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Sommertheater Premiere von "Elektra" in Magdeburg

Die Geschichte von Elektra ist in Magdeburg als Sommertheater zu erleben. Bis zum 28. Juli wird das mythologisches Spektakel aufgeführt.

Von Klaus-Peter Voigt 10.07.2018, 23:01

Magdeburg l Die Compagnie Magdeburg 09 bleibt ihrer Tradition treu. Akteure aus der freien Szene der Landeshauptstadt suchen sich für ihre Projekte Unterstützung von Schauspielern aus ganz Deutschland. Für das alljährliche Theater unter freiem Himmel entsteht eine Uraufführung, die sich durchaus an altbekannten Themen orientiert.

Jetzt hatte „Elektra“ Premiere. Bereits 413 v. Chr. schrieb Sophokles ein Stück über die beeindruckende Frau, die stets aufs Neue genügend Stoff für literarische und musikalische Werke bot. Bernd Kurt Goetz nahm sich der Geschichte an, schuf seine eigene Adaption des eigentlich zeitlosen Themas von Rache und Hass. Herausgekommen ist eine eigenwillige Mischung aus Tragödie und Komödie. Für die an sich dramatische Handlung bedeutet das eine Interpretation, die nicht nur die unterschiedlichen Genres verknüpft, sondern auch einen ständigen Wechsel zwischen Antike und Gegenwart auf die Bühne bringt.

Der Sprachgebrauch schlägt einen ebenso weiten Bogen, erinnert an Texte von Sophokles, wird dann wieder modern und zeitgenössisch. In der Wortwahl geht es teilweise recht drastisch zu, streitbar, ob deftige Ausdrücke in solcher Zahl auch für ein Sommertheater notwendig sind.

Die Inszenierung von Gisela Begrich und Bernd Kurt Goetz zeigt sich temporeich und gewinnt durch die einfühlsame Musik Christoph Deckbars an Ausdruckskraft. Ausgezeichnete Solos, oft balladenhaft, wechseln sich mit einem Chor ab, der die Gefühlsschwankungen in der Handlung begleitet. Das hat gerade beim Eingangstitel „Was geschah in Mykene“ eine starke emotionale Wirkung, erinnert durchaus im Stil an Kurt Weill.

Was war aber nun geschehen? Der Königs von Mykene, Agamemnon, war ermordet worden. Seine Tochter Elektra will sich mit der Tat nicht abfinden und sinnt auf Blutrache für diese Tat. Überzeugend spielt Mareike Greb diesen Part, lässt sich von ihrer Familie nicht umstimmen, findet keinen anderen Weg aus der Trauer. Die Leipziger Tänzerin und Schauspielerin überzeugt auf ganzer Linie.

Ansonsten zeigt sich das gesamte Ensemble in bester Spiellaune, schafft den Spagat zwischen dramatischen Szenen und fast in Klamauk abgleitenden Elementen. Jan Schwiesau gibt einen herrlich durchgeknallten Chaostos, Bernd Kurt Goetz hat bei seinen tänzerischen Einlagen und als Engel die Lacher auf seiner Seite.

Die Gesangseinlagen der Akteure schaffen eher leise Töne. So erleben die Zuschauer ein Stück, das alltägliches menschliches Handeln in den Blick rückt, die Zeitlosigkeit des Kampfes gegen den Hass und rohe Gewalt thematisiert. Und so löst sich der gordische Knoten zum Schluss mit einem Bombenattentat, der schließlich scheinbar nur Opfer zurücklässt. Mit einem fast versöhnlichen Chor und einem klaren Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit endet die Inszenierung: „Wir lassen das Hassen“.

Karten für die Theateraufführung erhalten Sie im Volksstimme Service-Center Magdeburg an der Goldschmiedebrücke und über die biber-ticket-Hotline (0391) 5999700.