Rund um das Thema Nieren und Bluthochdruck ging es beim Telefonforum der Volksstimme Bei Nierenkrankheiten zum Spezialisten
Das Thema Nierenkrankheiten stand gestern im Mittelpunkt des Volksstimme-Telefonforums. Hier die meist gestellten Fragen und die Antworten von Prof. Dr. Peter Mertens und Oberarzt Dr. Hans-Peter Bosselmann von der Universitätsklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Diabetologie und Endokrinologie Magdeburg.
Frage: Ich ernähre mich sehr gesund, viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und verzichte fast vollständig auf Wurst und Fleisch. Kann ich trotzdem Nierensteine bekommen?
Antwort: Leider ja. Die Entstehung von Nierenstein ist durch viele Begleitumstände beeinflusst, neben der Nahrung spielen vor allem die eigenen genetischen Anlagen eine Rolle. Sollte ein Steinleiden vorliegen, ist die Untersuchung der Steinzusammensetzung wichtig, da hierüber eine Therapieempfehlung erfolgt.
Frage: Wie kann man sich vor einem akuten Nierenversagen schützen?
Antwort: Mit einem "Nieren-Check", der ab einem Alter von 35 Jahren alle zwei Jahre beim Hausarzt durchgeführt werden sollte, können Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion frühzeitig entdeckt werden. Die Mitbetreuung beim Spezialisten für Nierenkrankheiten (Nephrologen) kann dann das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten oder zumindest verlangsamen und auch das Risiko eines plötzlichen akuten Nierenversagens reduzieren.
Frage: Ich muss sehr viele Medikamente nehmen, die nichts mit einer Nierenkrankheit zu tun haben. Trotzdem fürchte ich, dass meine Nieren dadurch beschädigt werden. Ist meine Sorge berechtigt?
Antwort: Ja, bei Schmerzmitteln und Antibiotika treten oft Nierenfunktionsstörungen ein. Bei anderen Medikamenten wird oft davon ausgegangen, dass die Nierenfunktion normal ist. Eine Dosisanpassung sollte dann erfolgen, wenn die Ausscheidungen über die Nieren erfolgt und die Funktion eingeschränkt ist.
"Senknieren sind meist keine Gefahr."
Frage: Meine Mutter ist weit über 80 Jahre alt und weigert sich oft, genügend zu trinken. Kann ihr Verhalten ihre Nieren schädigen?
Antwort: Zu viel und zu wenig trinken kann schaden. Im Alter wird oft beobachtet, dass zu wenig getrunken wird. Hierunter können Nierensteine entstehen und Blutdruckabfälle ausgelöst werden. Zu viel trinken sollte man auch vermeiden. In der Regel reichen maximal zwei Liter am Tag aus.
Frage: Ich habe zu hohen Blutdruck und nehme seit Jahren blutdrucksenkende Tabletten. Sind die eine Gefahr für meine Nieren?
Antwort: Der größte Feind der Nieren stellt ein erhöhter Blutdruck dar. Deshalb versucht man in jedem Fall die Blutdruckeinstellung zu optimieren. Bei Nierenschädigung kommt es umgekehrt oft zu einem erhöhten Blutdruck, da die Nieren blutdrucksteigernde Hormone abgeben.
Frage: Seit Jahren leide ich unter zu niedrigem Blutdruck. Auch das Trinken von Kaffee oder Tee nutzen nichts. Ich bekomme davon nur Stiche in der Nierengegend. Was soll ich tun?
Antwort: Schmerzen in den Flanken gehen viel häufiger von der Wirbelsäule als von den Nieren aus. Bitte lassen Sie sich untersuchen. Übrigens: Auch wenn Sie viel Kaffee und Schwarztee trinken, können Sie Ihren Blutdruck nicht dauerhaft "ankurbeln". Aber das Koffein regt die Produktion von Urin an und dadurch kann der Körper mehr Flüssigkeit verlieren als getrunken wurde.
Frage: Ich habe kürzlich erfahren, dass ich Senknieren habe. Ist eine Operation notwendig?
