplant, in denen Herrmann die Arbeit der Werkleitz-Gesellschaft und ihr Filmprogramm vorstellen wollte. Nun hofft er, dass die Förderung der Reisekosten durch das Institut für Auslandsbeziehungen (IfA) bis nächstes Jahr gültig bleibt.

Finanziell hat die vorläufige Absage bisher jedoch keine Auswirkungen. Die Kulturstiftung des Bundes, die als Haupt-Förderer 90.000 Euro für die Wunderkammer-Ausstellung und ihre verschiedenen Stationen bereit stellte, geht davon aus, dass die Biennale im nächsten Jahr nachgeholt wird. „Wir sehen momentan keinen Grund für Rückforderungen“, sagt Sprecherin Friederike Tappe-Hornbostel. Und da die 3000 Euro Fördermittel der Kunsthochschule Burg Giebichenstein vor allem für eine anschließende Dokumentation der Biennale gedacht sind, ist durch die Absage dieses Geld ebenfalls nicht verloren.

Überlegungen, die Ausstellung nach Halle zu holen, sind verworfen worden. „Wir wollten doch mit Organisationen in Sinop zusammenarbeiten und mit ihnen Projekte entwickeln. Das lässt sich nicht einfach transferieren“, sagt Nike Bätzner. Am Ende bleibt der Kuratorin nur die Hoffnung: „Klar ist es ein frommer Wunsch, dass die Biennale im nächsten Jahr stattfinden kann. Aber in der Türkei gab es schon viele Putschversuche. Letztendlich hat sich das Land immer wieder in Richtung Demokratie entwickelt.“