Weihnachtskonzert in der Johanniskirche Wernigerode mit Kompositionen zum 1. Advent Solisten, Chor und Orchester trotzten der kalten Kirche
Wernigerode l Die Kantorei und das Philharmonische Kammerorchester unter Leitung von Jochen Kaiser gestalteten am Sonnabend in der Johanniskirche Wernigerode ein Konzert speziell mit Kompositionen zum ersten Advent.
Die erste Kantate "Jauchzet, frohlocket" aus dem Weihnachtsoratorium und "Nun komm, der Heiden Heiland" von Johann Sebastian Bach sowie von seinem drittältesten Sohn Carl Philipp Emanuel Bach (geboren 1714 in Weimar) das "Magnificat", der Lobgesang Marias, erklangen mitreißend und eindringlich. Auf dem Gebiet der sakralen Chor- sinfonik leistet die Wernigeröder Kantorei Unersetzliches.
Eingangs das neunsätzige "Magnificat" in D-Dur von 1749 - eine fröhliche, unbeschwerte Musik mit dem triumphalen Eingangschor "Magnificat anima mea Dominum" - meine Seele erhebt den Herrn - mit einem mit drei Trompeten besetzten, bestens aufgelegten Orchester.
Streckenweise nimmt sie schon klassische Formensprache an und erinnert an Mozart wie im Chor "Et misericordia eius" (Seine Barmherzigkeit währt ewig). Der Bach-Sohn komponierte anders, weltorientierter als sein Vater, bei dem die Musik strenger Ausdruck der biblischen Botschaft war. Carl Philipp Emanuel war mit Musikern wie Quantz, den Bendas und Graun befreundet, mit Literaten wie Lessing, Gellert und "Dichtervater" Gleim, sein Patenonkel war kein Geringerer als Telemann.
Empfindsamkeit und leidenschaftliche Kraft
Sehr gut im Ausdruck waren die Solisten - die Sopranistin Barbara Christina Steude und die Altistin Cornelia Rosenthal mit inniger Empfindsamkeit, der Tenor Matthias Schubotz und der Bass Stephan Heinemann mit leidenschaftlicher Kraft. Krönung des Werkes war die höchst kunstvolle Doppelfuge "Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto". Solisten, Chor und Orchester trotzten mit Stimmen und Instrumenten der kalten Kirche und waren wundervoll.
Dann Johann Sebastian Bachs Weimarer Kantate auf den 1. Advent "Nun kommt der Heiden Heiland" mit dem Luther-Choral als Eingangschor. Besonders die Solisten waren gefordert. In Erinnerung blieben das vom Pizzicato begleitete Bassrezitativ "Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an" und die von Cello und Cembalo sensibel musizierte Arie des Soprans "Jesus ziehet ein". Zum Abschluss erklang die Kantate auf den ersten Advent des Weihnachtsoratoriums. Kaiser konnte sich auf die ohne Noten frei und sicher musizierende Kantorei verlassen und gestalten. Geradezu tänzerisch beschwingt der jubelnde Eingangschor, mit einem intensiven Legato der Choral "Wie soll ich dich empfangen", auf dass kein Gedanke verlorengehe. Und himmlisch die Wiegenmusik "Ach, mein herzliebes Jesulein" im neunten Satz.
Langer Beifall und Blumen - mit einer Prise Wehmut: Dr. Jochen Kaiser geht im Januar an die Universität Erlangen.