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Gespür für Kunst und Künstler: Frieder Burda wird 80

Er hat das nötige Kleingeld sowie ein Gespür für Kunst und Künstler. Damit ist er zum renommierten Kunstsammler geworden. Nun wird Frieder Burda 80. Sein Lebenswerk ist sein Museum in Baden-Baden. Und das ist finanziell sicher, betont er.

Von Susanne Kupke, dpa 28.04.2016, 07:32

Baden-Baden (dpa) - Frieder Burda ist ein zurückhaltender und freundlicher Mensch. Wenn es um Kunst geht, kann er jedoch ziemlich hartnäckig sein. Das hat der Maler Sigmar Polke erlebt. Und auch störrisch. Das hat Künstler Georg Baselitz bisweilen so empfunden.

Vielleicht sind es solche Eigenschaften, die Frieder Burda zu einem der bedeutendsten Kunstsammler gemacht haben. Am Freitag (29. April) wird der Baden-Badener Mäzen 80 Jahre.

Er hat gut feiern: Das Haus ist bestellt. Sein 2004 in Baden-Baden eröffnetes Museum Frieder Burda zählt inzwischen zu den renommiertesten Privatmuseen in Deutschland. Und es ist für viele Jahrzehnte im Voraus auf absolut sichere Beine gestellt, betont Frieder Burda. Das Besondere daran ist aus Sicht von Udo Kittelmann, dem Direktor der Berliner Nationalgalerie: Der Mäzen hat das Haus über eine Stiftung gesichert, in die fast alle Bilder nach seinem Tod eingehen.

Das ist gut für das Publikum wie auch für die Stadt. Denn viele der jährlich rund 200 000 Besucher in dem vollständig von Frieder Burda finanzierten Haus kommen eigens dafür von weither in den Kurort, wie eine Studie der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen ergab. Rund 17 Millionen Euro an wirtschaftlicher Nachfrage in Baden-Baden werden demnach jährlich direkt oder indirekt durch das Museum generiert.

Mein Lebenswerk, nennt Frieder Burda stolz das vom New Yorker Star-Architekten Richard Meier erbaute Haus an Baden-Badens Prachtmeile, direkt neben der Kunsthalle und dem Kurhaus. Ich bin zufrieden und sehr glücklich.

Zumal die Erfolgsgeschichte so nicht unbedingt vorgezeichnet war. In Gengenbach nahe Baden-Baden geboren, absolvierte er nach der Schulzeit in Offenburg, Triberg im Schwarzwald und der Schweiz zunächst eine Ausbildung als Drucker und Verlagskaufmann im Konzern des Vaters. Doch der zweite Sohn des erfolgreichen Verlegerehepaars Franz und Aenne Burda sah seine Bestimmung - im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder Hubert - nicht im elterlichen Unternehmen.

Weder hatte er Lust, nach dem Tod des Vaters sich mit dem jüngeren Bruder jahrelang zu streiten, wie es Stefan Koldehoff in seiner Biografie über Frieder Burda schildert; noch konnte der Verlagserbe sich eine Zukunft aus Finanzen und Verwaltung vorstellen. Der typische Stier - nach eigenem Bekunden zuweilen leicht aufbrausend, dafür aber sehr kompromissfähig und den schönen Dingen zugeneigt - war längst für die Kunst entflammt.

Auslöser war eine knallrote geschlitzte Leinwand von Lucio Fontana. Damit wollte er 1968 nur den Vater schocken. Doch der Senior, selbst Sammler von deutschen Expressionisten, war interessiert. Rückblickend war das für Frieder Burda das Initiationsereignis als Kunstsammler. Damals war er Anfang 30.

Von Gerhard Richter und Sigmar Polke über die abstrakten amerikanischen Expressionisten um Jackson Pollock bis zum späten Pablo Picasso - Frieder Burda hat im Laufe der Jahrzehnte an die 1000 Bilder und Skulpturen erworben, mit einem fast schon unheimlichen Gespür, wie ihm selbst Kritiker bescheinigen.

Er kauft, was ihm gefällt. Meist direkt beim Künstler. Manchmal in reger Diskussion wie mit Baselitz oder durch ausdauerndes Werben um scheue Künstler wie Polke. Arnulf Rainer schätzt es, dass Frieder Burda alles selber im Atelier rauspickt. Er ist längst mit ihm befreundet wie auch Gerhard Richter, dem an Frieder Burda besonders gefällt: Er ist so schüchtern wie ich. Der Mäzen selbst fühlt sich wiederum reich beschenkt durch den Kontakt mit der Kunst und den Künstlern.

Seinen 80. Geburtstag will Frieder Burda in kleinem Kreis feiern: mit seiner Familie und engen Freunden. Die Zeiten, als er zum Nil zum Feiern aufbrach, sind vorbei. Das Sammeln will er aber auch jenseits der 80 nicht lassen: Erst kürzlich hat er das Kanzler-Bild von Andreas Gursky erworben. Auch der Sport bleibt eine feste Größe: Das ist wichtig. Das morgendliche Schwimmen gehört seit vielen Jahren zu meinem Tagesritual, und ich möchte es nicht missen.

Museum Frieder Burda