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Gedächtnislücke schließen Grütters fordert mehr Aufarbeitung der Kolonialgeschichte

Die Kulturstaatsministerin fordert eine Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit. Laut Grütters sei dafür vor allem eine breite gesellschaftliche Debatte nötig.

15.12.2018, 12:15

Berlin (dpa) - Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) fordert Deutschland auf, sich verstärkt der Kolonialgeschichte zu stellen.

Diese sei über viele Jahrzehnte ein blinder Fleck in der Erinnerungskultur gewesen, schreibt Grütters zusammen mit der Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, Michelle Müntefering (SPD), in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom Samstag.

Die Debatte über die historische Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit müsse dabei über die Museen hinausgehen. "Sie gehört in die Hörsäle, in die Schulbücher und ins Fernsehprogramm." Es gehe darum, "eine erinnerungs- und kulturpolitische Gedächtnislücke zu schließen". Ausdrücklich wolle man auch eine Debatte im Bundestag anregen "über einen Ort für die Erinnerung an koloniales Unrecht".

"Von Museen und Sammlungen erwarten wir die Bereitschaft, sich offen der Frage einer Rückgabe von Kulturgütern aus kolonialen Kontexten zu stellen", schreiben die beiden Politikerinnen der schwarz-roten Koalition. Viel zu lange sei das während der Kolonialzeit geschehene Unrecht vergessen und verdrängt worden. Es sei unstrittig, dass geraubte menschliche Gebeine nicht in europäische Depots gehörten, sondern in die Hände der Nachfahren. "Notwendig ist maximale Transparenz. Für Museen und Sammlungen führt kein Weg mehr daran vorbei, bei der Ausstellung von Kulturgütern aus kolonialen Kontexten deren Herkunftsgeschichte darzustellen."

Die Debatte zwinge auch zu unbequemen Fragen: "Wie können es Museen und Sammlungen rechtfertigen, Objekte aus kolonialen Kontexten in ihren Sammlungen zu haben, deren Verbringung nach Deutschland unserem heutigen Wertesystem widerspricht? Was sagt es über uns aus, wenn zuweilen pauschal unterstellt wird, Kulturgüter würden in ihren Herkunftsländern nicht den Schutz erfahren, der ihnen gebührt? Wir meinen: Es gilt aus der Falle einer eurozentrischen Perspektive herauszukommen."