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Theaterschiff Froh und bunter über die Elbe

Das Theaterschiff „Marco Polo“ sticht wieder in die Elbe. An Bord sind die Nachtschwärmer mit ihrem siebten Weihnachtsspektakel.

Von Klaus-Peter Voigt 27.11.2015, 23:01

Magdeburg l Es ist kein verflixtes siebtes Jahr. Die jüngste Premiere „Laßt uns froh und bunter sein“ überraschte durch viele neue Farben, herrlich komödiantische Einlagen, aber auch besinnliche Töne. Zweifellos gelingt die Gratwanderung im Vorfeld des Heiligen Abends wieder einmal. Nahezu lückenlos fügen sich die einzelnen Nummern aneinander, reichen von der Interpretation bekannter Gesangsstücke über hörenswerte Texte bis zum nunmehr schon klassischen Auftritt des Smutjes, der in diesem Jahr als fülliger Weihnachtsmann agiert.

Und das ist wohl auch das Erfolgsrezept der Nachtschwärmer: Sie wollen unterhalten und dabei alle Möglichkeiten nutzen, die sich ihnen auf dem engen Schiff bieten. Das Publikum lässt sich durch diese Nähe besonders schnell mitreißen, wird mit einbezogen und viel direkter als in einem „normalen“ Theater angesprochen. Nach der Vorstellung und in den Pausen geht es auf dem Oberdeck nahezu familiär zu. Wer mag, wirft einen Blick in die Miniaturgarderobe, spricht mit den Nachtschwärmern.

Knut Müller-Ehrecke hat die vielen Elemente zu einem homogenen Ganzen zusammengeführt. Das macht ihm Freude, er sorgt für flotte Wechsel und lässt keine Längen aufkommen. An Wandlungsfähigkeit fehlt es den Darstellern nicht. Für Ulrike Nocker bedeutet das einen permanenten Kostümwechsel. Als übergewichtige Möchtergernschauspielerin brilliert sie so in einem Kabinettstückchen besonderer Art. Nie darf sie im Krippenspiel die Marie geben. Dicke Darsteller haben da keine Chance. Füllig und ständig Gummitiere naschend beklagt sie die Situation, sucht ihre Lösung für die permanente Ablehnung.

Das gelingt ihr überzeugend und fast ein wenig anrührend. Nach jahrelanger Abstinenz greift Nocker zur Gitarre, setzt mit einem von ihr komponierten Lied zu einem Text von Wise Guys stille Töne im ansonsten fröhlichen Programm.

Den anderen Weg geht Matthias Krizek, der gleich zu mehren bekannten Titeln eigene Texte schrieb. Szenenapplaus gab es für seine Version des Grönemeyer-Lieds „Mambo“, bei der er schwankend und mit Inbrunst seine Glühweinerlebnisse auf dem Weihnachtsmarkt schildert.

Der permanente Wechsel zwischen solistischen Parts und gemeinsamen Szenen macht das Weihnachtsspektakel zu einer rundum gelungenen Sache. Beispielsweise mit „Wann wird’s mal wieder richtig Winter?“ treffen sie den Nerv des Publikums. Als ausgebildeter Chorleiter leitet dabei Oliver Vogt fachmännisch und Augenzwinkernd seine beiden Mitspieler an. Für musikalische Begleitung zeichnet er generell verantwortlich, verlässt trotzdem von Zeit zu Zeit seinen Platz an den Tasten, auch um seine ganz persönliche Geschichte vom Weihnachtsbaum im Familienkreis zu erzählen, sich in Dialoge einzumischen. Alles in allem ein gelungener Abend, der schon die Vorfreude auf die nächste Auflage im kommenden Jahr weckt.

Weitere Vorstellungen auf dem Theaterschiff noch bis zum 22. Dezember, täglich außer sonntags.