Weihnachten Ein Besuch beim Nürnberger Christkind
Was Kinder nicht alles werden wollen, wenn sie mal groß sind. So manche Eltern belächeln ihre Kleinen - so wie Ronald Ammon. Seine Tochter Rebecca meinte es aber ernst mit dem Wunsch, Christkind zu werden. Und hat es geschafft.
Nürnberg (dpa) - Noch keine 18 Jahre ist Rebecca Ammon alt - und kann schon mal einen Haken hinter ihren größten Traum machen. Seit kurzem darf sie sich Nürnberger Christkind nennen. Ihr Leben und das ihrer Familie steht nun Kopf.
Den Medienrummel um ihre Person nimmt Rebecca aber gelassen. "Ich finde es fast schlimmer, ein Referat zu halten, als mit der Presse zu sprechen", sagt die Schülerin in ihrem schon recht weihnachtlich geschmückten Haus im Südwesten Nürnbergs.
Eines wusste Rebecca schon als Kind felsenfest: Christkind wollte sie werden - unbedingt. "Als ich als Kind das Christkind sah, hatte ich immer ein Strahlen im Gesicht und habe mich toll gefühlt", erzählt sie. Sie habe sich dann vorgestellt, dass auch viele andere Menschen dieses Gefühl hätten. Das Christkind sei für sie etwas Besonderes, eine Figur, "die man nicht alle Tage sieht."
Immer wieder habe sie ihrer Familie mit ihrem Wunsch in den Ohren gelegen, erinnert sich Rebecca. So richtig ernst nahm Vater Ronald Ammon den Traum seiner Tochter nicht, wie er zugibt. Wenn sie klein seien, erzählten Kinder ja immer ganz gerne, was sie einmal alles werden wollten, sagt der Papa. "Da gibt man noch nicht so viel darauf." Umso stolzer ist er, dass es tatsächlich geklappt hat. "Außergewöhnlich ist es auf jeden Fall", sagt Ammon über die neue Rolle der Tochter. "Man lernt da viele Leute kennen, pflegt Kontakte, spricht mit der ganzen Welt." Das sei eine Chance, die sich sonst nicht biete.
Mutter Renate Ammon wirkt geplättet von dem Hype um die Tochter. "Der ganze Medienaufwand - das überfällt einen", sagt sie - und denkt an den Moment zurück, als Rebecca zum Christkind gekürt wurde. Gleich darauf habe sie ein erstes Live-Interview zum Erfolg ihrer Tochter geben müssen - dabei "waren da so viele Emotionen".
Rebecca selbst ging das Christkind-Casting relativ cool an. Zwar sei sie vor ihrem Auftritt vor der Jury sehr aufgeregt gewesen. Als sie dann im Raum war, habe sie versucht, das einfach auszublenden - "was relativ gut funktioniert hat", erzählt Rebecca. "Ich habe einfach versucht, ich selbst zu sein und mich so zu zeigen, wie ich als Christkind wäre."
Rebecca wirkt in der Tat natürlich und unbeschwert, weiß sich aber durchzusetzen. Selbstbewusst dirigiert der Teenager im Wohnzimmer Papa und Mama beim gemeinsamen Fotoshooting. "Wir wissen, wer momentan der Chef ist", sagt Vater Ronald mit einem Schmunzeln.
Rebecca mag Hobbys mit viel Bewegung. Von 2012 bis 2016 hat sie Klettersport betrieben. Und mit fünf Jahren hat sie mit Gardetanz angefangen, seit 2015 macht sie Standardtänze - Wiener Walzer, Samba, Salsa.
Bei einem Auslandsaufenthalt in den USA habe sie viel von einem Problem mitbekommen, das auch hierzulande verstärkt ein Thema ist: Obdachlosigkeit. Erst vor kurzem habe sie aus der Zeitung erfahren, dass in ihrer Heimatstadt Nürnberg immer mehr Menschen auf der Straße lebten, sagt Rebecca. "Das ist nicht gut." Auch Mutter Renate zeigt sich besorgt - und verweist auf Berichte, wonach auch immer mehr Kinder in Deutschland von Obdachlosigkeit betroffen seien.
Solchen Kindern könne das Christkind Mut machen, indem es für sie da sei, sagt Rebecca. "Und indem das Christkind keine Angst hat und einfach auf sie zugeht und ihnen von Weihnachten erzählt. Oder mit ihnen Lebkuchen isst."
Überhaupt wisse sie, dass in der Vorweihnachtszeit auch schwierige Termine auf sie warteten - etwa auf Krebsstationen in Krankenhäusern. Darauf werde sie von ihren Betreuern aber vorbereitet. Aber letztlich müsse man das von der Situation abhängig machen, wie man da reagiere, sagt die 17-Jährige - und ist optimistisch: "Das wird schon." Rebecca Ammons erste große Bewährungsprobe steht am 1. Dezember an: Dann eröffnet sie von der Empore der Frauenkirche aus den berühmten Nürnberger Christkindlesmarkt.