Antwort: In den meisten Fällen stellen Senknieren keine Gefahr für die Gesundheit dar. Allerdings können sie unter Umständen zu einem Harnleiterverschluss oder Enge führen. Dadurch kann es dann zu einem Harnrückstau kommen, der Infektionen und ebenso Schädigungen der Nieren begünstigen kann. In solchen wirklich seltenen Fällen kann dann eine Operation notwendig werden.
"Wenige Zysten an der Niere sind meist harmlos."
Frage: Ich habe zwei etwa vier Zentimeter große Zysten an den Nieren. Das wurde schon vor Jahren bei einem Ultraschall festgestellt. Jetzt mache ich mir große Sorgen. Muss ich die Zysten operativ behandeln lassen?
Antwort: Nierenzysten sind mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume. Einige wenige Zysten sind meist harmlos und beeinträchtigen die Funktion der Nieren nicht. Das ist auch dann zutreffend, wenn sie vier Zentimeter und größer sind. Deshalb ist eine Operation oder Punktion auch nicht notwendig. Sollten sich allerdings zahlreiche Zysten in den Nieren befinden und bei Ihnen wird eine erbliche Veranlagung vermutet, handelt es sich möglicherweise um eine spezielle Krankheit. Diese Zystennierenerkrankung sollte unbedingt und zeitnah durch einen Nephrologen, also einen Nierenfacharzt, untersucht werden. Er wird dann entscheiden, ob und welche medizinischen Schritte eingeleitet werden müssen.
Frage: Ich habe sehr schlechte Nierenwerte und befürchte, dass ich zur Dialyse muss. Raten Sie mir zu einer Bauchfelldialyse?
Antwort: Mediziner unterscheiden zwischen der Hämodialyse und der Bauchfelldialyse. Bei der Hämodialyse filtert ein Apparat aus dem Blut die Schadstoffe heraus. Dafür muss der Patient dreimal wöchentlich für rund vier bis fünf Stunden in ein Dialysezentrum.
Bei einer Bauchfelldialyse werden dem Blut die Schlackenstoffe in der Bauchhöhle entzogen. In ihr befindet sich ein kleiner Katheter mit einer sterilen Flüssigkeit, die einige Male am Tage gewechselt werden muss. Die Bauchfelldialyse hat den Vorteil, dass der Patient sie nach einer kurzen Schulung selbst zu Hause, am Arbeitsplatz und auf Reisen durchführen kann. Der Kreislauf wird nicht so stark belastet und gerinnungshemmende Medikamente erübrigen sich oftmals. Wenn die Nieren noch eine gewisse Restfunktion haben, ist eine Bauchfelldialyse besonders gut geeignet. Und die Ergebnisse bei einer Nierentransplantation sind besser als bei einer Hämodialyse.
Frage: Ich habe seit Jahren kleine Nierensteine, die mich allerdings nicht beeinträchtigen und die ich deshalb auch nicht behandeln lassen möchte. Aber ich habe die Sorge, dass sich daraus Krebs entwickeln kann. Ist meine Sorge berechtigt?
Antwort: Eine Tumorgefahr durch Nierensteine besteht nicht. Allerdings können Nierensteine unter bestimmten Umständen den Abfluss des Harns behindern, Blutungen und Verletzungen hervorrufen sowie Bakterieninfektionen begünstigen. Spült Urin die Nierensteine nicht spontan heraus, ist eine Entfernung zu erwägen. Geeignete Steine in der Niere oder im oberen Teil des Harnleiters werden meist mit Ultraschallwellen zertrümmert, eine Operation ist dann nicht mehr erforderlich. Die Bruchstücke werden durch den Urin abtransportiert. Reichliches Trinken (Früchte- und Nierentees, Apfelsaft sowie kohlensäurearmes Mineralwasser) kann den Vorgang beschleunigen. Treten Nierensteine wiederholt auf, ist unbedingt eine Steinanalyse notwendig. Auch eine besondere Diät ist anzuraten, die muss arm an Oxalsäure sein. Sprechen Sie mit einem Urologen.
Zum "Tag der offenen Tür" mit Vorträgen und Führungen zum Thema Nierenerkrankungen lädt morgen, 14. März, von 13 bis 15 Uhr das KfH-Nierenzentrum Magdeburg, Fermersleber Weg 25, ein (neben der KfZ-Einfahrt zum Universitätsklinikum).