1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Picassos Frauen bekommen ihre eigene Geschichte

Ausstellung Picassos Frauen bekommen ihre eigene Geschichte

Pablo Picasso machte aus Frauen große Kunst: Seine Bilder, die weibliche Schönheit zeigen, sind weltberühmt. Eine Ausstellung am Oberrhein holt Picassos Musen aus ihrer künstlerischen Anonymität.

Von Jürgen Ruf, dpa 22.06.2017, 13:33

Riegel (dpa) - Sie standen ihm Modell und prägten seine Kunst: Frauen an der Seite des Malers Pablo Picasso dienten dem Künstler als Muse. Sie wurden von ihm auf Bildern verewigt und sind so ein Stück Kunstgeschichte geworden.

Eine Ausstellung in der Kunsthalle Messmer in Riegel bei Freiburg rückt Picassos Frauen in den Fokus. Es ist eine Ausstellung, die neue Wege geht, weil sie sich nicht allein auf Picasso und dessen Kunst beschränkt. Einige der Frauen waren selbst künstlerisch aktiv. Ihre Werke hängen in dem Museum nun neben den Picasso-Bildern. Die Frauen bekommen so eine eigene Geschichte.

Der Spanier Picasso (1881-1973) gilt als einer der bedeutendsten Künstler der Moderne. "Frauen spielten im Leben dieses großen Malers eine wichtige Rolle", sagt Museumschef Jürgen A. Messmer: "Als seine Musen dienten sie ihm als unerschöpfliche Quellen der Inspiration, sie beeinflussten und bereicherten sein Leben und Wirken." Und veränderten mit den Jahren seine Kunst.

Die Ausstellung in Riegel mit dem Titel "Picasso und die Frauen", die bis Mitte November zu sehen ist, zeigt mit mehr als 120 Werken Picassos Frauenbilder - und blickt gleichzeitig hinter die Kulissen. Sie erzählt die Geschichte der Frauen, die Picassos Kunstobjekte wurden und dann oft eigene Wege gingen. Und zeigt deren Kunst. So sind zahlreiche Gemälde, Zeichnungen und Fotografien zu sehen, unter anderem von Françoise Gilot, Dora Maar und Fernande Olivier.

"Einige der Frauen in Picassos Leben waren selbst künstlerisch tätig und von beachtlichem Talent", sagt Messmer: "Sie profitierten von der Nähe zu diesem künstlerischen Genie, standen allerdings stets auch in seinem Schatten, aus dem sie sich nur schwer oder gar nicht lösen konnten." In Riegel werden auch Arbeiten jener Frauen gezeigt, die mit ihrem künstlerischen Wirken im Verborgenen geblieben sind. Picassos Einfluss auf die Künstlerinnen wird bei vielen sichtbar.

Sylvette David (83) ist eine der Frauen, die Picasso begeisterten. Die damals 19-Jährige stand dem Maler im Frühjahr 1953 Modell. Die junge Frau mit Ponyfransen und hohem Pferdeschwanz wurde zur Stilikone der damaligen Zeit, an der sich sogar Brigitte Bardot orientierte. Sie inspirierte den Spanier zu der mehr als 50 Werke umfassenden Porträtserie "Sylvette", die innerhalb von nur drei Monaten entstand und die zu den bekannten Arbeiten Picassos gehört.

"Ich fühlte mich wie Mona Lisa, weil der berühmte Picasso mich angeschaut hat", erinnert sich die Frau heute: "Mir war damals nicht klar, wie sich die Bilder verbreiten und wie erfolgreich sie werden würden." Sylvette, die sich heute Lydia Corbett nennt, wurde nach den Treffen mit Picasso selbst Künstlerin. Mehr als 20 ihrer Werke, alle aus Privatbesitz, werden in Riegel gezeigt. Vor rund drei Jahren hatte bereits die Kunsthalle Bremen ihr und Picasso eine Ausstellung gewidmet. Auf Picasso, sagt sie, werde sie heute noch häufig angesprochen: "Ich bereue es nicht, ihn getroffen zu haben."

Zur Sprache kommen in Riegel auch die Schattenseiten des großen Künstlers, sagt Ausstellungsmacherin Stefanie Thomas: "Frauen, die sich nicht unterordneten und später künstlerisch eigene Wege gingen, legte Picasso häufig Steine in den Weg und versuchte, den Erfolg der Frauen zu verhindern." Galerien blieben zunächst zurückhaltend, weil Picasso interveniert habe. Doch die Künstlerinnen machten ihren Weg. Die Schau in Riegel sei damit auch ein Spiegelbild der jeweiligen Zeit, der Geschlechter und des sich verändernden Frauenbildes.

Picasso und die Frauen

Kunsthalle Messmer

Der Einfluss Picassos auf die Werke von Françoise Gilot ist unverkennbar. Foto: Patrick Seeger
Der Einfluss Picassos auf die Werke von Françoise Gilot ist unverkennbar. Foto: Patrick Seeger
dpa
Stiftungsvorstand Jürgen A. Messmer vor einem Picasso-Gemälde, das Dora Maar zeigt. Foto: Patrick Seeger
Stiftungsvorstand Jürgen A. Messmer vor einem Picasso-Gemälde, das Dora Maar zeigt. Foto: Patrick Seeger
dpa
Sylvette David war 19 Jahre alt, als Pablo Picasso auf sie aufmerksam wurde. Foto: Patrick Seeger
Sylvette David war 19 Jahre alt, als Pablo Picasso auf sie aufmerksam wurde. Foto: Patrick Seeger
dpa