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TV-Tipp Tod eines Erben: „Marie Brand und die falschen Freunde“

Auf einer Geburtstagsfeier lässt ein Baulöwe eine Bombe platzen. Sein Sohn soll in seine Fußstapfen treten. Diese Ankündigung kommt nicht bei allen gut an. Kurz darauf ist der ausersehene Juniorchef tot.

Von Marco Krefting, dpa Aktualisiert: 02.02.2023, 00:19
Marie Brand (Mariele Millowitsch) und Jürgen Simmel (Hinnerk Schönemann, r) sprechen mit Kai Angersbach (Golo Euler, M).
Marie Brand (Mariele Millowitsch) und Jürgen Simmel (Hinnerk Schönemann, r) sprechen mit Kai Angersbach (Golo Euler, M). Guido Engels/ZDF/dpa

Köln - Hauptkommissarin Marie Brand (Mariele Millowitsch) und ihr Kollege Jürgen Simmel (Hinnerk Schönemann) haben es diesmal eine besonders harte Nuss zu knacken. Denn in „Marie Brand und die falschen Freunde“ - am Mittwochabend um 20.15 Uhr - scheint gegenüber der Kölner Mordkommission freiwillig niemand mit überhaupt irgendetwas herausrücken zu wollen - und schon gar nicht mit der Wahrheit. Der Fall ist eine Wiederholung aus dem Jahr 2020.

Das Todesopfer ist ein Firmenerbe. Mit viel Tamtam vor großem Publikum verkündet der Vater, dass sein Sprössling das erfolgreiche Bauunternehmen übernehmen soll. Der lässt sich noch von allen Seiten fotografieren, ein bisschen Babyspeck im Gesicht kann der feine Anzug nicht kaschieren. Wenig später torkelt er blutüberströmt am Rheinufer entlang. Noch ein Schlag mit einem dicken Ast - und er ist tot.

Das Ermittlerduo bekommt es mit einer Familie zu tun, die sich spinnefeind ist: Die Frau hat als Witwe die Firma mit in die Ehe gebracht, ihr neuer Mann leitet das Unternehmen. Er will nun Karriere als Landespolitiker machen, scheut aber nicht davor zurück, andere brutal zusammenschlagen zu lassen. „Bauarbeiter bleibt Bauarbeiter“, wird das kommentiert. Der gemeinsame Sohn ist das Opfer, von der geplanten Nachfolgeregelung aber ahnte die Mutter nichts. Dabei lässt sie ihren Mann ausspionieren. Ihr Sohn aus erster Ehe wiederum liegt mit dem Stiefvater über Kreuz. Und die Familie hütet ein Geheimnis, bei dem die Sichtweisen entgegengesetzter kaum sein könnten.

Da Brand und Simmel davon lange Zeit ebenso wenig wissen wie der Zuschauer, tappen alle zusammen im Dunkeln. Und nach gut einer Stunde werden die Karten neu gemischt. Dann sind es offensichtlich widersprüchliche Aussagen, die den Täter entlarven. Dafür, dass Kommissarin Brand hochbegabt sein soll und frühere Fälle allein über ausgebuffte Schlüsse - und zur Überraschung ihres Kollegen - gelöst hat, verwundert es diesmal doch ein wenig, wie lange sie braucht.

Simmel will bei Frauen besser punkten

Einmal mehr steht dafür Simmel im Fokus des privateren Erzählstrangs. Er kennt quasi jeden zweiten Zeugen persönlich, was den Staatsanwalt zu der Warnung veranlasst: „Passen Sie auf, dass aus der Fallakte kein Poesiealbum wird.“ Der Jurist will Simmel außerdem als Trainer für eine Alt-Herren-Ruder-Hobbymannschaft gewinnen. Der Polizist wiederum kämpft mit dem Kölner Wohnungsmarkt - und dem Versuch, mit einem neuen Zuhause auch bei Frauen besser zu punkten. Das kurzweilige Zusammenspiel der Kommissare sitzt wieder einmal perfekt.

Die Krimireihe ist für das ZDF auch ein Quotengarant. Sie läuft seit 2008 in unregelmäßigen Abständen. Seit 2014 platziert der Mainzer Sender die Folgen mittwochs oder samstags zur besten Sendezeit. In der Regel schauen fünf, sechs, sieben Millionen Menschen zu.

Wer diese Folge sieht, wird wegen der Wende im letzten Drittel bei der Suche nach dem Täter vermutlich eine ganze Weile im Trüben fischen. Dafür kann er Brand und Simmel beim freundschaftlichen Siezen beobachten. Und auch der immer wiederkehrende Sprint beim Verfolgen eines Verdächtigen darf natürlich nicht fehlen - samt dem liebgewonnenen Ritual, dass sie ihm sein Sakko abnimmt.