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Unverträglichkeit Wenn die Duftkerze die Augen tränen lässt

Duftstoffe sind ein häufiger Auslöser von Kontaktallergien. Und so können die Gerüche der gerade zur Weihnachtszeit beliebten Duftkerzen bei manchen Menschen unerwünschte Nebenwirkungen auslösen.

Von Tom Nebe, dpa 09.12.2021, 04:31
Duftkerzen sollen für einen angenehmen Geruch im Raum sorgen, können aber auch allergische Reaktionen auslösen.
Duftkerzen sollen für einen angenehmen Geruch im Raum sorgen, können aber auch allergische Reaktionen auslösen. Christin Klose/dpa-tmn

Göttingen - Duftkerzen erzeugen mit ihrem Geruch bestenfalls ein Gefühl der Entspannung und Heimeligkeit. Doch im schlechtesten Fall führen sie zu juckenden Augen, laufender Nase, Atemproblemen oder Ausschlag.

„Es gibt Menschen, die neigen dazu, auf bestimmte Düfte oder Gerüche überempfindlich zu reagieren“, sagt der Allergologe Professor Thomas Fuchs. Das kann auch für von Duftkerzen verströmte Gerüche gelten.

Häufig stecken Reizungen und Irritationen der Schleimhäute hinter diesen Reaktionen auf die durch die Luft getragenen Riechstoffe der Kerze. Man spricht von allergieähnlichen Symptomen.

Kontaktekzem möglich

Auslöser kann aber auch tatsächlich eine Allergie sein. Diese muss sich nicht unbedingt durch Atemwegsbeschwerden oder Tränen bemerkbar machen. Es gebe Bestandteile in Duftkerzen, die ein allergisches Kontaktekzem auslösen können, selbst wenn sie über die Luft getragen werden, so Fuchs. Das könne sich etwa am Handrücken und insbesondere im Gesicht bemerkbar machen, sagt der Vizepräsident des Ärzteverbands Deutscher Allergologen.

Stoffe, die für so eine Reaktion sorgen können, seien unter anderem Linalool, Zimtverbindungen, Zitrusaromen oder andere Terpene.

Das Problem ist: Anhand ihrer Beschriftung sei beim Einkauf der Kerzen kaum zu erkennen, ob sie möglicherweise allergieauslösende Stoffe enthielten, sagt Fuchs. „Es hilft nur, seine Schlüsse zu ziehen, wenn man Reaktionen bemerkt: Eine Konsequenz kann dann sein, diese Kerze zu verschenken.“

Viele Duftstoffe gar nicht untersucht

Es gibt 26 potenziell allergieauslösende Duftstoffe, die ab einer bestimmten Menge meist auf den Produkten deklariert werden. Doch das ist keine Garantie, wenn man Marike Kolossa-Gehring folgt: „Wir haben insgesamt 3000 Duftstoffe, die eingesetzt werden, von denen die überwiegende Zahl überhaupt nicht untersucht ist“, sagte die Expertin vom Umweltbundesamt in einem Bericht der RBB-Sendung „Super.Markt“.

Das heißt: Auch wenn kein womöglich problematischer Stoff deklariert wird, sind allergische Reaktionen deshalb nicht ausgeschlossen.

Natürliche Aromaöle nicht per se unproblematisch

Von dem Tipp, vorsorglich auf Kerzen mit natürlichen Aromaölen zu setzen, würde Allergologe Thomas Fuchs nicht zu viel erwarten. „Natürliche Aromaöle sind ebenfalls chemische Stoffe, sie sind nur nicht synthetisch hergestellt“, sagt er. Die Duftstoffe der natürlichen Öle atmen wir ebenfalls ein oder bekommen sie auf die Haut. „Ohne Frage gibt es Personen, die auch damit Probleme haben und sich krank fühlen.“

Duftunverträglichkeiten zeigen sich oft im Zusammenhang mit Parfüms oder Shampoos. Wo sie aufgesprüht, oder aufgetragen und danach nicht ausreichend gut abgespült werden, entwickeln sich bei betroffenen Menschen Rötungen und kleine Knötchen. Die Haut juckt.

Entzündungshemmende Mittel auf Basis von Cortison können gegen diese Beschwerden helfen. Ansonsten bleibt tatsächlich vor allem der Tipp: Das fragliche Produkt meiden.

Pflastertest als Nachweismöglichkeit

Das Problem ist, dass oft nur sehr schwer zu bestimmen ist, welcher Duftstoff eine Reaktion konkret ausgelöst hat. „Es gibt eine große Anzahl chemischer Stoffe, die im Duftstoffbereich verwendet werden dürfen und die allergische Reaktionen auslösen können“, sagt Fuchs. Oft kommen in einem Produkt hunderte von Riechstoffen vor. Ungeklärt ist zudem, ob und wie bestimmte Stoffe miteinander reagieren.

Hegt man dennoch einen ganz konkreten Verdacht gegen einen bestimmten Stoff, lässt sich eine mögliche Kontaktallergie durch einen Epikutantest nachweisen. Dabei werden Pflaster mit den fraglichen Allergenen auf die Haut geklebt. Nach einem gewissen Zeitraum zieht man diese wieder ab und schaut, ob und wo sich Hautreaktionen zeigen.