1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Stimmen aus dem Jenseits

TV-Serie Stimmen aus dem Jenseits

„Lewis“ ist wieder da. Und gleich zum Auftakt gibt es einen Mord, bei dem fast jeder verdächtig wirkt, der um die Ecke biegt.

Von Andreas Heimann 20.07.2016, 23:01

Berlin (dpa) l So viel ist sicher: Reuben Beatty ist tot. Allerdings ist der Doktorand unter merkwürdigen Umständen ums Leben gekommen. Erst hat ihm offenbar jemand ein starkes Betäubungsmittel in einem Stück Kuchen verabreicht. Dann hat ihm sein Mörder erst einige Zeit später eine Spritze mit einem tödlichen Gift in den Arm gerammt. Schön ist das nicht. Und damit ein Fall für Kriminalinspektor Robert „Robbie“ Lewis (Kevin Whately) und seinen Partner James Hathaway (Laurence Fox).

Das Duo ermittelt seit Langem erfolgreich im sogenannten Oxfordkrimi mit dem schlichten Titel „Lewis“ in der englischen Vorzeige-Universitätsstadt. „Stimmen aus dem Jenseits“ ist die erste Folge der neuen Staffel 7, die ZDFneo an diesem Freitag um 21.50 Uhr starten lässt. Das ZDF steigt Ende August wieder ein.

Stimmen aus dem Jenseits? Das klingt very British. Das gilt nicht nur für das gediegene Oxford-Ambiente. Der neue „Lewis“, Regie führt Brian Kelly, hat ein paar Schrulligkeiten und Spinnereien, die man sich kaum in einem „Polizeiruf 110“ vorstellen könnte, die aber in England dazuzugehören scheinen. Der tote Doktorand war zu Lebzeiten Geisterseher. Gegen Geld hat er mit Verstorbenen Kontakt aufgenommen und Nachrichten aus dem Totenreich übermittelt.

In der Anfangsszene plaudert er gerade mit dem Vater eines Kunden – dummerweise stellt sich heraus, dass der angebliche Kontakt im Jenseits um die Ecke im Pub sitzt und quicklebendig ist. Nicht jeder findet das witzig, wenn er merkt, von einem Geisterseher auf so plumpe Weise reingelegt zu werden. Damit hätten wir schon den Verdächtigen Nummer eins. Und bei dem bleibt es nicht.

Denn Reuben Beatty war ein ziemlich schlimmer Finger. Seine Frau Polly (Catherine Steadman) könnte ihn auf dem Gewissen haben – weil er ihr seine Geisterseher-Nebeneinnahmen genauso verheimlicht hat wie die enge Beziehung zu seiner klugen Kollegin Vicky Walmsley (Tuppence Middleton), von der sie erst kürzlich eine SMS an ihn gelesen hat, die viele Frauen misstrauisch gestimmt hätte.

Seine Kollegin wiederum kommt als Mörderin infrage, weil der smarte Doktorand am Institut für Psychologie jedenfalls nicht vorhatte, seine Frau zu verlassen, was immer Vicky sich in stillen Momenten erhofft haben mag. Und abgesehen davon hatte sie auch noch Grund zu Eifersucht an anderer Stelle: Prof. Andrew Crane fuhr voll auf Reuben ab, rein wissenschaftlich jedenfalls. Und weniger auf sie.

Crane wiederum, ein eitler Selbstdarsteller, könnte Reuben auf dem Gewissen haben, weil der dagegen war, mit psychologischen Experimenten fürs Militär Geld zu verdienen, ein Steckenpferd des Oxford-Professors.

Pollys Mutter konnte Reuben noch nie ausstehen und hat ihm hinterherspioniert. Noch am Tag der Tat war sie bei ihm, sehr verdächtig also. Und die etwas durchgeknallte Justine Skinner, großartig gespielt von Beatie Edney, ist als Kartenlegerin gewissermaßen eine spirituelle Konkurrenz zu Reuben. Frank McLean, ebenfalls im spiritistischen Gewerbe unterwegs, war auf Reuben nicht gut zu sprechen, weil er ihn für einen dilettierenden Scharlatan hielt. Kanan Dutta macht sich verdächtigt, weil er sich mit tödlichen Betäubungsmitteln so gut auskennt.

Das sind mehr Verdächtige als genug. Robbie Lewis und sein kluger Assistent haben also alle Hände voll zu tun, da nicht den Überblick zu verlieren. Dabei ist James Hathaway bei den Ermittlungen gehandicapt. Denn bei einem Auffahrunfall hat er sich leicht verletzt und muss nun Halskrause tragen. Die rettet ihm am Schluss noch das Leben – als der Mörder ihn mit Hilfe einer Spritzennadel ins Jenseits befördern will. Glück gehabt.

Fazit: Die neue Staffel startet in jeder Hinsicht vielversprechend, die „Stimmen aus dem Jenseits“ bieten die ideale Mischung aus Spannung und Unterhaltung, und Laurence Fox ermittelt auch mit Halskrause ziemlich cool.