#Hochzeit Das große Tamtam ums Jawort
Wie andere heiraten - das hat man früher alle paar Jahre mal bei Freunden und Familie gesehen. Inzwischen sind durchgestylte Hochzeiten überall in den Sozialen Medien. Das kann Heiratswillige ganz schön unter Druck setzen.
Berlin (dpa) - Eine mehrstöckige Hochzeitstorte, ein klassisches weißes Brautkleid und die perfekte Blumendeko: Das große, pompöse Heiraten ist wieder modern.
Angeheizt wird das vor allem durch die Sozialen Medien. In Blogs können Heiratswillige zahlreiche Tipps bis zum kleinsten Detail finden. Via Facebook oder auf Instagram unter dem Schlagwort #Hochzeit sehen sie perfekt durchgestylte Feiern.
"Pinterest war quasi mein bester Freund", erzählt die Innenarchitektin und Bloggerin Sandra Lagoudis-Eckel über die Monate vor ihrer Hochzeit. Auch in anderen Sozialen Medien informierte sie sich. Bei Facebook war sie in Hochzeitsgruppen, bei Instagram postete sie auch auf ihrem eigenen Account. "Der Austausch dort mit den anderen Bräuten war unheimlich toll", sagt sie. "Obwohl ich auch zugeben muss, dass es einen
teilweise schon unter Druck gesetzt hat, wenn man gesehen hat, wer was alles geplant, gebastelt, gekauft hat." Auch Experten sehen darin einen Grund für den Trend zur perfekten Style-Trauung.
"Fast jede Hochzeit hat ein Motto und ein Farbschema - und das muss auch durchgezogen werden", sagt Ina Froehner, Pressesprecherin beim Online-Portal Dawanda. Das Brautpaar mag Roségold und wählt das als sein Farbschema - dann soll alles von den Einladungskarten bis zur Dekoration dem entsprechen. "Hochzeiten sind in den letzten Jahren einhergehend mit dem Social-Media-Trend durchgestylter", sagt die Deko-Expertin. Auch sie sieht als Hauptgrund das Internet: "Das sind ja Tausende Anregungen zu jedem Detail."
Nicht immer haben Brautpaare auf all diese Details Wert gelegt - vor rund 15 Jahren galt es nahezu als verpönt, als spießig klassisch im weißen Brautkleid und einer großen Location zu heiraten. "Es gibt klassische Elemente, die jahrelang nicht besonders wichtig waren - und die jetzt in moderner Form wiederkommen", sagt Froehner. Ein Beispiel ist die Hochzeitstorte: "Wo vielen vor rund zehn Jahren ein Erdbeerkuchen reichte, soll es jetzt doch wieder etwas Mehrstöckiges sein." Auch bei der Tisch-Dekoration, Ringkissen und Gastgeschenken seien vielen Paaren die Details wichtig.
In den Medien geben auch Prominente immer wieder Einblick in ihren schönsten Tag. Traumhochzeiten im Ausland und mondäne Trauungen in Königsfamilien zeigen, was sich aus dem schönsten Tag im Leben machen lässt - wenn das Budget stimmt. 5000 bis 15 000 Euro geben die Deutschen laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" im Durchschnitt für ihre Hochzeit aus. Vor einigen Jahrzehnten sei es unvorstellbar gewesen, mehrere Monatsgehälter in eine Feier zu investieren. Einen der Gründe finden die Autoren im Werk "Der Konsum der Romantik" der Soziologin Eva Illouz. Wer viel Geld investiert, zeige, wie ernst er es meine, heißt es dort.
Bettina Funke-Redlich ist Sprecherin des Bundes deutscher Hochzeitsplaner - auch sie und ihre Kollegen beobachten, dass die ganz große Hochzeitsparty mit Live-Musik und viel Tamtam wieder gefragt ist. "Wir spüren diese Entwicklung auch bei der Auswahl von Locations", sagt sie. "Inzwischen geht der Trend wieder zu sehr edlen Locations wie imposanten Schlössern, Orangerien und Festsälen. Auch die Brautkleider und die gesamte Inszenierung der Hochzeit sind glamouröser geworden." Geprägt habe den Wunsch nach einer Märchenfeier auch der opulente Hochzeitsmarkt in den USA.
Die Location sei dabei das A und O - darauf werde alles andere aufgebaut. Und wer in stilechter Kulisse heiraten will, muss früh dran sein und gut planen, meint Funke-Redlich. Schließlich seien die schönsten Orte zum Feiern oft schon ein Jahr im Voraus ausgebucht. Und: Vielen Paaren reichen zum Planen nicht mehr die Familie und die Trauzeugen, sie geben viel Geld für professionelle Planer aus. Das spüre ihr Berufsstand sehr deutlich, sagt Funke-Redlich. "Als ich vor 16 Jahren mit der Hochzeitsplanung begann, wusste man in Deutschland kaum, was ein Hochzeitsplaner ist." Inzwischen haben viele so hohe Ansprüche und brauchen so viele Dienstleister, dass sie sich lieber Hilfe holen - und dafür viel Geld ausgeben.
Sandra Lagoudis-Eckel hat damals eineinhalb Jahre vor der Trauung mit den Planungen begonnen. "Es musste alles zusammenpassen und natürlich zum Konzept." Trotzdem war es ihr wichtig, nicht alles mitzumachen: "Als wir geheiratet haben, sah man überall das Thema Vintage, Jute, rustikale Einflüsse, enge Spitzenkleider." Das sei ihr und ihrem Mann relativ egal gewesen, sie selbst trug ein ausladendes Prinzessinenkleid - viel wichtiger sei es ihnen gewesen, sich selbst treu zu bleiben.