Schulranzen für Grundschüler Auf das Gewicht kommt es an
Beim Kauf eines Schulranzens sollten Eltern auf das Gewicht in leerem
Zustand achten, damit der Rücken nicht zu sehr leidet. Das rät der
Magdeburger Sportwissenschaftler Niels Wedler.
Magdeburg l Für viele Erstklässler ist der erste Schultag in Sicht und damit muss ein stabiler Schulranzen her. Dabei sollte nicht die Optik entscheidend sein. Für den Magdeburger Sportwissenschaftler Niels Wedler ist das wichtigste Kriterium beim Kauf: Das Eigengewicht des Ranzens. Denn spätestens wenn Stifte, Hefte, Bücher und Pausenbrot drin sind, wird er viel zu schwer. Das weiß Wedler aus eigener Erfahrung, denn seit Jahren macht der Mitarbeiter des Instituts für Prävention und Gesundheitsförderung (Spog) aus Magdeburg alljährlich Checks an Grundschulen in Sachsen-Anhalt. Das erschreckende Ergebnis: Während das Gewicht der gefüllten Schulranzen ständig steigt, geht die Fitness der Schulkinder in gleichem Maße zurück.
Nach DIN-Norm darf ein Schulranzen bis zu 1,6 Kilogramm in leerem Zustand wiegen. Doch das hält Wedler schon für zu viel. Er rät zu Herstellern, die sehr leichte Schulranzen, teilweise mit nur 900 Gramm anbieten.
In gefülltem Zustand sollten es dann bei einem normalgewichtigen Kind nicht mehr als zehn bis 12,5 Prozent des Körpergewichts sein, bei Fliegengewichten maximal 15 Prozent, rät die AOK. "Denn das geht auf die Körperhaltung und kann sich auf die Wirbelsäule übertragen", erklärt der Sportwissenschaftler. Das kann Verspannungen und Rückenschmerzen sowie spätere Beschwerden im Erwachsenenalter zur Folge haben.
Je schlechter die Muskulatur ausgebildet sei, desto stärker sei die Gefahr, so Wedler. "Theoretisch müssten wir die Kinder fitter machen für das Gewicht der Ranzen", sagt er. In der Praxis sei dies jedoch kaum umsetzbar, für jedes Schulkind Rückentraining anzubieten. Deshalb sollten sie in ihrer Freizeit genug toben und Sport machen. Für Erleichterung beim Tragen sorgen außerdem breite Schultergurte, die möglichst gut gepolstert sein sollten. Die Gurte sollten außerdem in der Höhe individuell verstellbar sein. "Der obere Rand des Ranzens sollte mit der Schulter auf einer Höhe sein", sagt Wedler. Deshalb müssten diese über die Jahre auch immer wieder angepasst werden, wenn das Kind wieder gewachsen sei. Der Ranzen sollte auch nicht breiter als der Rücken des Kindes sein. Deshalb sollte es zum Kauf mitgenommen werden.
Damit das Kind im Straßenverkehr gut sichtbar ist, sollte der Ranzen stark reflektieren. Das ist beim Kauf im Geschäft nicht immer gleich erkennbar. Doch freiwillige Herstellerangaben wie "entspricht DIN 58124" oder das GS-Zeichen des TÜV Rheinland stellen sicher, dass das Material ausreichend stark leuchtet.
Viele Ranzen haben zwar praktische Außentaschen an den Seiten, doch Nils Wedler rät davon ab, dort die Trinkflasche unterzubringen. "Schweres gehört in die Mitte des Ranzens, möglichst dicht am Rücken", erklärt er. Nur so werde das Gewicht gleichmäßig verteilt. Kommt die Flasche doch an die Seite, müsse auf der anderen ausgeglichen werden. Gemeinsam mit der AOK hat Niels Wedler schon viele Grundschulen angesprochen, ob sie nicht Trinkbrunnen aufstellen könnten, damit die Kinder keine Flaschen mitbringen müssten. Zunehmend könnten Kinder auch Schulmaterial im Klassenzimmer lassen, das sie zu Hause nicht bei den Hausaufgaben brauchten. Rucksäcke, Trolleys und Taschen sind laut Thomas Ebel, Arzt beim AOK-Bundesverband, für den Transport der Schulsachen auf keinen Fall geeignet. Rucksäcke seien nicht stabil genug, Trolleys und Taschen würden den Rücken zu einseitig belasten.