Handysucht – Von Nomophobia und SMS-Daumen
Die Sucht nach dem Handy wirkt auf den ersten Blick absurd und komisch: Fast jeder kennt Anekdoten über Menschen, die ihr Mobiltelefon kaum noch aus der Hand legen und somit zum Gespött von Freunden und Verwandten werden. Auch der SMS-Daumen, der schlicht eine Sehnenscheiden-Entzündung darstellt und durch zu schnelles Tippen verursacht werden kann, wird meist nur müde belächelt, weil man dafür schon ungewöhnlich viel auf der Handytastatur schreiben muss. Doch bei näherem Hinsehen erkennt man, dass sich gerade bei Jugendlichen tatsächlich ein Suchtpotential entwickeln kann.
Bloß nicht ohne Handy
Bei der Sucht geht es natürlich weniger um das Gerät an sich, als vielmehr um die Möglichkeiten, die es bietet. Schließlich sind die neuen Smartphones wahre Alleskönner; und der Anschluss an das Internet erledigt den Rest. So kann man die Handysucht also eher in eine Internetsucht, eine Spielsucht oder jede andere Sucht gliedern, die sich mit dem Mobiltelefon befriedigen lässt.
Menschen, die es beispielsweise nicht ertragen können, wenn sie unterwegs nicht über ihr Handy erreichbar sind, nennt man "Nomophobiker". Dieses Kunstwort steht für "No-Mobile-Phone-Phobia" und bedeutet so viel wie "Kein-Handy-Angst". Diese Leute befürchten, irgendetwas aus dem privaten oder beruflichen Umfeld zu verpassen, wenn sie ihr Mobiltelefon nicht dabei haben. Zwei britische Studien aus den Jahren 2008 und 2012 belegen, dass die Anzahl der Betroffenen stetig steigt. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass Online-Dienste und soziale Netzwerke immer mehr Einfluss auf unser Leben nehmen.
Wo es zu Beginn nur SMS, E-Mails und natürlich das Telefon gab, buhlen nun zusätzlich Facebook, Twitter, WhatsApp und viele weitere Dienste um die Aufmerksamkeit des Handy-Nutzers. Wer befürchtet, zu dieser Kategorie Mensch zu gehören, der kann bei OTTO einen nicht ganz ernst gemeinten Suchttest durchführen.
Digitales Zocken
Auch das Spielen gehört zu den Süchten, die auf dem Smartphone ausgelebt werden können. Was in Computerkreisen schon längst ein Thema ist, wirkt sich nun langsam auch auf den Bereich der Handys aus. Im schlimmsten Fall handelt es sich um eine Spielsucht, wie sie auch in der realen Welt vorkommt: Das Zocken um Geld. Online-Casinos in denen man digital Poker, Black-Jack und Roulette spielen kann, gibt es reichlich. Zwar wandert das Geld nicht direkt über den Spieltisch aber in ganz realen Zahlen von einem Konto zum anderen. Aber auch wenn es nicht um Geld geht, kann das Spiel zu einer Sucht werden. Fälle, in denen Jugendliche sich nicht mehr ohne fremde Hilfe von einem Videospiel trennen konnten, häufen sich.
Überhaupt sind Jugendliche und Kinder besonders gefährdet, wenn es um das Thema Sucht geht. Suchtexperten sind sich einig, dass eine gestärkte Persönlichkeit am besten gegen eine Sucht ankämpfen kann, oder ihr entgeht. Jugendliche sind jedoch oft aus verschiedenen Gründen verunsichert, flüchten sich deshalb in eine Sucht oder suchen Bestätigung in der digitalen Welt.
Mitmachen statt ausblenden
Bei allen Gefahren sollte man nicht vergessen, welchen enormen Nutzen man aus den modernen Mobiltelefonen ziehen kann. Es geht wie bei vielen Dingen darum, sich mit der Problematik auseinanderzusetzen und gerade Kinder und Jugendliche für den Umgang mit den neuen Medien zu sensibilisieren. Eltern erhalten wichtige Informationen dazu auf www.schau-hin.info. Die Initiative des Bundesministeriums für Familie und verschiedene Mediengesellschaften bietet Erziehenden Orientierung in der digitalen Welt und gibt hilfreiche Tipps zum Umgang mit Medien. Wer die Konfrontation nicht scheut, wird schnell erkennen, dass man sich gegen Gefahren schützen und die Vorteile nutzen kann.