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Scheue Tiere erkunden ungewohnte Umgebung Stück für Stück Geduld mit Katzen haben

05.04.2013, 01:10

München (dpa) l Wer schon mal eine neue Katze zu sich geholt hat, kennt die Situation: Da ist einem das Tier beim Züchter vielleicht noch um die Beine gestrichen. Doch in der neuen Umgebung versteckt es sich unter dem Sofa.

Halter sollten trotzdem nicht gleich den Mut verlieren. Mit viel Ruhe und ein paar Rückzugsmöglichkeiten wird aus dem scheuen Tier doch noch eine Schmusekatze. Dabei sollten Halter jedoch ein paar Verhaltensregeln beachten. Regel Nummer eins: Die Katze sollte in den ersten Tagen in Ruhe gelassen werden. "Halter sollten das Tier allein seine neue Umgebung erkunden lassen. Die Katze braucht Zeit, alles zu beschnuppern und kennenzulernen", sagt Katzenpsychologin Katja Rüssel aus München.

Besitzer sollten außerdem nachts die Schlafzimmertür offen lassen. Katzen erkundeten eine neue Umgebung gern im Dunkeln, weil sie sich da sicher fühlen. Erlebt das Tier den Menschen ruhig und schlafend, traut es sich eher, Kontakt aufzunehmen. Regel Nummer zwei: Direkten Blickkontakt vermeiden. "Anstarren wird im Tierreich als Angriff gewertet. Das Tier könnte sich so in die Enge getrieben fühlen", erklärt die Berliner Tierpsychologin Gabriele Zuske. Besser sei es, der Katze ab und zu mal zuzublinzeln. Das gilt bei den Tieren als Beschwichtigungssignal und hilft ihnen, Vertrauen zu fassen.

Regel Nummer drei: Eine Katze braucht Rückzugsmöglichkeiten. "Viele Tiere wollen die neue Umgebung aus sicherer Entfernung beobachten. Eine Decke über den Stuhl geworfen oder etwas Platz unter dem Sofa geben ihnen dabei Sicherheit", sagt Klaus Kutschmann von der Bundestierärztekammer. Traut sich eine Katze über lange Zeit nicht aus ihrem Versteck, können Besitzer Fressnapf und Katzenklo in unmittelbarer Nähe aufstellen, rät der Tierarzt aus Magdeburg.

Scheue Katzen sind meist trotzdem neugierig. Versteckt sich das Tier seit Tagen unter dem Sofa, lässt es sich vielleicht mit Hilfe von Spielzeug aus der Reserve locken. "Der Jagdtrieb ist oft größer als die Scheu", sagt Rüssel. Ein kleiner Ball, der am Versteck vorbeigerollt wird oder eine Katzenangel wecken schnell das Interesse des Tieres. Tierpsychologin Zuske rät, Kartons mit Löchern aufzustellen, aus denen Federwedel herausschauen.

Wie lange das scheue Verhalten des neuen Mitbewohners anhält, sei bei jedem Tier unterschiedlich. In den meisten Fällen habe sich die Katze nach einer Woche eingelebt, sagt Kutschmann.

Wird sie aber über einen längeren Zeitraum nicht zutraulicher, sollten Halter überlegen, ob es an ihnen liegt. "Vielleicht ist die Wohnung nicht artgerecht eingerichtet oder kleine Kinder, die in der Familie leben, bedrängen das Tier", sagt Kutschmann. Der Mediziner rät, in diesem Fall den fachkundigen Rat eines Tierarztes einzuholen.