Probiodrug AG aus Halle (Saale) geht mit neuesten Forschungsergebnissen an die Öffentlichkeit Hoffnung auf neue Alzheimer-Therapie
Die Probiodrug AG aus Halle (Saale) hat einen neuen Ansatz zur erfolgreichen Behandlung der Alzheimerschen Krankheit gefunden - weltweit einmalig. Auch das Magdeburger Leibniz-Institut für Neurobiologie war daran beteiligt.
Halle/Magdeburg (rgm) l Das Hallenser Unternehmen ist der neue Hoffnungsträger für Alzheimerkranke und deren Angehörige. Die Firma Probiodrug aus Halle an der Saale entwickelte gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Amerika, Österreich und Deutschland Wirkstoffe, die die Alzheimer-Krankheit stoppen und heilen sollen. Auch das Leipziger Paul-Flechsig-Institut ist an dieser Entwicklung beteiligt. Und das Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg.
In der renommierten Fachzeitschrift "Nature" veröffentlichen die Hallenser Forscher jetzt Daten zur Behandlung von Mäusen mit Alzheimer-Symptomen mit kleinen Molekülen (Peptiden). Die Daten belegen, so die Wissenschaftler, dass die Blockade des Enzyms Glutaminylzyklase (QC) sich möglicherweise zur Kausalbehandlung der Alzheimerschen Erkrankung eignet.
Mit anderen Worten: Ein bestimmtes Enzym löst die für Alzheimer typischen besonders gefährlichen Eiweißablagerungen aus und das führt zum Absterben der Nervenzellen. "Das ist ein völlig neuer Ansatz", so Prof. Dr. Hans-Ulrich Demuth, Forschungsvorstand der Probiodrug AG. "Deshalb veröffentlichte auch ,Nature\' unsere Ergebnisse."
"Signifikante Belege für unsere Hypothese."
"Diese Veröffentlichung liefert signifikante Belege für unsere Hypothese, dass pyroGluAß Peptide eine wichtige oder sogar die entscheidende Rolle bei der Auslösung des Nervenzellverlustes spielen, den wir bei der Alzheimerschen Demenz beobachten", sagte Prof. Dr. Hans-Ulrich Demuth der Volksstimme.
Was haben die Wissenschaftler nun genau herausgefunden? "Die Forschungsarbeiten laufen schon seit mehreren Jahren", so der Magdeburger Wissenschaftsjournalist Uwe Seidenfaden. "Die Experten haben ein Eiweißmolekül - ein mutiertes Tau-Protein - untersucht, das vermutlich mit der Erkrankung an Alzheimer in Verbindung steht. Das Protein haben sie in Mäuse-Gehirne eingesetzt - damit die Tiere Alzheimer-Symptome zeigten", so Seidenfaden. "Dann haben die Forscher die Versuchstiere (Mäuse) mit den von ihnen entwickelten kleinen Molekülen geheilt."
"Die Hallenser haben einen völlig neuen Ansatz gefunden", gratuliert Prof. Dr. Dr. Jens Pahnke, Klinik für Neurologie der Universitätsklinik Magdeburg. "Er ist ein erster und ganz wichtiger Schritt, wenn wir im Kampf gegen Alzheimer Erfolg haben wollen. Und darüber freue ich mich sehr. Denn die alten Ansätze, die es immer wieder gab, haben zu keinem Erfolg geführt."
Auch vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und vom Leibnitz Institut in Magdeburg kommt Lob. Prof. Klaus Reymann: "Der Ansatz ist eine Hoffnung, die noch der klinischen Überprüfung bedarf. Es wurde eine Möglichkeit eröffnet, wirksame Medikamente zu entwickeln." Nicht ohne Stolz fügt Prof. Reymann hinzu: "Das Leibnitz Institut Magdeburg hat mit seinen Zellkulturenmodellen einen Anteil daran."
Viel Lob also von den Experten für die Kollegen aus Halle. Haben sie den Durchbruch bei der Bekämpfung von Alzheimer geschafft? "Wissenschaftlich ja", so Prof. Dr. Demuth gegenüber der Volksstimme. "Wir haben ein tolles Ergebnis erreicht, es untermauert unsere medikamenten Ansätze, die wir seit 2004 verfolgen." Der Wissenschaftler fügt sofort hinzu: "Ein Durchbruch ist aber erst dann gegeben, wenn wir Erfolge nicht nur bei Tierversuchen haben, sondern bei Menschen."
"Bis zum Medikament können noch Jahre vergehen."
Damit haben die Wissenschaftler jetzt in Halle begonnen. Diese zweite Phase sieht vor, dass Wirkstoffe an gesunden Menschen erprobt werden. "Wir müssen die Sicherheit haben, dass die Wirkstoffe keine giftigen Nebenwirkungen haben", so Prof. Dr. Demuth. "Dazu sind aufwändige klinische Test notwendig, die jeder neu entwickelte Wirkstoff vor seiner Zulassung durchlaufen muss." Wie lange werden diese Tests dauern? "Frühestens in sieben bis zehn Jahren können diese abgeschlossen sein."
Wird die Volkskrankheit Alzheimer mit den neuen Erkenntnissen aus Halle an der Saale in dieser absehbarer Zeit ihre Schrecken verlieren? "Bis erstmals auch kranke Alzheimer-Patienten behandelt werden, können noch mehrere Jahre vergehen", schätzt Uwe Seidenfaden.
Ähnlich sieht es auch Sabine Jansen, Geschäftsführerin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V., Selbsthilfe Demenz, in Berlin: "Forschung ist ein langwieriger Prozess. Auch in der Vergangenheit hat es immer wieder angeblich bahnbrechende Erfolge gegeben, die nicht zu einer Therapie geführt haben, die den Kranken wirklich Besserung gebracht haben. Von daher müssen wir zunächst abwarten und sollten nicht allzu viel Hoffnung verbreiten, sondern alles daran setzen, für die jetzt Betroffenen das Leben besser zu gestalten", sagt sie der Volksstimme.
"Liebe und auch Fürsorge werden Alzheimer-Patienten immer brauchen", so Prof. Dr. Hans-Ulrich Demuth.