1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Trier bekommt einen Maxi-Marx

Statue Trier bekommt einen Maxi-Marx

Trier bekommt eine Karl-Marx-Statue. Leicht tat sich die Geburtsstadt von Marx nicht, das Geschenk aus China anzunehmen.

14.03.2017, 23:01

Trier (dpa) l Das kleine Trier bekommt einen großen Marx: Zum 200. Geburtstag des Philosophen im Jahr 2018 – und zwar als Geschenk aus China. Der Trierer Stadtrat stimmte am Montagabend mehrheitlich dafür, die geplante Marx-Statue aus der Volksrepublik anzunehmen.

Das Ja kam aber nach kontroverser Debatte nur zustande, weil zwei umstrittene Punkte noch ausgeklammert wurden – zumindest auf dem Papier. Die Frage nämlich, ob die Statue inklusive Podest wirklich insgesamt 6,30 Meter hoch werden muss. Und ob sie wirklich so prominent nahe der Porta Nigra platziert werden muss.

Es zeigt sich wieder mal: Trier tut sich als Geburtsstadt von Marx schwer mit dem berühmtesten Sohn der Stadt. „Jahrzehntelang haben es die Verantwortlichen der Stadt vermieden, Karl Marx zu würdigen“, sagte Richard Leuckefeld von den Grünen. Das Geschenk aus China stoße „genau in das Marx-Vakuum“ – denn eine Statue von Marx hat Trier noch gar nicht. Die teils heftige Kritik von Trierern am „Riesen-Marx“ sei verständlich: Sie gehe auf eine „mangelnde Auseinandersetzung in der Vergangenheit“ zurück, meinte er.

Für Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) dagegen ist der „Mega-Marx“ eine „Bereicherung“ für die Stadt. „Karl Marx ist einer der größten Bürger in dieser Stadt, und wir sollten ihn nicht verstecken.“ Er könne sowohl mit der Größe als auch mit dem zentralen Standort gut leben. „Dahinter steht ja ein künstlerisches Konzept.“

Denn der chinesische Künstler Wu Weishan hat Größe und Standort so gewählt, dass er sein Werk in Sichtweite des früheren Wohnhauses der Familie Marx platzieren kann. Und das ist auch der Grund, warum sich an den Plänen vermutlich nicht viel ändern wird. „Der Künstler lässt sich da sicher nicht runterhandeln“, hieß es aus dem Rathaus.

Details zu Größe und Standort sollte Baudezernent Andreas Ludwig bis zur nächsten Stadtratsitzung am 6. April mit den Chinesen noch nachverhandeln. In der hitzigen Diskussion im Stadtrat gab es vor allem zwei Seiten.

Die eine, die über das Jubiläumsjahr 2018 in einen Diskurs über Marx treten will. Die Statue könne dazu Anlass sein, sagte der kulturpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Markus Nöhl.

Die geplante Skulptur sei im Vorfeld schon erfolgreich: „Wir diskutieren ja bereits über unsere Verhältnis zu Marx und China.“ 2018 wolle man dann „mit der ganzen Welt in eine Diskussion treten“.

Andere sprachen sich klar gegen den „Mega-Marx“ aus. Es gehe doch hierbei „um die Frage, ob wir uns ein Denkmal in die Stadt setzen wollen, das von einem despotischen, unmenschlichen und blutrünstigen Regime geschenkt wird“, sagte Tobias Schneider von der FDP-Fraktion im Trierer Stadtrat. Schneider äußerte die Vermutung, es handele sich um ein „vergiftetes Geschenk“.

Reiner Marz (Grüne) sagte, Trier könne mit der Ablehnung ein Zeichen gegen Menschrechtsverletzungen setzen. „Dieses Signal würde gehört werden.“ Am Ende stimmten 42 Mitglieder für die Annahme des Geschenks, sieben waren dagegen, vier enthielten sich.

Karl Marx, einer der geistigen Väter des Kommunismus, wurde am 5. Mai 1818 in Trier geboren und verbrachte die ersten 17 Jahre seines Lebens in der Moselstadt. Das Land Rheinland-Pfalz und die Stadt Trier planen 2018 eine große Marx-Ausstellung in Trier. Die Marx-Statue wird Trier nichts kosten.

Nur die Ausgaben für den Sockel wollen sich Trier und China nach bisheriger Planung teilen. Nach groben Schätzungen geht es um rund 35.000 Euro für jeden. In Wuppertal steht seit 2014 ein ähnliches Geschenk aus China: Eine Statue des Marx-Gefährten Friedrich Engels (1820 bis 1895). Damals habe es im Vorfeld auch Diskussionen gegeben, sagte Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler am Dienstag. Heute aber sei der rund vier Meter große Engels ein beliebtes Fotomotiv für Touristen.