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Zauber-Show Eine fast perfekte Illusion

Die "Ehrlich Brothers" verzauberten Zuschauer in der Getec-Arena in Magdeburg mit ihrem neuen Programm „Faszination“.

Von Manuela Bock 08.05.2017, 03:03

Magdeburg l Das sind also die Brüder, die seit einigen Jahren Deutschland verzaubern. Sie stehen durchgestylt von Kopf bis Fuß in der Getec-Arena – mit Frisuren, denen man ansieht, dass sie ein wenig Zeit vor dem Spiegel in Anspruch nehmen, Lederjacken und zerrissener Jeans. Links und rechts der Bühne hängen große Leinwände, die alles zeigen, was das Publikum in den hinteren Reihen nicht sehen kann. Jedes Detail, jedes Lächeln und Augenzwinkern im Großformat. Der Charme der Zauberbrüder kann sich in jeden Winkel entfalten.

Andreas und Christian aus Bünde bei Herford haben den Sprung geschafft – von den kleinen Brettern, die die Welt bedeuten, auf die großen Bühnen. Als „Ehrlich Brothers“ füllen sie die Hallen und ziehen auch in Magdeburg mit ihrer aufwendigen Show die Zuschauer in ihren Bann. Dafür nutzen sie mitunter keine anderen Tricks als viele ihrer Kollegen, die auf kleinen Festen auftreten.

Aber sie inszenieren sie spektakulärer, machen sie noch ein bisschen größer und sorgen somit für den „Wow“-Effekt beim Publikum, das ihnen sowieso von Anfang an zu Füßen liegt und alle Einsätze mit Beifall belohnt. Auch, wenn der Humor manchmal flach wirkt („Bei dir bietet eine Frau bei Ebay nicht mal den Mindestpreis“, „Drei Lkw transportieren ja schon dein Haarspray“), sie können zaubern. Das tun die „Ehrlich Brothers“ mit allerlei Gegenständen: Sie zerschneiden mühelos Seile mit dem Zeigefinger, pressen Münzen durch einen Glastisch, verwandeln einen Fünf-Euro-Schein in die Fünfziger-Ausgabe.

Kurz vor der Pause kommt ein atemberaubender Kracher: Aus einem Spielzeugauto wird in kurzer Zeit unter einem Tuch ein Monstertruck. „Wie machen die das bloß?“ ist die wohl am häufigsten gestellte Frage in den nächsten 30 Minuten. Nach der Pause nimmt die Illusionsshow noch mehr an Fahrt auf.

Die Brüder, die seit 2000 gemeinsam auftreten, werden ernst, danken mit einem Draht, den sie zu einem „Danke“ verformen an ihren verstorbenen Vater, der auch in einer Videosequenz zu sehen ist – als sie einst in der Garage, in schmutzigen Jacken und ganz anderen Frisuren an einem Trick gefeilt hatten. In diesem Moment sind sie einem noch sympathischer, was vielleicht daran liegt, dass die beiden hierbei so nahbar wirken.

Dann werden sie wieder zu den Illusionisten in einer Bühnenwelt, wo Pyrotechnik, Dampf und herabregnende Glitzerstreifen ihren Platz bekommen. Der Aufwand ist enorm. Neun Lkw des „Ehrlich“-Trosses transportieren allein die Showrequisiten und das Bühnenbild.

Von der Bühne kommen die Brüder auch immer wieder ins Publikum, bringen den Ort Schönebeck ins Spiel, sagen nicht Maaaagdeburg, sondern Machteburch. Sie haben sich vorbereitet auf die Region und auf den Auftritt sowieso. Sie spielen richtig gut Klavier, lassen Papier fliegen, formen es zur Rose, lassen sie mit einem Schnipp „echt“ werden und nehmen das TV-Format „Magier mit der Maske“ auf die Schippe.

 „Die Petze, die alle Tricks verrät“, wie Andreas ruft. Wie in der Fernsehshow zeigen sie, wie das funktioniert, dass plötzlich ein Löwe im Käfig sitzt, dank weggeschobener Gitterstangen und viel Getöse für die Ablenkung. Der Clou: Sie setzen noch eins drauf, zaubern sich selbst aus dem Käfig und eine bewegte Löwenfigur hinein.

Nur ganz selten kann man erahnen, dass harte Arbeit und gekonnte Täuschung hinter den Einlagen steckt – wenn man die vielen schwarzgekleideten Helfer wahrnimmt, wenn Zuschauer in der ersten Reihe die Fäden sehen, die eine Blume schweben lassen oder wenn ein Trick nicht ganz aufgeht, bei dem eine Zuschauerin Farben auf ein Bild sprüht, die einer der Zauberbrüder erraten will.

Ansonsten ist die Illusion perfekt. Schwiegermütter aus dem Publikum werden von der Bühne in Sekundenschnelle auf die andere Seite der Halle „teleportiert“, ein riesiges Sägeblatt zerteilt den älteren Bruder Andreas, der seine Beine wiederhaben möchte, während Chris plötzlich mit vier Beinen über die Bühne tanzt. Zu den Höhepunkten gehört die Nummer mit dem Quad: Die Brüder sitzen auf dem Gefährt, fliegen in die Höhe und erscheinen einen Augenblick später damit im hinteren Teil der Halle. Das passiert so schnell und unerwartet, dass keine Zeit zum Wundern bleibt.

Diskutiert wird nach den Zugaben und den Wiedersehens-Wünschen des Duos natürlich trotzdem. Auf dem Weg aus der Halle gibt es viele Menschen, die erklären „können“, wie dieser oder jene Trick funktioniert, ohne zu wissen, ob es stimmt. Das ist auch gut so. Denn am Ende geht es den Brüdern darum, zu unterhalten, den Alltag mit Glitzer, Musik und Show für einige Zeit „wegzuzaubern“. Sie schaffen es, die Illusion zu erzeugen, dass Magie vielleicht doch möglich ist. Und ganz ehrlich: Wer möchte nicht daran glauben?