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Theater Märchenhaftes für die Allerkleinsten

Mit dem Märchenklassiker "Der Froschkönig" eröffnete das Magdeburger Puppentheater die neue Spielzeit.

Von Kathrin Singer 17.09.2017, 23:01

Magdeburg l Ein großes, traumhaft schönes königsblaues, samtbezogenes Bett bildet die Bühne für das märchenhafte Geschehen. Die ovale seidenbezogene Liegestätte wird zum Thronsaal, Waldstück mit eingearbeitetem Brunnen, in den die legendäre goldene Kugel der Prinzessin dem Frosch genau auf den Kopf plumpst, und natürlich Schlafzimmer der Prinzessin. Mit viel Liebe zum Detail hat Ausstattungschef Sven Nahrstedt einen ebenso intimen wie märchenhaften Ort im kleinen Saal des Puppentheaters geschaffen, der zur Verblüffung der kleinen Zuschauer auch Raum für ungewöhnliche Auftrittsmöglichkeiten bietet.

Eine überzeugende Idee auch die Rahmenhandlung des klassischen Grimm‘schen Märchens, das trotz aller Entstaubung vor allem sprachlich immer nah am Original bleibt: Museumsführerin Luzie Schmidt lässt sich auf der Tour durch Schloss Wolkenstein hinreißen, die Geschichte um den geheimnisvollen grünen Fleck an der Wand zu erzählen, und zwar unter Einbeziehung des Spielzeugs im Schlafzimmer der Prinzessin.

Jana Weichelt, Ensemblemitglied seit der vergangenen Spielzeit hat in ihrem ersten Solostück ausreichend Gelegenheit, von ihrer Wandlungsfähigkeit zu überzeugen. In der Regie von Pierre Schäfer schlüpft sie in alle Rollen, von der freundlichen Schlossführerin über die dienstbare Hausangestellte, den brummeligen Teddybär-König, der leicht zickigen Prinzessin Henriette von Wolkenbruch bis hin zum etwas zum Angeben neigenden Frosch. Der fliegende Rollenwechsel ist nicht immer von allen Kindern sofort zu durchschauen, klärt sich aber recht schnell im Spielgeschehen. Szenenapplaus vor allem vom erwachsenen Publikum gibt‘s für Weichelts schmissig hingeröhrte Gesangseinlage mit Trude Herrs Hit „Ich will keine Schokolade“.

Die Titelfigur der Inszenierung ist ein Kunstwerk für sich: Mechthild Nienaber hat eine entzückende Froschpuppe mit einer lebendigen Mimik geschaffen, mit rot-weiß-geringeltem Badeanzug und schlaksigen Schlenkerarmen und -beinen. Jana Weichelt versteht es, diesem Burschen ein solches Eigenleben zu verleihen, dass vor allem die stumme Bettszene, in der sich der Frosch der Prinzessin annähert, bis die ihn aus Versehen an die Wand klatscht, zu einem von Kindern wie Erwachsenen ebenso beglucksten Höhepunkt der Inszenierung wird.

„Froschkönig“ ist märchenhaftes Theater für die Allerkleinsten ebenso wie für die Großen. Die etwa fünfzig Minuten vergehen wie im Fluge, was von kleinen Premierengästen lautstark bedauert wird: „Oh schade, viel zu kurz!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Bereits vor der Premiere waren so gut wie alle Vorstellungen ausbestellt, freie Plätze etwa für eine kurzentschlossene Kindergartengruppe gibt es derzeit noch für den 13. Oktober, 9 Uhr, die nächste Staffel an Vorstellungen ist leider erst für den 17. bis 21. März 2018 geplant.